Eine plantare Geschichte ohne Happy End
Manches Datum kann man sich sehr genau merken und der 26.5. diesen Jahres gehört für mich ganz sicher dazu. Am Abend zuvor erlebten wir eine in diesem Ausmaß noch nicht dagewesene regelrechte Wasserschlacht bei der 3. Nacht im Grünauer Forst. Den Plan, am nächsten Morgen gemeinsam nach Rostock zu fahren und dort beim Citylauf zu starten, hatten wir zum Glück schon am Abend aufgegeben, als Henrik aufgrund der miserablen Bedingungen die Trainingshose anließ und seinen Start absagte. Im Nachhinein die goldrichtige Entscheidung – die 40min-Schallmauer auf 10km hat er dann am Nachmittag in Rostock erstmals durchbrochen. Während ich mich beim Durchwaten der Wassermassen in Grünau noch recht gut geschlagen hatte, bekam ich am Sonntagmorgen dann die Quittung: ich konnte mit meinem rechten Fuß nicht mehr auftreten, die Ferse schmerzte höllisch. Ich schleppte mich zum Bahnhof und vermutete zunächst, dass ich irgendwo auf der heftigen Strecke umgeknickt sein müßte, es aber nicht wirklich bemerkt hatte. Dass diese Vermutung jedoch falsch war, versuchte ich mit dem typischen “ach, das wird schon wieder” Läuferdenken schnell beiseite zu wischen. So vergingen die Sommertage, ohne dass sich etwas an den Symptomen änderte. Da die Schmerzen in der vollen Ausbaustufe in der Regel erst nach der Belastung hochkamen, nahm ich “nebenbei” noch einen Wettkampf mit, ohne dass sich Besserung einstellen wollte. Im Gegenteil. Im Bloggercamp thematisierten wir mit Jan Fitschen und Martin Grüning die Verletzungsmisere, aber auch hier wollte ich den Ernst der Lage nicht wahrhaben. Laufen ging ja irgendwie. Jan führte uns den Repuls Tiefenstrahler vor, mit dem auch Martin innerhalb kürzester Zeit die Probleme mit der Plantarsehne in den Griff bekam. Aber die einmalige Anwendung reichte nicht aus.
Vor dem Sommerurlaub suchte ich auf Rat eines Laufkollegen einen Osteopathen auf. Die Euphorie zu Beginn der Sitzungen verflüchtigte sich jedoch rasch, nachdem sich auch hier Verbesserungen immer nur kurz nach der Behandlung einstellten. Daraufhin griff ich zum äußersten Mittel, dass ein Läufer zur Verfügung hat: ich verordnete mir eine Laufpause. Nach drei Wochen Ruhe kam ich jedoch zu dem Schluß, dass die Pause so gut wie keine Auswirkung hatte. Die Schmerzen waren beim normalen Gehen weiterhin vorhanden – und sie waren nun auch in der linken Ferse stärker spürbar. Nachdem der Osteopath keine weitere Idee hervorbringen konnte, stieg ich Anfang August wieder ins Training ein – der Berlin-Marathon stand vor der Tür und ich war schon zu spät dran für eine vernünftige Vorbereitung. Von da an machte mir die linke Ferse immer größere Probleme. Laufen ging zwar irgendwie, aber nach einer kurzen Ruhephase danach oder später am Abend war an normales Gehen nicht mehr zu denken. Ich humpelte nur noch hin und her. Die Hoffnung, dass sich die Schmerzen irgendwann von allein auflösen, hatte ich nachwievor. Sie war bis heute vergebens. Trotz der schlechten Vorbereitung bekam ich den Berlin-Marathon gut über die Bühne. Nach nur einer Woche Pause dann der nächste Patzer: nach dem Vorbereitungslauf mit Heiko ging so gut wie gar nichts mehr und mein linker Fuß hatte eine ordentliche Schwellung. Aber auch die Bänderdehnung konnte mich nicht aufhalten, wahrscheinlich weil auch die Fersenschmerzen diese einfach übertrafen und somit kaum ins Gewicht fiel. Die (undokumentierte) Pleite beim Müggelsee-Halbmarathon schiebe ich aber nicht auf die Fußprobleme.
Mit der Zeit las ich mich auch mehr und mehr in das Thema ein – so ganz untypisch sind diese Symptome für Läufer ja nun nicht. Und immer mehr hat sich die Erkenntnis herausgestellt, dass ich über Jahre meine Muskulatur einfach grob vernachlässigt habe: Dehnungsübungen waren allerhöchstens mal pro forma im Trainingsprogramm. Die Probleme an den Plantarsehnen (plantare Faszitis) werden meistens durch verkürzte Muskeln hervorgerufen (muskuläre Dysbalancen), wodurch ein Ungleichgewicht entsteht, dass sich durch Schmerzen an den Knotenpunkten bemerkbar macht. Bis jetzt war mir nicht verständlich, warum dies so plötzlich auftrat: aber hier hatte der Körper einfach einen Punkt überschritten und das Signal lautete unmißverständlich: “Bis hierhin und nicht weiter!”. Möglicherweise waren Schmerzen (in geringerem Umfang) auch vorher vorhanden, nur habe ich diese nicht so wahrgenommen oder möglicherweise auch einfach ignoriert. “Schmerzen rauslaufen” geht ja auch 🙂 Meine Theorie hat mir jetzt auch eine Schmerztherapeutin bestätigt. Sie hat mich auch beruhigt, dass die Ausbildung eines Fersensporns sehr unwahrscheinlich erscheint und die Schmerzen allein auf muskuläre Ursachen zurückzuführen sind. Trotz der anhaltenden Beschwerden bin ich vorsichtig optimistisch, dass es langsam wieder aufwärts geht. Die Kombination aus der manuellen Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht (LnB) sowie die absolut notwendigen Dehnübungen der hinteren Beinmuskulatur (Wade, Oberschenkel, Fuß) versprechen eine deutliche Besserung. Die Laufumfänge werde ich weiter reduzieren, aber da ich 2014 wieder möglichst schmerzfrei angreifen will, muss ich in diesen sauren Apfel beißen. Über Erfahrungen von Euch mit diesen oder ähnlich gelagerten Problemen bin ich sehr dankbar!