Zu zweit läuft's besser.

Trailscouts wir waren

Trailscouts wir waren
4. Juli 2016 Henrik

Die Vorbereitung auf den Transalpine-Run vom 04.-11.09.2016 läuft auf Hochtouren. Als der Veranstalter PLAN-B vor ein paar Wochen die vier Trailscout-Wochenenden ins Leben rief, nutzte ich sofort die Gelegenheit und meldete mich für Etappe 3 und 4 an. Das sind die beiden extremen Etappen des Parcours in diesem Jahr. Etappe 3 von Imst nach Mandarfen im Pitztal führt über schlappe 47,9 Km und 3.000 HM, die 4. Etappe vom Pitztal ins Ötztal nach Sölden glänzt mit dem Berühren des Pitztaler Gletschers auf fast 3.000 m üNN. Am Wochenende bin ich nun beide Etappen als “Trailscout” mitgelaufen und habe meine Meinung bestätigt: wer diese beiden Etappen übersteht, wird auch in Brixen ankommen. Aber dieser Weg wird kein leichter sein.

Samstagmorgen // 8:00 Uhr // Parkplatz vor dem Roten Kreuz in Imst (Österreich)

Gut gelaunte, mit Trinkrucksäcken, Stöcken und verdammt viel und teurem Funktionsequipment bewaffnete Trailrunner treffen sich bei strahlendem Sonnenschein, um die längste Etappe anzugehen. Ich lieh mir noch eine dieser Muss-ein-Trailrunner-haben-Sonnenbrillen aus und schon ging es los. Von Gruppeneinteilung sprach niemand, lediglich zwei Guides wurden abgestellt, der eine sollte vorne, der andere offensichtlich hinten mitlaufen. Das Feld zog sich bereits vor dem ersten Anstieg auseinander und ich fragte mich, wie wohl die Läufer in der Mitte die Strecke finden sollen, nicht alle hatten den Kurs auf der Uhr bzw. konnten damit umgehen. Die Spitzengruppe macht auf der ersten Hälfte noch gelegentlich Halt und wartete, aber aus gutem Grund -das Gewitter drohte- verzichtete sie ab der Söllbergalm darauf. Und so war ich ganz froh, dass ich mit Thomas laufen konnte, der den Kurs auf einer Garmin hatte. Als der Regen einsetzte, waren wir oberhalb der Neubergalm leider für 2,5 Km in der falschen Richtung unterwegs – passiert. Hier war ich in jeder Hinsicht “durch”, körperlich wie mental. Alles war nass und auf dem Abstieg ins Tal legte ich mich so heftig hin, dass ich die Uhr verlor. Glück im Unglück, dass ich das etwas später bemerkte und dass nicht mehr passiert ist. Den Almenweg mussten wir wegen Geländeabrutsch auslassen, was die Strecke auf knapp 52 Km verlängerte. Als wir endlich das Tal erreicht hatten, waren bis zum Ende des Pitztals noch schier endlose 10 Km zu laufen. In einem Wolkenbruch, bei dem jedes Gefühl für Nässe verlorenging. Etwas mehr als 10 Stunden verstrichene Zeit seit dem Start, allein das sagt viel über diese Etappe aus. Die Streckenführung ist spektakulär, man kann gar nicht so viele Eindrücke aufsaugen.

Tolle Eindrücke der 3. Etappe hat GoreTex in diesem Clip festgehalten:

GORE-TEX Trailscout 2016 - Stage 3

Sonntagmorgen // 8:30 Uhr // Parkplatz Rifflseebahn in Mandarfen im Pitztal

Gerade ist der Pitztal Gletschermarathon gestartet. Nur noch ca. die Hälfte der Trailscouts vom Vortag finden sich ein, um die erste Gletscheretappe des TARs abzulaufen. Der Samstag hat doch so einige hart erwischt. Noch am Morgen wollte ich ebenso erst gar nicht aufstehen, aber PLAN-B-Chef Heinrich Albrecht wies auf das bessere Wetter hin und so ließ ich mich dann doch breitschlagen. Und Regen sollte uns tatsächlich nicht mehr erwischen. Der malerische Rifflsee oberhalb des Pitztals lag noch im dichten Nebel, der aber wenig später aufriss und ein tolles Panorama freigab. Dann nahmen wir Anlauf auf den Gletscher. Der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte war verdammt hart und es ging für mich nur im Schneckentempo hoch. Aber ich ließ mich nicht hetzen, dafür ist ja noch im September Zeit. Mit Laufen hat diese Etappe auch nicht allzu viel zu tun. Der Abstieg vom höchsten Punkt des TARs auf etwa 3.000 m üNN beginnt durch ein Schneefeld, im Gegensatz zum Rest der Meute habe ich mich hier beim “Skifahren” sehr schwer getan. Und wer glaubt, nach der Ankunft auf Höhe des Söldener Gletscherstadions sei die Etappe so gut wie gelaufen, irrt gewaltig. Nur wenig später auf dem Schwarzkogel geht es nochmal in den Hang und etwa 300 HM die Skipiste hoch. Der abschließende Downhill nach Sölden ist etwa 6 Kilometer lang und entschädigt für so manche Strapaze auf dieser Etappe. Aber auch hier ist nochmal Höchstkonzentration gefragt. Nach etwa 8 Stunden bog ich am legendären “Almrausch” vorbei auf die Hauptstraße in Sölden ein und mir ging es noch ganz gut. Da schwang auch ein wenig Stolz mit, diese beiden Prüfungen gemeistert zu haben. Die Etappe im September wird aber bereits auf der Mittelstation der Gaislachkogelbahn enden.

Und auch von der 4. Etappe hat GoreTex einen wunderbaren Clip gebastelt – das macht Lust auf mehr:

GORE-TEX Trailscout 2016 - Stage 4

Montagmorgen // 8:00 Uhr // München

Nachdem die Eindrücke etwas gesackt sind, fällt es leichter, ein Fazit zu ziehen. Das Trailscouting hat sich gelohnt und könnte sich als sehr wertvoll für die Vorbereitung auf unseren Jahreshöhepunkt erweisen. Wirklich schocken kann mich nun nichts mehr. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir das schaffen werden. Weder die Berg- noch die Abfahrtswertung werden wir gewinnen und wohl auch keinen einzigen Schönheitspreis. Aber darum ging es seit Beginn des Projekts #roadtoTAR zu keiner Sekunde. PLAN-B hatte mit dem Trailscouting genau die richtige Idee und hat das logistisch sehr gut aufgesetzt. Was mir nicht gefallen hat, war die Systematik der beiden Guides und die nicht vorhandene Gruppeneinteilung. Carsten lief ganz vorn und Jörn ganz hinten. Wer allerdings im läuferischen Niemandsland wie ich unterwegs war, musste allein klarkommen. Was dazu führte, dass einige schon Samstag sehr früh vom Weg abkamen. Natürlich war das ein Lauf auf eigene Verantwortung mit Eigenverpflegung. Trotzdem wäre es nicht lustig gewesen, wenn wir einen Teilnehmer im Gewitter in den Bergen verloren hätten. Niemand hatte den Überblick, wer wann und wo unterwegs bzw. ausgestiegen war. Die Streckenführung ist ein Thema für sich. Ob es unbedingt nötig ist, auf 3.000 m zu klettern und am Gletscher zu laufen, auch darüber kann man geteilter Meinung sein. Die Etappen 3 und 4 sind eine enorme Herausforderung für Körper und Geist und wie gesagt:

Wer diese beiden Etappen übersteht, wird auch in Brixen ankommen.

Aber dieser Weg wird kein leichter sein.

7 Kommentare

  1. Marek 8 Jahren vor

    “Dieser Weg, wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.”

    Der Naidoo hat es schon immer gewusst! Junge Junge. Da kriegt man ja Schwindel wenn man die Höhenprofile anschaut. Da hat dein Partner aber echt Glück, dass du die schwersten Etappen schon kennst. Mit wem läufst du den TAR eigentlich? Ich komme ja für solche Aktionen ganz schlecht infrage 🙂

    Chapeau zu dieser Vorleistung. Mein Respekt hat sich nicht verringert…

    • Autor
      Henrik 8 Jahren vor

      Ich habe da schon einen sehr guten Teampartner im Auge. Der während des TARs sehr, sehr wichtig für das Team werden wird und der schon so manches Mal über sich hinausgewachsen ist. Und nur mit DEM werde ich dieses Abenteuer wagen!

  2. Andreas 8 Jahren vor

    Was für ein Projekt, Wahnsinn! Für mich sind das schier unglaubliche Laufstrecken (wenn man da von Laufen sprechen kann). Aber ich bin mir sicher: Ihr schafft das!

    • Autor
      Henrik 8 Jahren vor

      Du hast sehr Recht, Andreas, mit Laufen hat das leider nicht viel zu tun. Es wird geklettert, viel geklettert. Und dazu auch noch skigefahren, eine verrückte Erfahrung, auch für mich.

  3. Din 8 Jahren vor

    Wenn ich es jemanden zutraue, dann euch! Ein wahnsinniges Projekt, das schon in der Vorbereitung Hochachtung verdient!

    Was mich aber echt schockiert hat war, dass ihr da so allein bei Wind und Wetter umher gelaufen seid. Habt ihr sehr gut gemeistert. Zum Glück. Aber dann müssen eben deutlich kleinere Gruppen mit viel mehr Guides gebildet werden. Man hört ja so vieles, was in den Bergen passieren kann.

    • Autor
      Henrik 8 Jahren vor

      Es kann viel passieren und jeder Trailscout sollte wissen, worauf er sich einlässt. Also theoretisch müsste jeder auch allein laufen können (und ich hätte es im Zweifelsfall auch getan). Aber was die Sache schwierig macht, ist, wenn man vorher über eine schnelle, mittelschnelle und langsame Gruppe sinniert, die dann aber nicht gebildet werden. Zum Glück sind alle heile runtergekommen.

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