Die speziellste Siegerehrung der Welt
Das lief richtig gut am letzten Wochenende. Die Running Twins haben sich zum zweiten Mal innerhalb einer Woche getroffen. Und natürlich hatte das wieder etwas mit Laufen zu tun. Wir folgten der Einladung des “Tropical Islands”, am “Lauf in die Tropen” teilzunehmen. Die Läufer flitzen 1-5 Runden à 4,13 Km um die größte freitragende Halle der Welt und können danach zur Belohnung im Badeparadies entspannen – der Eintritt ist in der Startgebühr enthalten. Eine charmante Idee, die mich bewog, extra aus München anzureisen. Wir fürchteten etwas die winterlichen Bedingungen in Brandenburg und entschieden uns für die 4 Runden und damit für etwa 16,5 Km Laufstrecke. Kein Halbmarathon, aber doch ein paar Kilometer jenseits des Zehners – das wäre doch gleich ein prima Trainingslauf. Und auch Mareks Jungs würden ihren Spaß haben, denn die Kinderläufe mit 400 und 800 Metern Länge führten direkt durch den Regenwald in der Halle.
Vor dem Lauf trafen wir Nadin, die ebenso die Berliner Marathonstaffel “schwänzte”, um auf die 8 Km-Strecke zu gehen. Das Wetter war top, der angekündigte Schneefall bzw. Schneeregen blieben aus, es war trocken und zeitweise lukte sogar die Sonne hervor. Nur der Wind auf der Südseite der Halle, der war ein richtig fieses Element. Kurz vor dem Startschuss kündigt der Rennleiter Ronny vom ausrichtenden Verein, dem SC Tegeler Forst, eine “spezielle” Siegerehrung an, sagt aber nichts weiter dazu. Pünktlich starten wir und sortieren uns im vorderen Fünftel ein. Marek läuft in seiner eigenen Liga und peilt sogar eine Zeit von unter einer Stunde an. Wir strengen uns richtig an, denn im brutalen Gegenwind gibt es keine Sekunde geschenkt. Die Böen werfen sogar die schweren Metallpfosten der Streckenabsperrung um. Es zieht sich dann ganz schön, aber wir laufen das routiniert zu Ende. Marek gewinnt mit 5 Minuten Vorsprung vor mir und dann kam lange nichts. Der 16 Km-Lauf war dünn besetzt, so what. Wir waren jedenfalls hochzufrieden mit unserem Wettkampf.
Ja, das war ein Wettkampf. Es ging um sportliche Leistungen, die mit einer Zeitnahme untermauert wurden. Warum der Veranstalter dann im Nachgang einen “Funlauf” draus machen wollte, erschloss sich uns nicht. Selbst die Kinderläufe wurden gezeitet. Das ist nicht üblich, damit die Kleinen nicht zu großen Ehrgeiz entwickeln. In der Lagune und Südsee geplanscht und erholt, spazierten wir denn zur Siegerehrung, die um 14:30 Uhr starten sollte – stolze viereinhalb Stunden nach dem Start des Hauptlaufs. Sicher hatten die meisten Teilnehmer Zeit, schließlich relaxten alle im warmen Wasser oder in der Sauna. Ich aber nicht, denn ich wollte pünktlich nach München zurückfahren. Für jeden Gast gab es einen Cocktail und mit 15-minütiger Verzögerung ging es dann los -endlich-. So viele Teilnehmer und Gäste bei einer Siegerehrung haben wir noch bei keinem Lauf gesehen. Eine exzellente Gelegenheit, den Lauf und das Tropical Islands nochmal vor der interessierten Masse zu präsentieren und einen guten letzten Eindruck zu hinterlassen. Die Kids sind zuerst dran, hier wird jede AK durchgegangen und geehrt – richtig toll, alle freuen sich und viel Applaus für die Olympiateilnehmer 2030. Dann erklärt Ronny das Verfahren für die Hauptläufe. Da “immer die gleichen Gesichter auf dem Treppchen stehen”, wird man heute nur die Sieger der Altersklasse eines jeden Laufs ehren, die am stärksten vertreten war. -DENKPAUSE-
Richtig verstanden. Von keinem der fünf Wettbewerbe wurden die ersten Drei geehrt, weil die halt nicht in der zahlenmäßig stärksten Altersklasse waren. Man könnte das Pech nennen. Oder “speziell”. Oder Veralberung der Teilnehmer. Mit Verlaub, die Ehrung der Glücks-Altersklassen hätte der Veranstalter doch zusätzlich vornehmen können. Man macht immer Leute glücklich, wenn sie es gar nicht erwarten. Aber was man beim SC TF leider nicht verstanden hat: man macht eben auch alle Läufer unglücklich, die eine sportliche Leistung erbracht und einen Podiumsplatz erkämpft hatten. Kein Sieger läuft mit, um ein Bierglas vom Sponsor oder ein Handtuch vom Tropical Islands abzugreifen. Es geht hier um das Prinzip der Anerkennung einer sportlichen Leistung, für die die Sportler trainiert und die sie nicht beim Spazierengehen bekommen haben. Selbst Walker wurden gezeitet und geehrt. Aber das passte dann wieder zu einem ärgerlichen und skurril anmutenden Abschluss eines Laufs, der das Zeug hatte, ein richtig guter zu werden.Bis zur Siegerehrung.