Ultra-Tölz
Trainingswoche: eher mau. Wetter: sensationell, und das Anfang November! Also fasste ich am Samstagabend spontan den Entschluss, ein lang gehegtes Vorhaben umzusetzen. Zeit war genug, ich musste “nur” rechtzeitig loskommen. Das Vorhaben hieß “von München nach Bad Tölz entlang der Isar”. Die flüssige Oase fließt nämlich auf ihrem Weg von Tirol in die Donau auch durch das beschauliche Bad Tölz. Von München Solln bis Wolfratshausen (ca. 27 Km) kenne ich die Strecke samt ihrer Variationen ziemlich gut. Dann aber beginnt für mich neues Terrain. Am einfachsten folgt man dem Isarradweg, der natürlich nicht direkt am Isarufer entlangführt, aber unnötige Meter vermeidet.
Auf Höhe der Großhesseloher Brücke bog ich auf den Weg neben dem Isarkanal. Bereits um 7:30 Uhr war es so sonnig, dass man selbst mit Sonnenbrille kaum den Weg erkennen konnte. Auf Handschuhe hatte ich verzichtet, was ich auf den ersten 10 Km bereute. Der Weg bis zur Grünwalder Brücke ist eher langweilig. Danach wird es etwas interessanter, schöne Waldwege führen rauf nach Klosterschäftlarn. Hier überquere ich die Isar und den Kanal, um auf der anderen Seite bis Wolfratshausen zu laufen. Ich treffe bis Aumühle nur wenige Läufer und Spaziergänger. Die 27 Km bis zur Isarbrücke Wolfratshausen verfliegen und ich überquere zum vorletzten Mal den Fluss, um auf der anderen Seite weiterzulaufen. Auf der geraden Strecke bis hierhin konnte ich um die 5:50 min/Km laufen, perfekt. Es wurde schließlich wärmer und zur Halbzeit sollte man noch frisch sein.
Das Neuland beginnt mit schattigen Waldwegen, die mich schnell an das Flussbett bringen. Die Isar ist hier sehr schmal und schottrig, eben noch naturbelassen. Bis zum Radweg muss ich mich etwas hocharbeiten. Der führt relativ gerade durch den Wolfratshauser Forst. Ich kreuze eine Straße und folge den Radwegweisern, die zwischen 15 und 18 Km verbleibende Strecke bis nach Tölz anzeigen. Wie befürchtet wird es nun etwas welliger, im Wald folgt der eine oder andere Hügel, der wirklich nicht mehr sein muss. Der Radweg führt etwas zickzack, wäre der direkte Weg an der Isar doch besser gewesen? Es ist idyllisch wie im Auenland. Mountainbiker sind nur vereinzelt unterwegs. Die Marathonmarke fällt, als ich mich auf einer Straße wieder der Isar annähere. Ich stoße auf die viel befahrene Straße nach Tölz. Doch anstatt dem Radweg zu folgen, laufe ich direkt nach links in der Annahme, dass ich die restlichen Kilometer gut an der Straße laufen kann. Der Radweg führt aber -wie ich im Nachhinein festellte- ohne großen Umweg über das Hinterland. So laufe ich 2 Km auf der Grasnarbe, ehe mir das zu gefährlich wird. Eine Karte, die nicht mal die eigene Position darstellt (WO BIN ICH?), zeigt mir einen Nebenweg über die Dörfer an, auf den ich dankbar einbiege. In praller Sonne komme ich mir auf dem -natürlich- schön welligen Weg vor, als wäre gerade der Hochsommer ausgebrochen. Ein kleiner Junge ruft “Servus” vom Bauernhof rüber, das motiviert mich, das Ding jetzt zu Ende zu bringen. Zwischenzeitlich hatte ich so einige Gehpausen eingelegt. Und siehe da, plötzlich treffe ich wieder auf den Radweg. Zwei Kilometer sind nun noch entlang der Einfahrtsstraße zu laufen, die ich mit “Endbeschleunigung” absolviere (5:30 min/Km, wohlgemerkt). Der Akku ist alle, der Puls bewegt sich auf 1000m-Intervall-Niveau, und nach 50 Km halte ich endlich die Uhr an. -UFFFZ-.
Leider bin ich noch nicht ganz in Bad Tölz, so dass nach eine kurzen Stärkung noch mal 3,5 Km mit der Suche nach dem Bahnhof vergehen. Am Ende musste ich hart mit dem 6er-Schnitt ringen. Die pralle Sonne hat es mir zunehmend schwerer gemacht. Aber unter dem Strich ging es mir erstaunlich gut. Die maue Trainingswoche fand damit noch ein sehr versöhnliches Ende.
Link zum aufgezeichneten Lauf