Zu zweit läuft's besser.

Transgrancanaria 2012 – ohne mich

Transgrancanaria 2012 – ohne mich
8. März 2012 Henrik

Es sollte mein Frühjahrshighlight werden, aber schon lange vor dem Frühjahr war klar, dass der Transgrancanaria 2012 ohne mich stattfinden muss. Es muss trotzdem ein schwacher Moment gewesen sein, als ich mich für diesen Trail angemeldet hatte. Denn der hat es wirklich in sich. Obwohl ich die Teilnahme vorab storniert hatte, flog ich in der letzten Woche trotzdem nach Gran Canaria, um das Spektakel anzuschauen und ein paar Tage Sonne zu tanken. Heraus kam ein Mini-Trainingslager im schönen Las Palmas, wo sich das Ziel des Transgrancanarias befindet. Der Lauf hat mit The North Face inzwischen einen prominenten Namenspaten und Sponsor. Es werden vier Strecken angeboten, auf denen sich insgesamt ca. 1.800 Teilnehmer bewegen: 24 Km (“Starter”), 42 Km (“Maratón”), 96 Km (“Sur-norte”) und die Königsdistanz 123 Km (“Transgrancanaria”). Ich hatte mich für den Marathon registriert. Allein auf dieser Distanz sind 3.400 Höhenmeter zu bewältigen, mehrheitlich abwärts. Der Lauf startet in den Bergen und führt über Stock und Stein hinunter in die Hafenstadt Las Palmas im Nordosten Gran Canarias.

Allein die Logistik ist herausfordernd, hier muss man gut planen und am besten natürlich die Strecke schon mal abgelaufen sein. Der Veranstalter lässt nur vollständig ausgerüstete Läufer starten, ohne Stirnlampe, Wärmedecke, Trinkrucksack und Mobiltelefon geht nichts. Für Zuschauer gibt es nach dem Start kaum Möglichkeiten, überhaupt an die Strecke ranzukommen. Lediglich die beiden Verpflegungspunkte in Teror (Km 16) -hier startet auch der 24 Km-Lauf- und Tenoya (Km 31) sind mit dem Auto anfahrbar. Und was wir dort miterleben und an Stimmung aufsaugen konnten, war schon spektakulär. Schon in Teror war so gut wie kein Läufer mehr laufend unterwegs, wobei die Ultras dort schon 72 bzw. 98 Km in den Beinen hatten. Das lässt zumindest erahnen, wie brutal die Strecke in den Bergen sein muss. Wir konnten den Start des “Bambinilaufs” über die 24 Km verfolgen und beobachten eine Weile, wie die Läufer sich verpflegten und erholten. Man konnte die Distanz an der Farbe der Leibchen erkennen. Den späteren Sieger (3:33h) verpassten wir allerdings knapp, dafür erwischten wir die Führende bei den Frauen, Christine Buchholz. Die Stimmung wurde durch eine Blaskapelle mit Samba-Tänzerinnen aufgepeppt. Das Bergdorf bot dafür das perfekte Setting. Ansonsten dürfte die Zuschauerbeteiligung entlang der Strecke trostlos sein. Bei diesem Lauf ist man auf sich allein gestellt. Der zweite Marathon-Versorgungspunkt bei Km 31 liegt in einem Flussbett. Eine Schlange von Läufern schob sich herunter. Für jeden Anfeuerungsruf bedankten sich die Teilnehmer ganz artig, offensichtlich gab es davon nicht viele entlang der Strecke. Das Ziel der Strapazen befindet am Plaza de la Musica am Stadtstrand von Las Palmas. Hier herrscht Volksfeststimmung. Einen Hexenkessel darf man aber nicht erwarten, dazu erstreckt sich der Einlauf über 12 Stunden. Um 12:54 Uhr -also 12:54h nach dem Start um Mitternacht- lief Sebastian Chaigneau als Sieger über die 123 Km ins Ziel – ein neuer Streckenrekord. Die Siegerin der Frauenwertung wurde disqualifiziert, weil sie einen Checkpoint nicht passiert hatte. Warum 5 Tage nach dem Rennen immer noch keine Ergebnislisten veröffentlicht wurden, erschließt sich mir nicht. Auf der Homepage heißt es nur lapidar, man möge sich auf Twitter und Facebook informieren. Und überhaupt sind die Informationen auf Englisch sehr spärlich.

Die vielen Eindrücke des Laufs haben mich durchaus bestärkt, 2013 einen neuen Anlauf auf den Marathon zu nehmen. Allerdings nehme ich ein paar Erkenntnisse mit, ohne die ich wohl in diesem Jahr ziemlich eingegangen wäre.

  • Respekt und Streckenkenntnis: es wird so gut wie gar nicht auf Straßen gelaufen, zumindest ein Großteil der Strecke sollte vorher abgelaufen werden
  • Ausrüstung: es wird Zeit für das Trail-Equipment beim großen Salomon-Schaulaufen
  • Checkpoints: unbedingt einprägen und passieren
  • Vorbereitung: Ende November 2012 muss eine Intensivvorbereitung mit vielen Höhenmetern starten
  • Unterstützung: Helfer auf und an der Strecke sind unbedingt nötig

Zum Thema Ausrüstung: auch der Sonnenschutz ist in den Bergen entscheidend. An dieser Stelle dankeschön an mysportworld für die UVEX Sonnenbrille, die ich auch schon im Laufcamp auf Lanzarote eingesetzt hatte. Die Brille sieht nicht nur gut aus, sondern schützt auch wirksam vor UV-Strahlung. Selbst bei Tempoläufen sitzt sie sicher und angenehm auf der Nase.

Der Transgrancanaria ist eine Trail-Herausforderung, für die eine gezielte Vorbereitung unabdingbar ist. Ein paar Trainingstipps hat der Sieger von 2011 auf RunnersWorld zusammengetragen. Vielleicht wecken die Bilder und der Clip ja eure Sehnsüchte. Wer kommt mit im nächsten Jahr?

Get Ready For S3 EP01 - The North Face® Transgrancanaria® 2012 Epic Moments

7 Kommentare

  1. marek 12 Jahren vor

    Na, im Nachhinein war es wohl doch ganz gut, dass es mit der Vorbereitung nicht geklappt hat. Das hoert sich sehr anspruchsvoll an.
    Aber sicher eine eine Riesen herausforderung! Und zu zweit auch si het machbar…

  2. karsten 12 Jahren vor

    Support gerne, wenn ich nicht so sehr auf den Geschmack komme bis Ende des Jahres und den Halbmarathon selber mitlaufe. 🙂

  3. Din 12 Jahren vor

    Das scheint ein gewaltiges Unterfangen zu sein und für mich sehr beeindruckend, was man alles mitnehmen muss. Das Gepäck ist dann wohl auch nicht als erschwerender Faktor zu unterschätzen neben all den Höhenmetern, die auch noch dazu kommen. Respekt vor jedem, der schon die Vorbereitung in Angriff nimmt.

  4. Andreas 12 Jahren vor

    Na, das ist tatsächlich eine Herausforderung! Da sieht so ein deutscher Städtemarathon ja wie ein Spaziergang aus…

  5. Simone aus Berlin 12 Jahren vor

    Ich habe am 123 Kilometerlauf teilgenommen und bin die Strecke vorher nicht abgelaufen und hatte auch keine Leute am Streckenrand.Mit genügend Kilometern in der Vorbereitung(auch nur am Teufelsberg Berge gelaufen)ist das trotzdem möglich!!!Ich rate aber unbedingt davon ab,ihn bei nicht genügender Ultraerfahrung zu probieren,selbst ich fand ihn sehr anspruchsvoll!!!

  6. Andreas 12 Jahren vor

    Der Lauf ist wirklich hart, bin auf dr 123 km Strecke gestartet und obwohl ich mich auf einiges eingestellt habe, hätte ich ihn mir nicht so schwer vorgestellt. Hatte mich zwar mit dem Profil beschäftigt aber die vielen kleinen steilen An- bzw. Abstiege sind dort nicht ersichtbar. Als Hauptschwierigkeit sahe ich vor allem diese sehr stelen Bergauf u. -ab Passagen. desweiteren ist wo der sehr rauhe Untergrund, schroffe Felsen bzw. auf den letzten 20km das steige Flußbett. Darauf war ich nicht eingestellt. Ansonsten lief es bis auf den Abschnitt zw. km 60-82 richtig schlecht. Für diese 20 km habe ich schon 6h+30min Pause beim Chekpoint km82 gebraucht,0-60km in 8h und 82-123km in 5:15h waren im Plan. Meine Vorbereitung habe ich ebenfalls nur im Flachland (Berlin)gemacht. Zu deinen Anmerkungen, Streckenerfahrung ist immer vom Vorteil, die Ausschilderung war aber sehr gut. Auch Helfer sind immer vom Vorteil aber nicht zwingend notwendig. Ich denke das ich im nächsten Jahr bestimmt wieder an den Start gehe.
    Gruß Andreas

  7. Marek 12 Jahren vor

    @Simone, Andreas: danke für eure Erfahrungsberichte! Ist ja stark, dass ihr beide dabei gewesen seid, herzlichen Glückwunsch zum Finish! Henrik denkt nur laut über den 42k-Lauf nach, die 123km sind sicher außer jeglicher Reichweite für uns. Spannend, dass auch Berliner an solch einem Event teilnehmen! Vielleicht sieht man sich ja im kommenden Jahr?

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