Dämpfung extrem: HOKA ONE ONE

Der Barfußtrend ist definitiv vorüber. Ab 2012 bis ins letzte Jahr hinein mussten alle Hersteller unbedingt Barfuß- und Lightweight-Schuhe auf den Markt werfen. Dass der Trend abgeebbt ist, sieht man recht schnell in den Regalen. Nicht nur das: das Pendel ist mit Eintritt der Franzosen von HOKA ONE ONE in die andere Richtung ausgeschlagen. Plötzlich stehen Schuhe mit Dämpfung im Schaufenster, für die man vor drei Jahren mindestens belächelt, wahrscheinlich aber für chancenlos erklärt hätte. Bei der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii waren die HOKAs die drittmeistgenutzten Schuhe.

Wir haben zwei Modelle von HOKA ONE ONE über einen längeren Zeitraum probegelaufen.

huakaHUAKA (gelaufen von Henrik)

Der Huaka ist die Allzweckwaffe von HOKA. Ein Maximalschuh mit Minimalgewicht und minimaler Sprengung – wie passt das zusammen? Ich würde den Schuh im Straßenlaufsegment verorten, aber vielleicht tue ich ihm damit unrecht. Auch auf Trails der Kategorie Forst- und Waldwege macht der Huaka eine gute Figur. Der erste Lauf war durchaus gewöhnungsbedürftig, eine Art Schwebezustand tritt ein, ich hatte das Gefühl, wie auf Watte zu laufen. Aber daran gewöhnt man sich sehr schnell. Der Schuh ist trotz dieser klobigen Sohle unglaublich direkt. Ob Tempodauerlauf auf Asphalt oder gemütliches Dahintraben im Wald – der Schuh fühlt sich wie ein altbekannter Begleiter an, der auf alle Situationen vorbereitet ist und den nichts aus der Ruhe bringen kann. Selbst auf nassem Untergrund bietet die Sohle überraschend viel Grip – besser als so mancher ausgewiesene Trailschlappen. Sagenhafte drei Zentimeter dick ist der Schaum unter der Ferse. Trotzdem beträgt die Sprengung nur 2 mm, weil auch der Vorfuß auf dem Schaumbett arbeiten darf. Mit einer derart üppigen Dämpfung eignet sich der Huaka selbstredend für die langen Kanten und Ultraläufe. Ich hatte den Schuh sowohl beim Ultramarathon in Stockholm (50 Km) als auch beim 6h-Lauf in München (66 Km) an. Bei beiden Läufen war zum Ende hin unterhalb des Knöchels ein leichter Druck zu spüren. Von Blasen bin ich verschont geblieben. Die Schnellschnürung ist klasse, man muss aber etwas aufpassen, dass man sie nicht zu eng zieht. Für lange Straßenläufe inkl. Marathons kann ich den Huaka bedenkenlos empfehlen. Auch für leichte Trails ist der Schuh prima geeignet. Im Gelände mit technischen Wegen sehe ich den Huaka nicht, hier vertraue ich weiter auf die Trail-Spezialisten. Im Training laufe ich ihn nur gelegentlich, ich bleibe ein Verfechter des Schuhwechselns, um den Fuß nicht an einen Schuh zu gewöhnen.

DESIGN: 4/5
DÄMPFUNG: 5/5
FLEXIBILITÄT: 4/5
PASSFORM: 4/5
PREIS: 2/5
GESAMTEINDRUCK: 3,8/5

clifton2CLIFTON 2 (gelaufen von Marek)

Wenn man den Clifton das erste Mal erblickt, kommt man nicht sofort auf die Idee, dass dies ein Laufschuh sein soll. Wirkt er doch sehr klobig und schreit förmlich nach viel Gewicht. Doch der erste Eindruck täuscht gewaltig: in US12 bringt der Schuh gerade mal 277g auf die Waage. Das ist nun wahrlich kein Leichtgewicht und weit von den Regionen der Minimal-Schuhe entfernt, aber kann locker mit den stabilen Varianten der Konkurrenz mithalten. Das Laufgefühl ist: einfach anders. Die sehr gute Dämpfung im Vorder- und Hinterbereich ist äußerst bequem, auch wenn ich beim Clifton nicht das gleiche Gefühl vom Fliegen wie beim Huaka hatte. Trotzdem läuft es sich sehr leicht und locker. Ein erster Härtetest der Schuhe fand beim 6h-Lauf in München im September statt. Mit den wechselnden Untergründen bin ich bestens klargekommen, am Ende stand eine Blase am rechten äußeren Zeh. Das kommt bei neuen Schuhen durchaus öfters vor, so dass ich dem keine große Bedeutung beigemessen habe. Wofür ist der Clifton denn nun geeignet? Tendenziell bieten sich längere Läufe geradezu an, Asphalt ist mit Sicherheit die bevorzugte Wahl, aber auch ein festerer Waldboden ist unproblematisch. Ich hatte den Schuh auch schon bei Tempoläufen an und konnte keinerlei Einschränkungen bei der Geschwindigkeit wahrnehmen. Ein wenig Probleme macht mir teilweise die Zunge, die nicht so bequem geraten ist und manchmal etwas zu sehr auf den Fuß drückt. Insgesamt ist der Clifton aber ein richtig guter Schuh, der für den langen Straßenlauf geradezu prädisteniert erscheint. Als alleinigen Schuh würde ich den Hoka aber nie laufen, sondern immer die Füße auch mit wenig gedämpften Latschen “verwöhnen”. Trotz des abgeflauten Barfuß-Themas glaube ich nachwievor an die kräftigende Wirkung des minimalistischen Laufens. Gerade im Hinblick auf die üblichen Läuferbeschwerden ist zuviel Dämpfung sicher nicht im Geiste des Erfinders.

DESIGN: 3/5
DÄMPFUNG: 5/5
FLEXIBILITÄT: 3/5
PASSFORM: 3/5
PREIS: 3/5
GESAMTEINDRUCK: 3.4/5

Testbericht: Vibram FiveFingers Bikila LS

Barfußlaufen ist gerade ein regelrechter Hype. Orthopäden und Sportmediziner des Planeten propagieren das “gesunde Laufen”. So tauchte das Thema Anfang 2010 in unzähligen Artikeln auf, als das Ergebnis einer amerikanische Studie an den Presseverteiler ging, z.B. hier bei den Netzathleten oder hier bei SPON. Das ganze Thema ist sicherlich mit etwas Zurückhaltung und gesundem Menschenverstand zu betrachten. Und vor allem: mitreden kann man nur, wenn sich selbst auf Erfahrungstour begibt. Marek hatte im letzten Jahr bereits einen Barfußschuh getestet. Anhand der Suchbegriffe, die immer wieder auf seinen Artikel führen, kann man gut ablesen, dass das Interesse an Erfahrungsberichten stetig steigt. Die italienische Schuhsohlen-Firma Vibram schwimmt mit ihren FiveFingers derzeit auf der Erfolgswelle des “Natural Runnings” mit. Marek läuft seit ca. einem Jahr die KSO und ich die Speed. Ich habe mir vor kurzem ein 2011er Modell zugelegt, den Bikila LS. Schauen wir uns die Schuhe und das dahinterstehende Konzept doch nochmal genauer an. (mehr …)