Wer den Luftkurort Oybin bislang noch nicht für ein Mekka des Trailrunnings gehalten hat: heute erheben wir ihn zu ebendiesem. In diesem Dorf im Zittauer Gebirge kracht am 3. Oktobersamstag jährlich der O-See Ultratrail los. Und gefühlt ist die ganze Region im malerischen Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland auf den Beinen, um das Event auf die Beine zu stellen. Marek war schon vor zwei Jahren auf Streckenerkundung und wusste gute Ratschläge mitzubringen für unseren erklärten Versuch, die Duo-Wertung zu gewinnen. Wenn es schon mal eine Teamwertung bei einem Ultratrail gibt, dann…
Mit den Ankündigungen hat es in der Vergangenheit selten gut geklappt, deshalb fuhren wir ohne große Erwartungen in der Nacht auf Samstag nach Oybin. Das Wetter sollte im Gegensatz zu 2022 richtig gut werden. Eine gute Stunde vor Start checkten wir ein und freuten uns über eine Pudelmütze im Starterbeutel. Den GPS-Tracker durften wir nicht vergessen. Schnell noch ein paar Selfies im Startbereich und dann ging es auch schon los. Von Gedränge ist man hier wirklich weit entfernt. Die ganze Veranstaltung wirkt sehr familiär und unaufdringlich.
Marek machte gleich richtig Dampf, während ich erstmal ins Rennen kommen musste. Mit Warmlaufen ist aber nichts, denn es geht gleich rein in den Berg. Es wurde so schnell warm, dass es mit dem Ausziehen des Longshirts beim ersten VP schon reichlich spät war. Wir reihten uns im vorderen Mittelfeld ein und an der Position sollte sich auch bis zum Ende nichts mehr großartig verändern.
“Die Strecke bietet kaum Gelegenheit zum Erholen”
wusste Marek vorab zu berichten und das kann man sehr schnell nachvollziehen. Es geht irgendwie immer hoch oder runter. Keine Todesanstiege, sondern maximal 150 Höhenmeter. Da auch die Downhills mit viel Wurzelwerk und Steinen richtig fies sind, muss man konzentriert bleiben und nicht überdrehen.
Wir hielten uns an unser Kontrolliertes-Laufen-Prinzip, anfangs eher zwangsweise, bis Henrik wieder abgekühlt war, zur Mitte des Rennens, weil wir uns richtig gut eingerollt hatten und nichts Großes riskieren wollten. Zeit für Fotos musste immer sein und einen Plausch am VP kann auch niemand verwehren. Wir machten uns zum Ende des Rennens eher Sorgen um die verhärteten Waden. Wer gut durchkommen will über die 50 Km, braucht eine gute Renneinteilung. Denn auf den letzten 10 Km warten nochmal 3 Anstiege, wo der Spaßfaktor wirklich begrenzt ist. Marek wusste ja genau, was kommt und deshalb konnten die uns nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Nach 6:45h genossen wir einen der entspannendsten Zieleinläufe, an die wir uns erinnern können. Ja, vielleicht wäre zeitlich mehr drin gewesen, aber dafür hätte es dann viel mehr Atemnot, viel weniger Fotos und in der Duo-Wertung auch keinen besseren Platz gegeben. Den Pokal konnten wir mit reichlich Vorsprung mitnehmen. Wir verraten jetzt auch nicht, wie viele Männer-Teams außer uns am Start waren.
Der O-See Ultratrail ist eine glasklare Empfehlung für einen landschaftlichen reizvollen Mittelgebirgs-Ultratrail. Unterschätzen sollte man den Kurs aber keineswegs. Viele Anstiege und einige Knochenbrecher-Downhills machen den Lauf zu einem anspruchsvollen Ultra. Dazu kommen die familiäre Atmosphäre und die perfekte Organisation – wir haben bisher keine bessere Beschilderung erlebt.
Im nächsten Jahr wird ein 100 Km-Ultratrail angeboten, der noch weiter nach Böhmen führen wird. Die Chancen stehen gut, dass wir uns wieder im Luftkurort Oybin treffen.