DNF im Schlaubetal
Erwartungsgemäß ist es nach unserem TAR-Finish etwas ruhiger geworden. Jeder brauchte etwas Zeit, um sich sowohl körperlich aber auch mental von dieser Woche zu erholen und vor allem wieder im Alltag anzukommen. Das ist nicht ganz einfach zu bewältigen, wirken doch die Erlebnisse dieses Events noch lange nach. Die Laufumfänge wurden entsprechend reduziert, um dem Körper die nötige Ruhe und Zeit zur Regeneration zu geben. 250km in 7 aufeinanderfolgenden Tagen, das war eine für uns noch nie dagewesene Erfahrung. Wie lange braucht man überhaupt, bis wieder ein normales Laufen möglich ist? Die ersten “schnelleren” Schritte waren etwas ungewohnt, wenn man bedenkt, dass wir beim TAR eine Durchschnittspace von über 10min/km “gelaufen” sind. Aber die Umgewöhnung ist dann doch relativ problemlos erfolgt.
Klar war auch, dass keine wichtigen Wettkämpfe in diesem Jahr mehr vor der Tür stehen. Allenfalls hatten wir wenige “wenn es denn passt”-Läufe auf dem Radar. Nachdem Henrik sich vor 3 Wochen bei einer Königssee-Umrundung etwas heftiger auf die Nase gelegt hatte, ging es für ihn erstmal gar nicht weiter. Das Knie konnte den Abflug nicht so gut kompensieren und so war die Zwangspause ungewollt da. Bei mir lief es dagegen recht ordentlich und ich entschied mich Anfang Oktober, das Jahr mit einem Marathon zu beschließen. Die Form war durchaus noch da, das merkt man im Training schnell. Auswahl gibt es ja genug im Oktober, so dass ich mich für einen schönen Landschaftslauf in der Nähe – den Schlaubetal-Marathon – entschieden hatte. Dresden oder Magdeburg waren mir zuviel “Stadt”. Und mein Kalkül war, dass es mit einer etwas anspruchsvolleren Strecke nach dem TAR auch keine Schwierigkeiten geben sollte.
So stand ich dann gestern um 10 mit Robert am Start in Eisenhüttenstadt. Mit uns ca. 300 weitere Läufer, der 43km-Marathon hatte davon etwas über 100 Mitstreiter. Bekannte Gesichter verleihten dem Ganzen eine sehr lockere Atmosphäre. Unter der Woche musste ich einen Lauf abbrechen, weil mir die Außenseite des rechten Knies Probleme machte. Mit der Blackroll konnte ich den Schmerz dann aber gut wegrollen, so dass ich mir keine Sorgen machte, dass mich dieses Problem beim Marathon wieder ereilen würde. Nach gut 2km, die ich mit Uwe ordentlich schnell angelaufen war, wurde ich aber eines Besseren belehrt. Wie lange würde das gutgehen? Nach 4km stoppe ich kurz und versuche den Schmerz rauszudehnen.
Das gelingt immerhin teilweise. Torsten läuft auf und versucht mich zu überzeugen, dass wir gemeinsame Sache machen sollen. Warum nicht? Er ist sehr erfahren, kennt immerhin “jeden Stein auf der Strecke” und wir kommen gut ins Rollen. “Es wird am Ende richtig hart” – das überzeugt mich dann, dass wir wirklich zusammenbleiben sollten (im Nachhinein hat er mir erzählt, dass er den Artikel vom Scharmützelsee von vor über 2 Jahren vorher gefunden hatte). Die Strecke ist wunderschön, wenn auch nicht einfach zu laufen. Nach 10km folgt ein ständiges Up and Down, dass die Kräfte ganz schön fordert. Ich fühle mich trotzdem gut und hoffe, dass ich den 2. Platz zu einem späteren Zeitpunkt sichern könnte, wenn der schwierigste Teil durch ist.
Doch dazu kommt es nicht mehr. Die Schmerzen werden plötzlich wieder stärker und nach 20km bleibe ich kurz stehen, um wieder zu dehnen. Ein Loslaufen ist danach nicht mehr möglich. Ich kann das Knie kaum noch durchstrecken und daher nur schwer auftreten. Ich gehe erstmal weiter, aber auch die weiteren Laufversuche sind zum Scheitern verurteilt. Als dann eine Dreiergruppe um David vorbeizieht, ist es auch mit der Motivation vorbei. 20km ins Ziel gehen – schwierig. Zum Glück stehen am nächsten VP bei km23 die DRK-Jungs und ich mache meine Uhr aus. Es geht einfach nicht mehr. Mit drei Fahrzeug-Wechseln werde ich wieder zur Inselhalle nach Eisenhüttenstadt chauffiert. Kurze Zeit später läuft Uwe mit einer Zeit knapp unter 3h ein. Torsten folgt nach großem Kampf 10min später. Die Siegerehrung tut schon ein wenig weh, hatte ich doch vorher auf die Pokale geschielt. Robert zieht eisern durch und erreicht nach über 4h dann das Ziel. Ja, die Strecke ist hart, darin sind sich letztendlich alle einig.
Die Enttäuschung hält sich aber in Grenzen, war der Lauf doch nur eine Zugabe auf ein großartiges Laufjahr. Klar ist es bitter, am Ende als einziger Teilnehmer den Marathon mit einem DNF zu beenden, aber wenn der Körper streikt, ist es doch leichter zu verkraften. Ich tippe einfach mal auf eine überlastete Sehne, die sich entzündet hat. Heute fällt vor allem das Treppensteigen schwer, aber ich sehe es relativ entspannt. Besser, dass sowas gestern passiert ist, als wenn vor 6 Wochen inmitten einer TAR-Etappe oder auf dem Mauerweg. So plaudere ich noch mit einigen bekannten Gesichtern (u.a. David und Tim und die Thierbach-Brüder, allesamt Run&Bike-Routiniers). David und Matthias sind auch den Marathon gelaufen. Dafür gab es andere großartige Erfolge zu verzeichnen: Daniela ist ihren ersten Halbmarathon gelaufen. Da freut man sich dann selbstverständlich mit! Und auch ein Läufer, der regelmäßig hier mitliest, hat mich auf unser kleines Laufblog angesprochen. Das hat den Tag bei meinem verkorksten Schlaubetal-Marathon dann noch etwas gerettet. Den Pokal hole ich mir dann aber 2017.