So richtig genau habe ich mir das Streckenprofil gar nicht angesehen, von “171 Höhenmetern” war da die Rede und dass “auf dem 2. Abschnitt ab Km 15 nochmal abgeht”. Bestimmt alles nur halb so wild. Brigitte lud zu ihrem erklärten Lieblingslauf an den Achensee ein und da konnte ich nicht nein sagen. Der 15. Achenseelauf startete in Pertisau und führte über 23,2 Km genau eine Runde um den See. Und die hat es wahrlich in sich.
Mehr als 1.500 Teilnehmer scharrten um kurz vor 10 Uhr an der Talstation der Karwendelbergbahn mit den Hufen und konnten den Startschuss kaum erwarten. Erstmal musste aber noch das “Führungsfahrzeug” mit einem Anhänger vorgefahren werden. Auf diesem befanden sich zwei Ziegen – die “Laufziegen” auf dem “Gossip Car”. Also das Ganze wurde schon mit einem gewissen Humor betrachtet. Dann knallte es auch schon und die Meute wetzte los. Gleich mal den ersten Kilometer in 3:39 Minuten abgespult, so zur Sicherheit. Es ging aber auch bergab. Wir bogen auf die Seerunde entgegen des Uhrzeigersinns und hielten uns auf dem Uferweg. Die Sonne zeigte sich nur zaghaft, was für das Laufen ganz angenehm war. Bis Km 7 passierte nun nicht wirklich viel. Ich hielt mich so im Bereich von 4:20 min/Km mit leichten Schwankungen, ein paar Wellen waren schon zu bewältigen. Der erste nennenswerte Anstieg kostete gleich mal Kraft. Ich lief hinter einer Gruppe und konnte bis Km 12 dran bleiben. Zwischenzeit 10 Km: etwas über 42 Minuten, was ziemlich genau der Bereich einer Halbmarathonzeit von unter 90 Minuten liegt. Ich fühlte mich gut. Dann stieg das GPS für ca. 1,5 Km aus, das habe ich aber erst im Nachgang auf der Karte gesehen. Auch danach zeigt die GPS-Route wilde Glättungen. Auch der Chip der Ambit 2 hat auf diesem Abschnitt Erfassungsprobleme. Wir liefen weg von der Bundesstraße am Ufer, um dann nach dem Schlenker auf Schotter wieder zur Bundesstraße hochzulaufen. Heute fühlte ich auf Asphalt sehr wohl und konnte dort das Tempo besser halten, ich hätte wohl besser einen Straßen-Zehner laufen sollen? Endlich war die Nordspitze des Sees erreicht und wir bogen links in die Gemeinde Achenkirch ein. Auch hier befand sich wieder eine “Labstation” sowie der Staffelwechsel. Nun begann der zweite Teil der Strecke.
Ohne großen Anlauf führte der Weg gleich auf einen Singletrail, der sich nun ständig auf und ab am Ufer schlängelte. Der war zudem mit einigen Treppen bestückt, was ich nicht erwartet hatte. Der Tempowechsel ist brutal und haut dich aus jedem Rhythmus. Nun zählen Kraftausdauer und Oberschenkelumfang. Zudem war der Boden vom Regen noch rutschig, was auf den scharfkantigen Steinen nicht so lustig war. Gute 5 Kilometer muss man sich nun hoch und runter kämpfen. Ich machte hier keine übermäßig gute Figur und musste ein paar schnelleren Läufern Platz machen. Auf diesem Abschnitt ist Rücksichtnahme gefordert, Überholen ist nur mit Ansage möglich. Mir wurde schnell klar, dass der erste Streckenteil zu schnell war und zuviel Kraft gekostet hat, um hier Druck zu machen. Das verbuche ich mal unter Lehrgeld der ersten Teilnahme. Von Treppen hatte Brigitte wirklich nichts erzählt, ich hatte mir eher längergezogen Waldwege vorgestellt. Aber mit Jammern gewinnt man keine Sekunde und zum Glück führte der Weg nach der Halbmarathonmarke zügig nach unten. Auf Seehöhe konnte man nun wieder anziehen. Das hat mir wieder gefallen, auch wenn da kein Tiger mehr im Tank war. Beim Zick-Zack-Zieleinlauf ist richtig Stimmung, ein dickes Lob an das Publikum! Mit der Zeit von 1:50:55h bin ich zufrieden. Ganz sicher geht mit einem um 3 bis 4 Minuten langsameren 14 Km-Teil viel mehr auf dem Trail.
Was macht den Achenseelauf so gut? Sicherlich die spannende Kombination von einem langen, relativ flachen Straßenlaufabschnitt (14 Km) mit dem sehr anspruchsvollen Trail (7 Km) auf der Westseite. Die Organisation ist perfekt, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Man kann mit Championchip laufen und für die Nachmeldegebühr von 39 EUR gibt es sogar noch ein Salomon-Laufshirt. Wenn man jetzt noch mehr Zeit hätte, das irre Panorama des Achensees zu genießen!
4 Kommentare
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Lieber Henrik,
die Treppen verdränge ich wohl immer wieder… 😀
Während dem ersten Teil um den See sage ich mir jedes Mal wieder, daß ich nächstes Jahr nicht mehr mitmache. Und dann kommt der Berg-Teil, und der macht dann so richtig Spaß.
Und schon stehe ich im nächsten Jahr wieder am Start…-
Autor
Ich fand gerade auch den ersten Teil interessant. Aber das Feilschen um jede Sekunde wirkt im Nachhinein natürlich lächerlich. Nächstes Jahr bin ich schlauer.
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Taktisch kluges Rennen: erstmal richtig auf die Tube drücken, wo es noch geht und dann schön nachlassen auf den Trails. So hätte ich es auch gemacht! Aber hey die Zeit kann sich sehen lassen. Und landschaftlich wohl ein nettes Panorama dort!