Die erste Ausgabe des PSRs war im vergangenen Jahr für uns fulminant gelaufen. Vielleicht waren deshalb die Erwartungen an unseren zweiten Auftritt zu hoch. Auch mit dem Wetter hatten wir im Jahr 2023 viel Glück. Das war dann wohl aufgebraucht. Der zweite PSR gestaltete sich für uns deutlich herausfordernder. Das hatte vielschichtige Ursachen und wie so oft in diesem Leben wirkte alles zusammen. Auch als erfahrene Etappenläufer -dieser PSR war unser sechster(!) gemeinsamer Etappenlauf- haben wir wieder Fehler gemacht und waren unvernünftig bis übermütig.
Die Voraussetzungen
Waren ungünstig, um es vorsichtig zu formulieren. Der Mauerweglauf zwei Wochen vor dem PSR war hinsichtlich Vorbelastung die wohl schlechteste Idee. Direkt danach erwischte Henrik das Corona-Virus und das Training beschränkte sich auf 8 Km im Grunewald. Überhaupt, das ganze bisherige Jahr 2024 war läuferisch zum Vergessen. Plantarsehne (Henrik) und Knie (Marek) ließen kein strukturiertes oder zumindest regelmäßiges Training zu. Wir hatten so viele Höhenmeter im Jahr 2024 gelaufen, wie auf der ersten Etappe des PSR zu überwinden waren. Und wenn wir ehrlich sind, waren wir in diesem Jahr viel mit uns selbst beschäftigt. Was überhaupt nicht schlimm ist. Laufen ist für uns sehr wichtig, aber manchmal gibt es Wichtigeres. Vielleicht ist unsere Sturheit, trotzdem an den Start zu gehen, nicht gut. Vielleicht ist sie aber auch Ausdruck eines Urvertrauens in uns, unsere Erfahrung, unsere unvergleichliche Teamfähigkeit und unseren Willen, den Rahmenbedingungen zu trotzen.
Der Lauf der Dinge
Hätte auf den ersten Etappen nicht unterschiedlicher sein können. Marek ging es vergleichsweise blendend, während Henrik von der ersten Minute um jeden Meter kämpfen musste. Zur Krönung verloren wir uns tatsächlich auf dem letzten Downhill der ersten Etappe kurz vor Nuria. Doch Hinschmeißen ist nicht unser Style.
Der Anstieg zum Puigmal auf Etappe 2 war für Henrik noch fürchterlich, aber die Tatra der Pyrenäen mit viel laufbarem Terrain änderte die Stimmung zügig. Der Aufstieg nach La Masella tat nochmal richtig weh. Der Frust saß tief, der Regen auf der dritten Etappe machte nichts besser. Stundenlang im Regen und nassen Füßen Berge hochzuklettern, war auch für uns eine intensive Erfahrung. Doch diese nasse Etappe brachten wir mit aller Erfahrung und vielen Gels nach Encamp.
In Andorra trat keine Wunderheilung ein, so dass uns am ersten Anstieg selbst das Schweizer Wanderteam überholte. Es sollte einfach nicht sein. Henriks Frust brach sich auf der Straße von Arinsal Bahn, als wir vor dem Ziel den letzten Kilometer in 4:14 min liefen. Ausstiegsgedanken gibt es immer mal beim Etappenlaufen. Aber im Regen von Andorra waren sie sehr präsent.
Die Wende kam spät, aber sie kam. Auch, weil wir sie erzwungen haben. Die Bedienung der Pizzeria in Andorra La Vella hat gestaunt, was wir alles essen können. Wir analysierten in aller Ruhe das Desaster von Arinsal und beschlossen einige Änderungen an Ausrüstung und Verpflegung.
Henrik lief sich vor dem Start der 5. Etappe sogar warm. Das Mindset stimmte wieder und wir hatten unseren PSR-Feiertag auf dem Weg nach Tavascan. Und überboten sogar unsere Vorjahreszeit. Wir kämpften gemeinsam und wir feierten gemeinsam jeden kleinen Meilenstein. Das gab uns viel Kraft und den unerschütterlichen Glauben daran, dass wir auch diesen PSR zusammen finishen werden.
Die 6. Etappe hakten wir unter “hätte nicht sein müssen” ab. Aber die Lässigkeit, mit der wir die wirklich harten Bedingungen ertrugen, sprachen für unsere Einstellung und unseren Glauben an uns.
Deshalb war das Finale grande nur logisch. Wir schenkten uns einen Traumtag auf der vielleicht anspruchsvollsten Etappe des PSR. Wir hatten unvergessliche Gipfelmomente, wir hatten tolle Begleitungen, perfektes Wetter und einen grandiosen abschließenden Downhill.
Das Ergebnis
Überraschend gut, wenn man die oben erwähnten Voraussetzungen betrachtet. Zunächst: wir sind Finisher. Das können nicht alle der 61 gestarteten Teams behaupten. Nur 41 erreichten gemeinsam das Ziel. Unser 6. Etappenlauf endete mit dem 6. Finish. Darauf allein sind wir stolz. Mit Platz 7 bei den Männer-Teams und Platz 15 insgesamt konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Gemessen an unserer Hoffnung, zumindest bei einer Etappe aufs Podium zu laufen, mag das enttäuschend sein. Wir sind Sportler, wir sind Wettkämpfer, wir sind ehrgeizig, ja. Deshalb haben wir das Kapitel PSR noch lange nicht geschlossen.
Was uns (wieder) sehr gut gefallen hat:
Der PSR bleibt ein Teamlauf.
Auch aus Sicherheitsgründen, aber vor allem, weil der Teamgedanke gelebt wird. Im Gegensatz zum TAR, wo inzwischen auch Solo-Starter möglich sind. Leider haben wenige Teams den Gedanken nicht wirklich verinnerlicht. Diesmal trafen wir so einige, die auf der Suche nach ihren Partnern waren.
Die Organisation ist nahezu perfekt und hat soviel Liebe für Details.
Wir haben die gleiche Startnummer wie 2023 bekommen, wir hatten zwei Mal sogar das identische Hotelzimmer. Ein 50-köpfiges Team aus Volunteers kümmert sich mit Herzblut um die Verpflegungsstationen, die Zielverpflegung, die medizinische Unterstützung, die Massagen und das immer mit einem Lächeln und aufopferungsvoller Hilfsbereitschaft. Mehr geht nicht.
Eine atemberaubende Strecke
Es geht kaum spektakulärer. Mit jeder Etappe staunt man mehr. Für uns bleibt die 5. Etappe nach Tavascan die Kirsche auf der ansonsten schon leckeren Torte. Der Gipel der Portella de Baiau ist ein Traum für jeden Naturliebhaber.
Die Einsamkeit der Trails
Die Strecke folgt zwar weitgehend dem Wanderweg GR11. Aber im September verlieren sich dort nur sehr wenige Wanderer. Sobald das Feld sich auseinandergezogen hat, ist man meilenweit allein unterwegs und kann sich in einen regelrechten Rausch laufen.
Bilder, Bilder, Bilder
Der PSR wird inzwischen fast professionell begleitet von einem Media-Team aus 8(!) Fotograph*innen. Diese liefern bezaubernde Bilder, teilweise sogar live während des Rennens. Jeden Abend folgen die Bilder und das Video des Tages. Ein paar Tage nach Ende des PSRs kann man sich tausende Bilder kostenlos und in HD runterladen. Wo gibt es das schon noch.
Was es (auf sehr hohem Niveau) zu meckern gab:
Wo ist eigentlich der Weg?
Die Streckenmarkierung fanden wir teilweise zu sparsam, vor allem im verblockten Gelände. Aber man muss fairerweise anmerken: das Regelbuch sagt, dass die Läufer in erster Linie die Strecke selbst finden und auf der Uhr haben müssen. Sich also 100%ig auf die Markierungen zu verlassen, ist fahrlässig. Immerhin haben wir uns weniger oft verlaufen als im Vorjahr.
Abendessen in der Sporthalle
Auch hier jammern wir auf hohem Niveau. Die Zielverpflegung ist üppig und man sollte sich so schnell wie möglich nach Zieleinlauf Energie reinhauen. Die Etappenorte bieten genug Möglichkeiten, so dass man auf das Abendessen nicht mehr angewiesen ist. Herausfordernd ist aber die spanische Siesta. Nachmittags hat kein Restaurant offen.
Regelwerk durchsetzen
Das Regelwerk ist gut und nachvollziehbar. Warum dann in der Konsequenz aber keine Zeitstrafen verhängt werden, fanden wir zumindest merkwürdig. Auf der 6. Etappe suchten zwei Frauen mitten im Sturm und Nebel ihre Teamkollegin auf dem Berg, während diese längst allein auf dem Weg nach unten war und ihre beiden Mitläuferinnen am VP wähnte.
Das Wetter
Bifree ist zwar richtig gut in der Organisation, aber Wettergötter sind sie (noch) nicht.
Fazit
Das Gruppenfoto der #PSRFamily spricht für sich. Hier sind nicht nur die Sportler drauf, sondern wirklich alle am PSR beteiligten Menschen. Noch passen alle auf das Bild. Wir haben es zu keinem Zeitpunkt bereut, wieder nach Ribes gefahren zu sein. Und es ist nicht so unwahrscheinlich, dass wir ein drittes Mal am PSR teilnehmen werden. Vielleicht nicht im nächsten Jahr. Aber seine Familie möchte man ja wiedersehen, oder?
_
_
_
No Youtube Videos.
Please make sure that you setup Youtube API key in gallery settings. Check values of the video content IDs. Please contact Robo Gallery support if you can't find the reason of this problem.
4 Kommentare
-
Obrigada pelo blog. Foi bom recordar a aventura. A penalidade de tempo foi aplicada, pena você não ter percebido isso. Além de quê, vocês viu as condições que estavam? Nem 1 metro víamos à frente. Boa recuperação.
-
Autor
Obrigado pelas suas adições! Desejamos a si e aos seus um bom descanso e quem sabe se nos vemos em breve nos trilhos!
-
-
Danke fürs Mitnehmen hier und auf Insta!!! Hab Eure Berichte von 23 und jetzt hintereinander gelesen. Gute Erholung!
PS: Was meint Ihr mit “Berliner Höhenweg”? Den Havelhöhenweg?
-
Autor
Schön, dass du dabei bist! Der Berliner Höhenweg ist ein Höhenwanderweg in den Zillertaler Alpen. Ist etwas alpiner als der Havelhöhenweg 😉 siehe https://www.tirol.at/reisefuehrer/sport/wandern/wandertouren/a-wanderung-berliner-hoehenweg
-