“Wir werden 12 Stunden brauchen!”

blaffte ich zu Marek, als wir am Hochwald vor der Entscheidung standen, ob wir auf die 50 Km verkürzen oder auf die 25 Km lange Extra-Runde durch Tschechien einbiegen, um die 75 Km-Strecke beim O-See Ultratrail zu schaffen.

“Na und, dann ist es halt so.”

bekam ich als lapidare Antwort, als wir schon auf dem Downhill in Richtung der tschechischen Ortschaft waren. Und so reizvoll die Abkürzung auf 50 Km auch war, ernsthaft in Erwägung gezogen hatte ich sie nicht. Obwohl es mir von der ersten Minute des Rennens an gar nicht gut ging.

Wir wollten die 76 Km lange Runde durch das Zittauer Gebirge zusammen laufen, aber die Voraussetzungen konnten unterschiedlicher nicht sein. Marek hatte eine sagenhafte Form über das gesamte Jahr konserviert und lief zu vier Bestzeiten. Ich schleppte mich von Woche zu Woche durch und trainierte etwa die Hälfte von Mareks Umfang.

Und dann 75 Km mit 3.000 Höhenmetern auf einer durchaus anspruchsvollen Strecke laufen? Für schlechte Ideen sind wir ja bekanntlich immer zu haben. Und es kam dann halt, wie es kommen musste: Marek spazierte ohne jede Anstrengung durch dieses Rennen, während ich mehrmals mit diesem Sport abschloss.

Die Konstellation hatten wir in diesem ruppigen Jahr schon mehrmals, insofern mag es nicht so überraschend sein, dass wir trotzdem wieder zusammen ins Ziel gelaufen sind. Spannend ist es aber immer wieder, unser Teamwork zu erleben. Marek zog mich, Marek motivierte mich, Marek verpflegte mich und gab mir nach der Hälfte des Rennens sogar seine Schuhe.

Ich hatte es fertiggebracht, nur den Speedgoat 6 von Hoka einzupacken, der schon beim CBSR durchgefallen war. Marek setzte auf unseren Lieblingstrailschuh, den Speedgoat 5. Zudem ließ ich die Handschuhe der Lekis in Berlin und “lieh” mir Mareks aus, damit ich zumindest die Stöcke benutzen konnte.

Zwölf Stunden auf den Trails klingen lang – und sie waren es auch. Trotz allem Leidens, wir hatten eine großartige Zeit, haben so viele nette Läufer*innen getroffen (Marek musste halt die Konversation übernehmen) und konnten die Natur genießen. Das Zittauer Gebirge bietet ein irres Setting fürs Trailrunning.

Dass wir nach dem Zieleinlauf sogar noch zur Siegerehrung gerufen wurden, war dann wohl die Belohnung für die Geduld und den Durchhaltewillen, weniger für die sportliche Leistung. Wie im Vorjahr über die 50 Km durften wir den Pokal für den Sieg in der DUO-Wertung mitnehmen.

Um die Reihe fortzusetzen, müssen es dann im nächsten Jahr die 100 Km sein. Ich verdränge diesen Gedanken noch, während sich mein geschundener Körper erholt. Marek hat nach seinem Recovery-Ultra gleich mal den Dresden Marathon am kommenden Sonntag ins Visier genommen.

So unterschiedlich kann die Perspektive auf 12 lange Stunden im Büro sein.

P.S. Diese Veranstaltung ist in jeder Hinsicht einfach nur eines: großartig. Oybin, wir kommen wieder.