Prolog
„If someone asks you what the best part of running Costa Brava Stage Run is, you won’t say it’s this medal, but everything it stands for. At BiFree Sports, we love realizing that in our races the word FINISHER goes far beyond the sportive result. Because when you stop and think about everything you take home after CBSR2025, you’lI realize you actually feel more like a WINNER!“
Diesen schönen Sätzen, die auf die Finishermedaille gedruckt sind, ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Okay, ganz kurz, wie es dazu gekommen ist.
Nach dem Pyrenees Stage Run im vergangenen September haben wir beschlossen, erstmal eine Pause im Spätsommer einzulegen. Ein drittes Mal PSR wird stattfinden, dazu haben wir uns zu sehr in dieses Event verliebt. Aber nicht in diesem Jahr. Als Ersatz haben wir uns für den vermeintlichen kleinen Bruder, den Costa Brava Stage Run entschieden.
Kleiner Geografie-Hinweis der Redaktion: die Costa Brava ist der Küstenstreifen nördlich von Barcelona, der sich bis nach Frankreich zieht. Eine zerklüftete, raue, sonnige Küste mit atemberaubenden Ausblicken und herrlichen Stränden. Am bekanntesten dürfte Lloret de Mar sein, eine Feierhochburg mit gefühltem Sangria-Pipeline-Anschluss, Sehnsuchtsziel vieler Klassenfahrten. Das Hinterland der Küste ist bereits Pyrenäen-Vorland. Eine traumhafte Kulisse für Trailrunning mit Meerblick!
Wer denkt, dass der CBSR einfach zu meistern wäre, weil man ja nur an der Küste laufe, hat das Racebook nicht gelesen. Zugegeben, wir sind da auch nicht so stark drin. Aber die nackten Zahlen sollten Warnung genug sein: 120 Km und 4.500 Höhenmeter an drei Tagen sind kein Strandspaziergang. 23-49-47 Km lautete die Formel für den „großen“ CBSR, wer sich das noch nicht zutraut, darf auch die Variante mit 80 Km wählen. Auch die hat es in sich. Brigitte, mit der Henrik seit 2014 eine Foto-Tradition pflegt, entschied sich für die 80 Km. Und so bildeten wir immerhin ein virtuelles, wettbewerbsübergreifendes Team.
Etappe 1
CBSR80K/120K: Blanes – Tossa de Mar 22 Km 1.100 HM+
Die erste Etappe war für beide Wettbewerbe identisch. Kein Bustransfer zum Start, gemütlicher Checkin am Strand von Blanes nach dem Frühstück – so fängt ein Etappenrennen doch gut an. Von Warmlaufen konnte aber keine Rede sein. Diese kurze Strecke ist gespickt mit etlichen fiesen Nicklichkeiten. Es geht gleich hoch, dann wieder runter an den Strand in den Sand, dann wieder hoch auf den Küstenweg, der mal asphaltiert und mal als Trail daherkommt. Und so geht der Spaß immer weiter.
Nach 5 Km hat man sich entweder mit den Treppenstufen angefreundet oder ist bereits traumatisiert. Es ist ein extrem unrhythmisches Fortbewegen, bei dem gefühlt jeder Meter erkämpft werden muss. Die Anstiege sind keineswegs lang, aber sie sind steil und ruppig. Auf den letzten 5 Km, wo man sich kurz vor dem Ziel wähnt, folgen sogar noch seilversicherte Abstiege. Wer hier sein Pulver verschossen hat, muss sich durchbeissen bis ins zauberhafte Tossa de Mar, wo der Zieleinlauf runter von der mittelalterlichen Festung an den Strand führt.
Marek lief von Anfang sein Rennen und mischte im vorderen Drittel mit, während Henrik angesichts der noch frischen Kniebeschwerden und des Trainingsrückstands nur aufs Ankommen aus war. Beeindruckt waren wir vom Streckenprofil allemal. Leider konnte man kaum luftholen, um Fotos von der Küstenlinie zu machen, zu sehr galt es, konzentriert und fokussiert zu bleiben und die Treppenstufen hochzukommen. Den schönsten Abschluss lieferte unsere Brigitte, die dem Cut-off um zwei Minuten ein Schnippchen schlug.
Marek: 2:39:59 h
Henrik: 3:39:36 h
Etappe 2
CBSR80K: Calella de Parafrugell – L‘Estartit 30 Km 1.400 HM+
CBSR120K: Platja d‘Aro – L‘Estartit 48 Km 1.900 HM+
Bei jedem Etappenrennen fragen wir uns nach einer Etappe, wie denn am nächsten Morgen die Beine überhaupt wieder bewegt werden können. Und dann noch die „key stage“, ein mehr als 48 Km langer Teufelsritt, an dessen Ende ein Fluss durchwatet werden muss. Das von Jordi und Thomás versprochene Abenteuer war es dann auch. Endlose Treppen und immer wieder Sand zermürbten alle auf der ersten Hälfte. Henrik setzte sich nach 26 Km nieder und zweifelte sehr an diesem doch gewaltigen Vorhaben.
Trotz Stöckern, ganz viel Finisherwillen, Regen und gutem Zureden der Volunteers – diese Etappe forderte Leidensfähigkeit. Positiv beschreibend ist die Etappe abwechslungsreich. Man kann aber auch sagen: ein brutaler Mix aus Treppen -hoch wie runter-, Sand, Klettern und Wasser -von oben wie von unten-. Das Wetter schlug seine eigenen Costa Brava-typischen Kapriolen. Es schüttete zwischenzeitlich richtig runter und Brigitte und Henrik, die 5 Km zusammen kämpften, hatten Probleme, das traditionelle Foto zu machen. Drei Kilometer vor dem Ziel wartete die Querung eines gut 1,20 m tiefen Flusses. Wer es bis dahin durch den Sand geschafft hatte, stolperte auch irgendwie ins Ziel.
Marek nahm die Strapazen erstaunlich lässig hin, während Henrik nach einem langen, neun Stunden dauernden Arbeitstag endlich die Matte überquerte. Und Brigitte? Kämpfte wie eine Löwin mit dem Cut-off. Und wurde dafür belohnt, denn trotz einer bescheidenen Minute über der erlaubten Zeit ließ der Renndirektor Tomás sie in der Wertung. Uffz! Das musste erstmal sacken.
Marek: 6:41:27 h
Henrik: 9:00:50 h
Etappe 3
CBSR80K: Cadaqués – Colera 28 Km 900 HM+
CBSR120K: Roses – Colera 46 Km 1.500 HM+
Die erste Etappe war kein Einlaufen, so war auch die dritte Etappe kein Auslaufen. Etwas optimistischer als an Tag 2 waren wir am Sonntagmorgen in Roses aber schon. Die Strecke wurde als laufbarer beschrieben und die Steigungen sahen auch nicht so steil wie am Vortag aus. Aber auch 46 Km mussten erstmal gelaufen werden. Nach dem üblichen Geplänkel an der Küste (Treppen, Sand, Treppen, Sand) zog die Strecke nach dem ersten VP etwas ins Landesinnere, wo wir uns auf den ersten Berg hochschoben. Die Höhenmeter-Angaben aus dem Racebook stimmten leider nicht – bis Cadaques waren schon über 850 HM gelaufen.
Aber man konnte tatsächlich eine Menge laufen und selbst der 6 Km lange Anstieg nach Cadaques war ein vergleichsweise kleines Hindernis. Die Strecke bot ein irres Setting, auf dem einsamen Weg in Richtung Port de la Selva fühlte man sich wie in der Toskana. Das machte stellenweise richtig Spaß und wir kamen in einen Flow. Ganz neues Gefühl beim CBSR.
Hatten die Läufer den vorletzten VP passiert, wartete nun ein ein 15 Km langes Geduldsspiel bis ins Ziel. Der Weg auf der Küstenpromenade war zwar blau markiert und hatte tatsächlich recht wenige Treppenstufen, aber die Sonne kam raus und die Beine wollten nicht mehr so richtig. Und wie üblich beim CBSR, wurden auch die letzten 5 Kilometer nochmal mit einer Wasserpassage und Anstiegen garniert, die am Ende wirklich niemand mehr braucht. Marek packte sogar nochmal die Stöcke aus.
Der Zielort Colera hat leider nur den Charme einer industriellen Kleinstadt. Warum wir unbedingt hierhin laufen mussten, haben wir nicht so ganz verstanden. Aber die Stimmung im Ziel war richtig gut und so oder so waren wir heilfroh, endlich angekommen zu sein. Auch Brigitte, die sich nicht mehr von Henrik einholen ließ und zum Cut-off keine Fragen mehr stellen musste. Happy Finishers!
Marek: 5:33:20 h
Henrik: 7:30:13 h
Epilog
Der CBSR ist wieder eine klare Empfehlung für Etappenläufer. Aber Obacht: eine gute Vorbereitung ist unerlässlich. Diese Strecke ist wunderschön, aber giftig und technisch anspruchsvoll. Organisatorisch gab es wieder nichts auszusetzen. Jordi, Tomás und das gesamte Team von über 70 Volunteers leisten Großartiges. Wir werden sicher wiederkommen. Mit einem mal nicht angeschlagenen Henrik. Aus sportlicher Sicht ist Mareks 15. Gesamtplatz ist bemerkenswert angesichts der bärenstarken Konkurrenz. Chapeau!
Die Abreise gestaltete sich dann schwieriger als gedacht, nachdem in Spanien am Montagmittag landesweit der Strom ausfiel. Unser Retter Serghi -ein Ukrainer, der Events für geflüchtete Ukrainer*innen in Spanien organisiert- fuhr uns von Blanes zum Flughafen. Danke nochmal, du Held!
Mit dem CBSR haben wir nun den 7. Stage Run erfolgreich gefinished. 4x TAR, 2x PSR und zum ersten Mal den CBSR. Nun bleiben kaum noch klassische Etappenrennen auf der Bucket List, nachdem der Transrockies Run ausgelaufen ist. BiFree Sports bietet noch den Brama Run im Oktober an, der über die drei Lauftage allerdings seine Basis in Ribes de Freser am Fuße der Pyrenäen hält. Henrik hat außerdem 2017 das Triangle Adventure auf den Azoren gelaufen. Falls euch noch Etappenläufe im Wettkampfformat einfallen, wir sind offen für Ideen.
Und auch bewegte Bilder gibt es von der Costa Brava:
Das waren tolle Tage mit Euch.
Ich freue mich auf unser nächstes Abenteuer.
Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.
Das waren tolle Tage mit dir, liebe Brigitte. Du bist über dich hinausgewachsen und hast dir die Finisher-Medaille und -Weste sowas von verdient. Und die Foto-Tradition lebt!
Liebe Brigitte, Hendrik & Marek
Danke für Euren Bericht – ich wähnte mich grad selber wieder dort und noch heut denk ich bei Treppen an dieses Rennen :-))
Nebst des supertollen und intensiven Erlebnis des CBSR80 war es mir eine grosse Freude und Ehre, Euch als cooles und bewegungsaffines Trio kennenzulernen! Und was das Duo abliefert, ist ja schon grosse Klasse….!! Und Brigitte, ich bewundere dein zähes Durchhalten!! Und danke für dein anständiges Verhalten im DZ, wo wir als Fremde zusammen gelandet sind :-))
Wer weiss auf ein andermal, irgendwo auf dieser schönen Welt – bin au grad etwas angefixt von Stage Runs, und bin daran, ein Team für den PSR zusammenzusuchen, um einen der begehrten 150 Startplätzen zu ergattern! Und vielleicht seid ihr ja dann 2026 auch (wieder?) da?
Auf der To-Do-Liste hab ich auch 2 Etappen in Schottland (ab Inverness) und und und
Sportliche Grüsse und uf irgend einisch, Bea-Luzern
Liebe Bea, so schön, dass wir uns kennenlernen durften. PSR 2026 klingt richtig gut, vielleicht sehen wir uns ja dann in den schönen Pyrenäen. Oder schon vorher, die Trailrunning-Welt ist kleiner, als man denkt. Sportliche Grüße aus Berlin nach Luzern!