der ASV Zeuthen on tour

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Es ist schon eine unglaubliche Zahl: bereits zum 50. Mal fand er statt, der Rennsteiglauf. Nachdem die Teilnehmerzahlen im letzten Jahr noch eine starke Zurückhaltung gezeigt haben, ging es dieses Jahr durch die Decke. Allein auf der Strecke des Supermarathons waren 2500 Starter gemeldet, mehr als doppelt so viele wie noch 2022. In und rund um Eisenach war es kniffelig, überhaupt noch ein Bett zu bekommen. Zum Glück konnten wir diese erste Herausforderung meistern und so machten wir uns (Tommy und ich) am Freitag nachmittag auf den Weg nach Eisenach. Für mich war es bereits der 5. Supermarathon und da die Vorbereitung recht problemlos lief, hatte ich mir einiges vorgenommen für diese legendären 73,9km ins “schönste Ziel der Welt” nach Schmiedefeld.

Laser und viel Rauch sorgen für Stimmung vor dem Start

Die Bedingungen waren äußerst läuferfreundlich, 8°C zum Start waren zwar recht frisch, aber der über die Woche angekündigte Regen blieb schon einmal aus. Einige bekannte Gesichter wollte ich vor dem Start noch sehen, aber es wurde schnell so voll, dass ich nur Sarah, Gerald, Harry und Enrico erblicken konnte, bevor wir uns im proppevollen Startblock eingruppieren mussten. Sogar eine Lasershow wurde noch geboten, bevor es kurz vor 6 Uhr zum Schneewalzer überging und ehe man sich versah, wetzte das Feld auch schon los durch die Eisenacher City. Der erste Kilometer bis zum ersten Anstieg ist ein ziemliches Gedrängel. Im vorderen Bereich liefen einige Eisenacher, bewaffnet mit Luftballons und einem breiten Banner und wollten so ihre Verbundenheit mit der Stadt Eisenach zeigen. Leider behinderten sie die schnelleren Starter und auch ich nahm einen kleinen Umweg über die Wiese. Man hätte auch sicher eine bessere Möglichkeit gefunden, sich zu präsentieren? Tommy verlor ich gleich in dem Gewusel und bekam daher auch nicht mit, wie er von einer die Strecke querenden älteren Person abgeräumt wurde und sich fortan mit schmerzendem Nacken und Übelkeit plagen musste.

Eisenach ist bereit!

Ich kam aber gut rein ins Rennen und versuchte, gleichmäßig den ersten Abschnitt bis zum Großen Inselsberg (25,2km, 950 HM) zu bewältigen. Überraschungen ahf der Strecke gibt es für mich keine mehr, auch das hilft, taktisch clever zu laufen und nicht zuviel Druck auf die Sohle zu geben. Der kleine Trail-Abschnitt bei km18 macht richtig Spaß, ich ziehe mit zwei Männern den Anstieg hoch und fühle mich richtig gut. Die steile Passage vor dem Gipfel ist ein erster Test für die Beine, ich entscheide mich dafür, durchzulaufen und ziehe sogar an der ersten Frau, Kristin Hempel, vorbei. Das Wetter oben ist kein Vergleich zu 2022, die Sonne scheint herrlich. Dann stürzen wir uns auf den stark abschüssigen Downhill. Der kommende Abschnitt ist der schnellste Teil des Rennens, bis zur Ebertswiese (km 36,9) ist es relativ flach und einfach zu laufen. Ich komme mit einer 03:01 durch und bin 6min unter meiner Bestzeit von 2018. Das sollte sich doch ausgehen oder?

Nun folgt allerdings ein Abschnitt, den ich als den schwierigsten des gesamten Rennens empfinde. Es geht wieder ordentlich hoch auf die Neuhöfer Wiesen. zweimal geht es sehr steil eine Rampe herauf, bei der letzten entscheide ich mich für das Wandern wie auch die Läufer um mich herum. Die Sonne knallt jetzt ordentlich auf die Schotterpisten herunter und ich bin froh, wenn ich wieder die bewaldeten Passagen erreiche. Kristin zieht wieder vorbei und ich sehe sie noch einige Zeit vor mir, bevor sie einen VP auslässt und aus meinem Blickfeld gerät. Nun fällt es mir zunehmend schwer, Druck zu machen und ich merke es auch an den Kilometerzeiten, dass es reichlich langsamer vorangeht als ich mir gewünscht hätte. Die ständigen Ups and Downs rund um km50 fordern ihren Tribut. Wo ich für den Grenzadler an der Ebertswiese noch mit 04:30h spekuliert hatte, bin ich nun etwas enttäuscht, als ich mit 04:37h die Bake in Oberhof passiere. Einen Tee und eine Cola bilden meine Trink-Taktik seit dem Inselsberg. Das klappt gut, zumindest bilde ich es mir ein. Mit dem Essen habe ich meine üblichen Probleme, nur ein Gel wandert in meinen Magen bis dahin und ich ahne bereits, dass dies zuwenig sein könnte.

Der Anstieg hinter dem Grenzadler läuft aber wieder gut (“die anderen vor dir leiden viel mehr”) und bis zum Rondell kann ich auch wieder etwas Geschwindigkeit aufnehmen. Danach folgt ein langgezogener Anstieg, auf dem ich schon arg beißen muss. Diesen Teil der Strecke habe ich dann doch ganz gut verdrängt, der Kämpfer-Modus ist vollends aktiviert. Vor dem Rundweg an der Straße gibt es noch einen VP, ich werde namentlich begrüßt, was mich nochmals motiviert, den nun folgenden Aufstieg auch noch zu meistern. An mir fliegt ein Läufer förmlich vorbei und ich sehne das Schild “höchster Punkt der Strecke” förmlich herbei. Leider sind meine Reserven aufgebraucht und es tut schon ziemlich weh, bis ich das Schild passiere und kurz danach beim “VP Schnaps” bei Edwin, Martina und Gaston einen Schluck Gösser zu mir nehme. Das baut mich nur kurz wieder auf und der Downhill bis zur Schmücke läuft einfach zu zäh, so dass ich weitere Plätze verliere. “Den vor die holst du noch!” – aber ich habe wirklich nichts mehr zuzusetzen und quäle mich über die Zeitmess-Bake vor der Schmücke. 05:37h – ich habe zwar nichts weiter verloren, aber die 8min Polster erscheinen mir aufgrund meiner Verfassung nicht viel. Tee, Cola und runter gehts auf den letzten Teil der Strecke. Ich möchte so gerne nochmal Druck machen und den Berg herunterfegen, doch die Beine weigern sich zusehends. Die Rufe der Wanderer motivieren mich auch nicht großartig, obwohl ich die Anfeuerungen wohlwollend wahrnehme. Ich muss sogar einige Gehpausen machen (auf dem Downhill!).

Es zieht sich arg, obwohl es wirklich nur lächerliche 9km von der Schmücke sind. Ich kämpfe mit mir und versuche, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Km69 – ich quäle mir tatsächlich noch ein Gel herunter. Und es scheint etwas zu helfen. Natürlich kann ich den letzten Anstieg wieder nur gehen und lasse hier gleich drei Mitstreiter passieren. Die letzten drei Kilometer bis ins Ziel sind dann nochmal ein richtiger Kampf. Ich realisiere, dass es jetzt nur noch darum geht, die eigene Bestzeit von 2018 zu schlagen und der Puffer langsam aufgebraucht sein dürfte. Noch ein Läufer kassiert mich vor der Zielgerade, aber kurz danach ist der Spuk dann endlich vorbei. Rein in den neuen Zielbogen und stehenbleiben.

Eine einheitliche Medaille gab es diesmal für alle Strecken

Ich setze mich ein paar Minuten an den Zaun und lausche den Einlaufenden. Die Sonne knallt gut herunter und die Luft ist dank der Massen in Schmiedefeld sehr drückend. Im Duschzelt treffe ich noch Nic. Tommy sehe ich im Supermarkt wieder, er musste am Grenzadler aussteigen, die Folgen des Zusammenpralls am Start waren nicht zu kompensieren.

Im schönsten Ziel der Welt

Was nehme ich mit? Die Zeit von 06:24 hätte ich mit Sicherheit im Vorfeld so genommen. Leider bin ich mit den letzten 20km überhaupt nicht glücklich, hier wäre noch einiges mehr drin gewesen. Verpflegung, Ausrüstung, Taktik? Es gibt immer etwas zu verbessern und ich werde mir meine Gedanken dazu machen, sollte ich nochmals den Supermarathon angehen. Vielleicht steht aber in 2024 einmal der Marathon auf dem Plan.

voll, voller, Schmiedefeld

Gewonnen hat souverän Janosch Kowalczyk. Er ist im Profi adidas Terrex Team unterwegs und war bescheidene 80min vor mir in Schmiedefeld. Ob es an seiner Ausrüstung lag? Obwohl das eher unwahrscheinlich ist, haben wir uns entschieden, in diesem Jahr der Marke adidas eine Chance zu geben und werden ein paar Goodies auf unseren Abenteuern ausprobieren. Als erstes Testobjekt wird der Adizero Boston 11 herhalten und auch das fluffige Thermo-Shirt kommt in den Trail-Rucksack, wenn es am 1. Juli heißt: das Stubaital wartet. 68km und mehr als 4000HM auf den Stubaier Gletscher sind unsere nächste Herausforderung. Stay tuned!

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