Zu zweit läuft's besser.

Shutdown

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1. August 2020 Henrik


Anfang März geht ein wunderbarer Transgrancanaria über die Bühne. Ich muss mich bis zum Ende durchkämpfen, der Trainingsrückstand ist einfach zu groß und die Verletzung ist noch im Anfangsstadium. Corona? Das zieht bestimmt an uns vorüber. So denken wir noch auf Gran Canaria. Nur eine Woche später sind wir dann in der Realität angekommen. Die Laufveranstaltungen werden im Stundenrhythmus abgesagt.

Ich hatte nicht vor, in nächster Zeit an Wettkämpfen teilzunehmen, sondern wollte meine Verletzung auskurieren und mich auf meinen neuen Job konzentrieren. Erst im Sommer wollte ich wieder angreifen. Nun ist der Sommer im vollen Gange und ich bin unverändert im Zustand von März. OK, zumindest mental. Die Verletzung ist zwar immer noch nicht vollständig kuriert, aber laufen würde zumindest langsam wieder gehen. Würde. Motivieren tut mich aber nichts.

Im letzten Jahr wollte ich 5.000 Kilometer schaffen. Das hat nicht ganz geklappt, trotzdem war es das beste Jahr meiner Laufkarriere. Vielleicht zuviel des Guten. Schon Ende Dezember merkte ich die Probleme, die einfach nicht mehr wegzulaufen waren. Shin-Splints sind ärgerlich, aber nicht für die Ewigkeit. Im Lanzarote Laufcamp lief es solala, danach lief nichts mehr, das Knie streikte nun.

Nun könnte ich wieder, aber will nicht so richtig. 2 Kg mehr sind nicht zu verleugnen. Stören tut mich das aber nicht. Ich habe festgestellt, wieviel Zeit ich so mit Laufen verbracht habe. Krass viel. Und dass mir viel weniger fehlt, als ich gedacht hatte. Wie ein Junkie auf Entzug, so muss sich monatelanges Nichtlaufen anfühlen, dachte ich. Aber das tat es nicht. Ich habe (fast) aufgehört, Strava zu öffnen, habe keinen einzigen Laufschuh gekauft (wozu auch) und von der RunnersWorld nur das Cover angeschaut (sorry, Henning).

Manchmal breche ich nachts auf und laufe 5 Km (!) um den Block, um mich überhaupt etwas zu bewegen. 10 Km ohne Gehpause durchlaufen, gar nicht mehr so einfach. Ich jogge mit dem Hund an der Isar im Regen und bin froh, dass er so oft markiert, dann kann auch ich Pause machen. Vor einem Jahr hätte ich mich für depressiv erklärt. Jetzt aber fühlt das gar nicht so schlimm an, eher im Gegenteil.

Anfang März 2021 wird wieder ein wunderbarer Transgrancanaria über die Bühne gehen. Ich werde mich wieder bis zum Ende durchkämpfen. Der Trainingsrückstand wird aber nicht vorhanden sein. Corona? Wird immer noch da sein. Und ich werde sagen, wie gut, dass ich wieder hier bin. Wie geil, dass ich das machen kann. Und wie gut mir ein halbes Jahr ohne Laufen getan hat.

3 Kommentare

  1. Andreas 4 Jahren vor

    Nicht vergleichbar mit deiner langen Pause, aber ich hatte gerade ähnliche Gefühle: In zwei Wochen Verletzungspause fiel mir auf, dass ich zwar wahnsinnig gerne laufe, aber „Entzug“ fühlt sich anders an. Ich konnte auch ganz gut ohne Laufen auskommen. OK, die Sache mit dem steigenden Gewicht hat mich schon etwas gewurmt, aber ansonsten stellt man fest, dass es noch anderes (wichtigeres?!) gibt. Aber jetzt geht es langsam wieder bei mir los, und das fühlt sich auch gut an 😉 Insofern: alles Gute für dich, irgendwann geht es in alter Frische weiter!

  2. Persönlich habe ich ja keine Ahnung von dieser Art zu laufen, habe noch nie an einem Wettkampf teilgenommen, kann mich also nicht so richtig hineinversetzen, wenn das fehlt, wofür man trainiert, dennoch finde ich es gut, dass Du damit zurecht kommst. Wenn Du wieder schneller starten willst, dann musst Du Dir ja nur die Schuhe etwas fester schnüren und den Hund dafür mal zu Hause lassen. Alles wird gut.

  3. Marek 4 Jahren vor

    Da hast du es Ende des Jahres etwas übertrieben, manchmal ist es einfach blöd, nur auf die nackten Zahlen zu schauen. Aber du kannst es nicht mehr ändern. Ich glaube, Corona hat für jeden von uns den Blick auf die Prioritäten im Leben um einiges geschärft. Und das im positiven Sinne. Wir alle wissen, dass das Gerenne uns einfach verdammt gut tut und auch hilft, den Alltag und diese unheimlich kompliziert gewordene Welt besser zu verarbeiten. Aber das Leben geht eben auch weiter, auch wenn man nicht das Strava Wochenkilometerziel erreicht hat. Wettkämpfe hin oder her – die sind das Salz in der Suppe, aber für uns Hobbysportler eben auch nicht überlebenswichtig. Laufen geht auch sehr gut ohne und es fühlt sich auch freier an, wenn man mal nicht die tickende Uhr oder das vor einem liegende Segment im Kopf hat. Wenn du ein paar Dinge aus deiner Verletzung mitgenommen hast, dann ist alles gut. Du wirst schon bald wieder da sein, wo du hingehörst. Schließlich haben wir ja (wie immer) einiges vor in 2021. #comebackstronger

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