Einfach mal abtauchen mit dem “Happy Swim Weekend”
Dieses Jahr hatte ich ja bereits zweimal einen Ausflug in die Welt des Triathlons gewagt: einmal beim weltgrößten Triathlon, dem ITU-Triathlon in Hamburg und einmal beim schönen Berliner Staffeltriathlon. Und ich muss ehrlich zugeben: Triathlon ist ein großartiger Sport, der einem eine unglaubliche Vielseitigkeit abverlangt. Gerade als “Nur-Läufer” habe ich feststellen müssen, dass das Laufen zwar eine immens wichtige Komponente, aber bei weitem nicht ausreichend ist, um einen Triathlon erfolgreich zu überstehen. In Hamburg habe ich auf der 5km Laufstrecke richtig gelitten und kam mir vor wie eine Schnecke, die überhaupt nicht vom Fleck zu kommen scheint. Den größten Respekt hatte ich aber vor der Disziplin, deren Element ja so überhaupt nicht meines ist: dem Schwimmen. Für viele klingt es lächerlich, aber für mich sind 500m Schwimmen im Freiwasser eine große Herausforderung. Respektvoll schaute ich allen hinterher, die mit Kraultechnik durchs Wasser peitschten und uns Brustschwimmer schnell hinter sich ließen. Ich weiß nicht mehr, ob es in Hamburg oder erst später war: der Entschluss, Britta einmal bei einem “Happy Swim Weekend” zu begleiten und ein wenig Basis-Techniktraining zu absolvieren, war irgendwie gefasst. Mit Dirk Nanni haben wir in Berlin einen erfahrenen Coach, der auch mir quasi-Nichtschwimmer helfen kann.
Als ich dann am Freitag Abend in der Vorstellungsrunde zu Wort kam und meine Ziele erklären sollte, fiel mir spontan nur ein: “nicht ertrinken”. Und das war die reine Wahrheit. Britta schaffte es abends nicht mehr dabeizusein und so hüpfte ich dann alleine in der Anfängergruppe ins kühle Nass des SSE in Berlin-Friedrichshain. Wobei ich wirklich der einzige Anfänger war. Das zeigte sich auch, als es an die ersten Kraul-Übungen ging: Beinschlag mit den Armen auf dem Brett und der erste Krampf war da. Mit Krämpfen habe ich beim Laufen nur sehr selten zu tun. Ich kann mich nur an einen einzigen beim Harz-Ultra nach 55km erinnern. Beim Schwimmen scheint es aber nicht so ungewöhnlich zu sein. Ich berichtete Dirk, dass ich morgens noch eine lockere 30km-Runde zur Arbeit gedreht hatte, was nur ein verdutztes Kopfschütteln auslöste. Wie ich denn nur sowas machen könnte vor dem Schwimmtraining! Tja. Lektion Nummer eins war damit gelernt. Weiter ging’s. Aber schon bei der nächsten Übung machte auch die linke Wade zu. Ich hiefte mich mit Schmerzen aus dem Wasser und versuchte, den Krampf irgendwie rauszubekommen. Gelingen sollte es mir nicht mehr an diesem Abend. Keine Ahnung, wie ich dann die restliche Zeit inkl. 100m-Testschwimmen überlebt habe. Nach dem Abend hatte ich meine berechtigten Zweifel, ob mein kommuniziertes Ziel wirklich erreichbar war.
Zum Glück hatte ich am Samstag Vormittag Britta an meiner Seite. Die Beine waren immer noch lädiert, aber irgendwie ging es zum Glück ohne weitere Krämpfe ab. Beim Kraulen kommen so viele Dinge zusammen: die Arme, die Beine und vor allem: die Atmung. Mein größtes Problem. Auch wenn die Technik auch nur ansatzweise da ist, will mir das Atmen einfach nicht gelingen. Nach 5-6 Zügen ist immer Feierabend, da das Ertrinken droht. Zudem kommt noch die immense Ganzkörperbelastung dazu, die beim Laufen in der Form einfach nicht vorhanden ist. Ich merke es vor allem in den Armen, die im Laufe des Trainings bereits über Muskelkater klagen. Samstag Nachmittag muss ich dann wieder ohne Britta kämpfen, gebe mein Möglichstes, auch wenn es überhaupt nicht an das Niveau der anderen Teilnehmer heranreicht. Blutiger Anfänger eben. “So ging es mir beim ersten Mal auch.” Diesen Satz höre ich des Öfteren und ich hoffe inständig, dass wenigstens meine Motivation, etwas zu lernen, erkennbar ist. Dirk springt schließlich selbst ins Wasser, um uns die Technik des Kraul-Wechselzuges möglichst exakt zu veranschaulichen. Mein Respekt wird jedenfalls immer größer, je intensiver und anspruchsvoller die Übungen werden. So ganz nebenbei kommt auch eine erhebliche Schwimmstrecke zusammen, die jenseits meiner körperlichen Leistungsfähigkeit liegt. “Überbelastung” trifft es ganz gut. Jedenfalls bin ich am Abend froh, dass ich auch diesen Tag mit einigen neuen Erkenntnissen geschafft habe.
Man munkelt, dass der Sonntag Vormittag dann immer die härteste Einheit des ganzen Wochenendes sein würde. Aber Britta ist am Sonntag wieder an meiner Seite, was die Sache für mich schon deutlich entspannter macht. Dirk zeigt mir per Trockenübung, wie ich denn richtig atmen kann. In der Theorie eigentlich ganz einfach. Aber sobald es an die Umsetzung im Wasser geht, scheitere ich. An das Durchkraulen einer Strecke von 25m ist einfach noch nicht zu denken, aber das entspricht auch voll und ganz meiner Erwartungshaltung. Die Schwimmtechnik wird von allen für eine weitere Optimierung gefilmt. Ein 10-minütiges zügiges Schwimmen ohne Pause bringt dann alle langsam an die Belastungsgrenze. Ich muss nicht erwähnen, dass meine bereits am Freitag erreicht war. Aber das reine Brustschwimmen geht erstaunlich gut bei mir. Die letzten anspruchsvollen Übungen (“Hampelmann”) wollen dann allen nicht mehr so recht gelingen. Einige wiederholen sogar noch den 100m-Test vom Freitag. Ich liebäugele auch damit, überlege es mir dann aber nochmal. Nicht, dass ich nicht schon zu fertig wäre.
Das Happy Swim Weekend ist eine super Geschichte, um an drei Tagen intensiv an der Kraultechnik zu arbeiten und diese weiter zu verfeinern. Und allein die Tatsache, dass ich als absoluter Kraul-Novize die 5 Einheiten überstanden habe, beweist, dass es wirklich auch für Anfänger geeignet ist. Natürlich kann man nicht erwarten, in drei Tagen Kraulen zu lernen. Aber auf den Basics, die ich zweifelsohne mitgenommen habe, lässt sich aufbauen. Ich hätte ehrlich erwartet, dass ich danach erstmal vom Wasser reichlich Abstand halten möchte. Aber irgendwie hat es mich doch ein wenig gepackt. Vielleicht nimmt mich Britta ja zu der einen oder anderen Schwimmeinheit mal mit, so dass nicht alles wieder verloren geht. Und auch einer Wiederholung solch eines Wochenendes bin ich nicht mehr abgeneigt. Auch wenn es für mich verdammt hart und fordernd war: Spaß hat es allemal gemacht.