von Henrik | 21.10.24 | Laufen, Reisen, Trailrunning, Wettkampfbericht
Wer den Luftkurort Oybin bislang noch nicht für ein Mekka des Trailrunnings gehalten hat: heute erheben wir ihn zu ebendiesem. In diesem Dorf im Zittauer Gebirge kracht am 3. Oktobersamstag jährlich der O-See Ultratrail los. Und gefühlt ist die ganze Region im malerischen Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland auf den Beinen, um das Event auf die Beine zu stellen. Marek war schon vor zwei Jahren auf Streckenerkundung und wusste gute Ratschläge mitzubringen für unseren erklärten Versuch, die Duo-Wertung zu gewinnen. Wenn es schon mal eine Teamwertung bei einem Ultratrail gibt, dann…
Mit den Ankündigungen hat es in der Vergangenheit selten gut geklappt, deshalb fuhren wir ohne große Erwartungen in der Nacht auf Samstag nach Oybin. Das Wetter sollte im Gegensatz zu 2022 richtig gut werden. Eine gute Stunde vor Start checkten wir ein und freuten uns über eine Pudelmütze im Starterbeutel. Den GPS-Tracker durften wir nicht vergessen. Schnell noch ein paar Selfies im Startbereich und dann ging es auch schon los. Von Gedränge ist man hier wirklich weit entfernt. Die ganze Veranstaltung wirkt sehr familiär und unaufdringlich.
Marek machte gleich richtig Dampf, während ich erstmal ins Rennen kommen musste. Mit Warmlaufen ist aber nichts, denn es geht gleich rein in den Berg. Es wurde so schnell warm, dass es mit dem Ausziehen des Longshirts beim ersten VP schon reichlich spät war. Wir reihten uns im vorderen Mittelfeld ein und an der Position sollte sich auch bis zum Ende nichts mehr großartig verändern.
“Die Strecke bietet kaum Gelegenheit zum Erholen”
wusste Marek vorab zu berichten und das kann man sehr schnell nachvollziehen. Es geht irgendwie immer hoch oder runter. Keine Todesanstiege, sondern maximal 150 Höhenmeter. Da auch die Downhills mit viel Wurzelwerk und Steinen richtig fies sind, muss man konzentriert bleiben und nicht überdrehen.
Wir hielten uns an unser Kontrolliertes-Laufen-Prinzip, anfangs eher zwangsweise, bis Henrik wieder abgekühlt war, zur Mitte des Rennens, weil wir uns richtig gut eingerollt hatten und nichts Großes riskieren wollten. Zeit für Fotos musste immer sein und einen Plausch am VP kann auch niemand verwehren. Wir machten uns zum Ende des Rennens eher Sorgen um die verhärteten Waden. Wer gut durchkommen will über die 50 Km, braucht eine gute Renneinteilung. Denn auf den letzten 10 Km warten nochmal 3 Anstiege, wo der Spaßfaktor wirklich begrenzt ist. Marek wusste ja genau, was kommt und deshalb konnten die uns nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Nach 6:45h genossen wir einen der entspannendsten Zieleinläufe, an die wir uns erinnern können. Ja, vielleicht wäre zeitlich mehr drin gewesen, aber dafür hätte es dann viel mehr Atemnot, viel weniger Fotos und in der Duo-Wertung auch keinen besseren Platz gegeben. Den Pokal konnten wir mit reichlich Vorsprung mitnehmen. Wir verraten jetzt auch nicht, wie viele Männer-Teams außer uns am Start waren.
Der O-See Ultratrail ist eine glasklare Empfehlung für einen landschaftlichen reizvollen Mittelgebirgs-Ultratrail. Unterschätzen sollte man den Kurs aber keineswegs. Viele Anstiege und einige Knochenbrecher-Downhills machen den Lauf zu einem anspruchsvollen Ultra. Dazu kommen die familiäre Atmosphäre und die perfekte Organisation – wir haben bisher keine bessere Beschilderung erlebt.
Im nächsten Jahr wird ein 100 Km-Ultratrail angeboten, der noch weiter nach Böhmen führen wird. Die Chancen stehen gut, dass wir uns wieder im Luftkurort Oybin treffen.
von Henrik | 11.09.24 | Laufen, Ultra
Der Berliner Mauerweglauf ist schon nach 12 Ausgaben legendär. Bei keinem anderen Lauf kann Geschichte so hautnah erlaufen werden wie auf dem Berliner Mauerweg.
Wir sprechen darüber! Begleite die beiden Mauerweglauf-Finisher Henrik und Tobias auf einem kurzweiligen Ritt über die langen 100 Meilen um das ehemalige West-Berlin. Du dachtest, 100 Meilen flach zu laufen sei bestimmt langweilig? Weit gefehlt, auf 100 Meilen kann viel passieren und über diese lustigen bis dramatischen Anekdoten werden die beiden im Rahmen des Vortrags erzählen.
Wann?
20. September 18:00 Uhr
Wo?
Skinfit Shop München, Implerstr. 7, 81371 München
Wieviel?
Der Eintritt ist kostenlos. First come – first served!
Wie anmelden?
Ganz einfach hier über unser kleines Formular
Vor und nach dem Vortrag kann im Rahmen eines VIP-Shoppings im Skinfit Shop mit VIP-Rabatt eingekauft werden. Es gelten die Angebotskonditionen des Skinfit Shops. Es wird für Getränke und Snacks vom Skinfit-Shop gesorgt.
Wir freuen uns auf dich in München am 20. September!
von Henrik | 08.09.24 | Laufen, Reisen, Trailrunning, Wettkampfbericht
Die erste Ausgabe des PSRs war im vergangenen Jahr für uns fulminant gelaufen. Vielleicht waren deshalb die Erwartungen an unseren zweiten Auftritt zu hoch. Auch mit dem Wetter hatten wir im Jahr 2023 viel Glück. Das war dann wohl aufgebraucht. Der zweite PSR gestaltete sich für uns deutlich herausfordernder. Das hatte vielschichtige Ursachen und wie so oft in diesem Leben wirkte alles zusammen. Auch als erfahrene Etappenläufer -dieser PSR war unser sechster(!) gemeinsamer Etappenlauf- haben wir wieder Fehler gemacht und waren unvernünftig bis übermütig.
Die Voraussetzungen
Waren ungünstig, um es vorsichtig zu formulieren. Der Mauerweglauf zwei Wochen vor dem PSR war hinsichtlich Vorbelastung die wohl schlechteste Idee. Direkt danach erwischte Henrik das Corona-Virus und das Training beschränkte sich auf 8 Km im Grunewald. Überhaupt, das ganze bisherige Jahr 2024 war läuferisch zum Vergessen. Plantarsehne (Henrik) und Knie (Marek) ließen kein strukturiertes oder zumindest regelmäßiges Training zu. Wir hatten so viele Höhenmeter im Jahr 2024 gelaufen, wie auf der ersten Etappe des PSR zu überwinden waren. Und wenn wir ehrlich sind, waren wir in diesem Jahr viel mit uns selbst beschäftigt. Was überhaupt nicht schlimm ist. Laufen ist für uns sehr wichtig, aber manchmal gibt es Wichtigeres. Vielleicht ist unsere Sturheit, trotzdem an den Start zu gehen, nicht gut. Vielleicht ist sie aber auch Ausdruck eines Urvertrauens in uns, unsere Erfahrung, unsere unvergleichliche Teamfähigkeit und unseren Willen, den Rahmenbedingungen zu trotzen.
Der Lauf der Dinge
Hätte auf den ersten Etappen nicht unterschiedlicher sein können. Marek ging es vergleichsweise blendend, während Henrik von der ersten Minute um jeden Meter kämpfen musste. Zur Krönung verloren wir uns tatsächlich auf dem letzten Downhill der ersten Etappe kurz vor Nuria. Doch Hinschmeißen ist nicht unser Style.
Der Anstieg zum Puigmal auf Etappe 2 war für Henrik noch fürchterlich, aber die Tatra der Pyrenäen mit viel laufbarem Terrain änderte die Stimmung zügig. Der Aufstieg nach La Masella tat nochmal richtig weh. Der Frust saß tief, der Regen auf der dritten Etappe machte nichts besser. Stundenlang im Regen und nassen Füßen Berge hochzuklettern, war auch für uns eine intensive Erfahrung. Doch diese nasse Etappe brachten wir mit aller Erfahrung und vielen Gels nach Encamp.
In Andorra trat keine Wunderheilung ein, so dass uns am ersten Anstieg selbst das Schweizer Wanderteam überholte. Es sollte einfach nicht sein. Henriks Frust brach sich auf der Straße von Arinsal Bahn, als wir vor dem Ziel den letzten Kilometer in 4:14 min liefen. Ausstiegsgedanken gibt es immer mal beim Etappenlaufen. Aber im Regen von Andorra waren sie sehr präsent.
Die Wende kam spät, aber sie kam. Auch, weil wir sie erzwungen haben. Die Bedienung der Pizzeria in Andorra La Vella hat gestaunt, was wir alles essen können. Wir analysierten in aller Ruhe das Desaster von Arinsal und beschlossen einige Änderungen an Ausrüstung und Verpflegung.
Henrik lief sich vor dem Start der 5. Etappe sogar warm. Das Mindset stimmte wieder und wir hatten unseren PSR-Feiertag auf dem Weg nach Tavascan. Und überboten sogar unsere Vorjahreszeit. Wir kämpften gemeinsam und wir feierten gemeinsam jeden kleinen Meilenstein. Das gab uns viel Kraft und den unerschütterlichen Glauben daran, dass wir auch diesen PSR zusammen finishen werden.
Die 6. Etappe hakten wir unter “hätte nicht sein müssen” ab. Aber die Lässigkeit, mit der wir die wirklich harten Bedingungen ertrugen, sprachen für unsere Einstellung und unseren Glauben an uns.
Deshalb war das Finale grande nur logisch. Wir schenkten uns einen Traumtag auf der vielleicht anspruchsvollsten Etappe des PSR. Wir hatten unvergessliche Gipfelmomente, wir hatten tolle Begleitungen, perfektes Wetter und einen grandiosen abschließenden Downhill.
Das Ergebnis
Überraschend gut, wenn man die oben erwähnten Voraussetzungen betrachtet. Zunächst: wir sind Finisher. Das können nicht alle der 61 gestarteten Teams behaupten. Nur 41 erreichten gemeinsam das Ziel. Unser 6. Etappenlauf endete mit dem 6. Finish. Darauf allein sind wir stolz. Mit Platz 7 bei den Männer-Teams und Platz 15 insgesamt konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Gemessen an unserer Hoffnung, zumindest bei einer Etappe aufs Podium zu laufen, mag das enttäuschend sein. Wir sind Sportler, wir sind Wettkämpfer, wir sind ehrgeizig, ja. Deshalb haben wir das Kapitel PSR noch lange nicht geschlossen.
Was uns (wieder) sehr gut gefallen hat:
Der PSR bleibt ein Teamlauf.
Auch aus Sicherheitsgründen, aber vor allem, weil der Teamgedanke gelebt wird. Im Gegensatz zum TAR, wo inzwischen auch Solo-Starter möglich sind. Leider haben wenige Teams den Gedanken nicht wirklich verinnerlicht. Diesmal trafen wir so einige, die auf der Suche nach ihren Partnern waren.
Die Organisation ist nahezu perfekt und hat soviel Liebe für Details.
Wir haben die gleiche Startnummer wie 2023 bekommen, wir hatten zwei Mal sogar das identische Hotelzimmer. Ein 50-köpfiges Team aus Volunteers kümmert sich mit Herzblut um die Verpflegungsstationen, die Zielverpflegung, die medizinische Unterstützung, die Massagen und das immer mit einem Lächeln und aufopferungsvoller Hilfsbereitschaft. Mehr geht nicht.
Eine atemberaubende Strecke
Es geht kaum spektakulärer. Mit jeder Etappe staunt man mehr. Für uns bleibt die 5. Etappe nach Tavascan die Kirsche auf der ansonsten schon leckeren Torte. Der Gipel der Portella de Baiau ist ein Traum für jeden Naturliebhaber.
Die Einsamkeit der Trails
Die Strecke folgt zwar weitgehend dem Wanderweg GR11. Aber im September verlieren sich dort nur sehr wenige Wanderer. Sobald das Feld sich auseinandergezogen hat, ist man meilenweit allein unterwegs und kann sich in einen regelrechten Rausch laufen.
Bilder, Bilder, Bilder
Der PSR wird inzwischen fast professionell begleitet von einem Media-Team aus 8(!) Fotograph*innen. Diese liefern bezaubernde Bilder, teilweise sogar live während des Rennens. Jeden Abend folgen die Bilder und das Video des Tages. Ein paar Tage nach Ende des PSRs kann man sich tausende Bilder kostenlos und in HD runterladen. Wo gibt es das schon noch.
Was es (auf sehr hohem Niveau) zu meckern gab:
Wo ist eigentlich der Weg?
Die Streckenmarkierung fanden wir teilweise zu sparsam, vor allem im verblockten Gelände. Aber man muss fairerweise anmerken: das Regelbuch sagt, dass die Läufer in erster Linie die Strecke selbst finden und auf der Uhr haben müssen. Sich also 100%ig auf die Markierungen zu verlassen, ist fahrlässig. Immerhin haben wir uns weniger oft verlaufen als im Vorjahr.
Abendessen in der Sporthalle
Auch hier jammern wir auf hohem Niveau. Die Zielverpflegung ist üppig und man sollte sich so schnell wie möglich nach Zieleinlauf Energie reinhauen. Die Etappenorte bieten genug Möglichkeiten, so dass man auf das Abendessen nicht mehr angewiesen ist. Herausfordernd ist aber die spanische Siesta. Nachmittags hat kein Restaurant offen.
Regelwerk durchsetzen
Das Regelwerk ist gut und nachvollziehbar. Warum dann in der Konsequenz aber keine Zeitstrafen verhängt werden, fanden wir zumindest merkwürdig. Auf der 6. Etappe suchten zwei Frauen mitten im Sturm und Nebel ihre Teamkollegin auf dem Berg, während diese längst allein auf dem Weg nach unten war und ihre beiden Mitläuferinnen am VP wähnte.
Das Wetter
Bifree ist zwar richtig gut in der Organisation, aber Wettergötter sind sie (noch) nicht.
Fazit
Das Gruppenfoto der #PSRFamily spricht für sich. Hier sind nicht nur die Sportler drauf, sondern wirklich alle am PSR beteiligten Menschen. Noch passen alle auf das Bild. Wir haben es zu keinem Zeitpunkt bereut, wieder nach Ribes gefahren zu sein. Und es ist nicht so unwahrscheinlich, dass wir ein drittes Mal am PSR teilnehmen werden. Vielleicht nicht im nächsten Jahr. Aber seine Familie möchte man ja wiedersehen, oder?
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No Youtube Videos.
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von Henrik | 23.08.24 | Laufen, Ultra, Wettkampfbericht
Hast du Lust auf ein Abenteuer?
Das fragte ich meine Radbegleitung Steffi, als wir den VP8 Falkenseer Chaussee gegen 11:15 Uhr am Samstagmittag gemeinsam verließen. Dass überhaupt noch die Möglichkeit bestand auf ein Abenteuer, hatte sich in den morgendlichen Stunden keineswegs abgezeichnet. Nach einer schlaflosen Nacht mit Fieber und gar keiner Nahrungsaufnahme am Morgen schleppte ich mich zum Startbereich in Berlin Pankow. Die zugegeben nicht sehr belastbare Idee war, erstmal locker anzulaufen und vielleicht bis Km 47 kommen, wo die Radbegleitungen einsteigen würden.
Das Training der Vorwochen war zwar etwas besser als noch im Frühjahr, aber von einer tauglichen Vorbereitung auf 100 Meilen konnte nicht die Rede sein. Längster Lauf: 30 Km. Damit käme man auf dem Mauerweg immerhin bis zum Ruderclub Oberhavel. Und mit diesem Wissen trabten wir zusammen mit 550 anderen Verrückten um 6:00 Uhr auf der Werner-Kluge-Sportanlage los. “Das wird ein langer Tag, das wird ein schwerer Tag.” Die Worte des Moderators blieben mir im Ohr.
Die ersten 20 Km sollten eigentlich zum Einrollen sein, aber ich hatte schon so meine Probleme mit der Atmung und der Körpertemperatur. Es begann tatsächlich zu regnen(!) und trotzdem schwitzte ich aus allen Poren. Marek machte einen lockeren Eindruck und so hielt unsere gemeinsame Taktik, im 6er Schnitt zu traben und uns gut zu verpflegen bis etwa Hennigsdorf. Meine Beine waren schon so schwer, dass ich Marek mit der Ankündigung losschickte, dass ich spätestens in Falkensee rausgehen würde. “Leg dich ins Bett” rief er mir zu und weg war er. Immerhin hielt ich ihn nun nicht mehr auf.
Am Ruderclub haute ich mir die erste Cola rein und aß alles, was ich runterbekommen konnte, dazu zwei Gels. Das wirkte. Ich fühlte mich besser und rollte wieder los. 17 Km bis Falkensee, das schaffe ich irgendwie. Komischerweise machte mir die Mittagssonne gar nicht so zu schaffen. Bis zur Marathonmarke trabte ich 5 Km mit Jan vom ASV, was mir auch Ablenkung verschaffte. Und dann war da schon der VP Schönwalde, vor dem es etwas trailig wird. Max vom ASV erwischte mich auf der Bank beim Händewaschen. Noch 5 Km bis Falkensee!
Die zogen sich ordentlich. Die Sonne war nun unerbittlich und meine Gehpausen häuften sich. Ich haute mir immer vor den VP ein Gel rein, um dann nur noch Salz/Salzstangen und was kleines Festes zu mir zu nehmen. Und natürlich die Flaschen aufzufüllen. Falkensee erreichte ich schließlich um 11:10 Uhr.
Was für eine Erleichterung, Steffi zu sehen und endlich diesen Trinkrucksack abzulegen. Ich war wild entschlossen weiterzulaufen. Wir nahmen uns die Zeit für unsere Abstimmung und für die Verpflegung. Und dann rollte das Dreamteam los Richtung Staaken. Ich hatte wieder Mut gefasst und fühlte mich gut. Der nächste Meilenstein ist Sacrow bei Km 67. Wir beschlossen, dass Steffi die Heerstraße runter zum Eiswürfelholen fahren soll, was sich als lebensrettende Maßnahme erwies. Ich packte die Eiswürfel in das Rabbit-Halstuch und kühlte meinen Nacken. Auch für die Getränke am VP wirkten die Eiswürfel Wunder, denn leider waren ausnahmslos alle Getränke lauwarm.
Der VP bei Familie Pagel (Km 61) ist immer ein Highlight. Sie haben einfach alles. Einen Moderator, der jeden Läufer begrüßt, einen Gartenschlauch zum Kühlen, Kartoffeln, Brühe, ich wollte mehr essen, als ich konnte. Wir gönnten uns auch hier wieder unsere Minuten, bevor wir uns nach Sacrow aufmachten. Die Passage durch den Wald mit dem kleinen Anstieg ist nervig, aber gut machbar. Auf der Landstraße angekommen, geht es abwärts nach Sacrow und da kann man es richtig rollen lassen. Der erste große Meilenstein war nach 7:45h erreicht. Uffz. Also Shirt wechseln, ein Liter Ginger Ale inhalieren (danke, David!) und auf ging es in den Schlosspark.
Unser Eis war lange geschmolzen und schon auf dem Weg raus aus dem Park merkte ich, dass es zunehmend schwül wurde und mir die Sonne zusetzte. Die 5 Km im Wald liefen noch gut, aber schon in Krampnitz hatte ich den nächsten Hitzekoller. Nur die Mütze nassmachen, das reichte längst nicht mehr. Auf der langen Chaussee Richtung Potsdam schlug ich Alarm – das darf jetzt nicht der Knockout werden. Steffi spottete die nächste Tankstelle und fuhr davon, während ich allein links auf den Uferweg zur Meierei abbog. Ich zog mein Shirt aus, das seit Sacrow schon klitschnassgeschwitzt war. Kurz vor der Meierei erreichte mich Steffi wieder und wir starteten die Operation Cooldown. Nur wie oft würde das heute noch funktionieren?
Bis zur Glienicker Brücke lief es wieder zügig und wir zogen hoch auf die Virchowstraße. Das ist angenehm zu laufen, weil es leicht bergab geht. Hier hatte ich mich drauf gefreut, im Training hatte ich die Strecke in die andere deutlich anstrengendere Richtung gelaufen. Es flutschte gut bis Griebnitzsee. Der VP liegt unten am Wasser und man muss runterlaufen. Zum Glück gab es hier wieder die Dusche. Ich musste weiterhin hart darauf achten, nicht heißzulaufen und genügend zu essen. Die Maurten-Gels vertrug ich bis hierhin blendend. Es war gerade mal etwas mehr als die Hälfte geschafft. Ich freute mich nun auf “meine” Hood – wir bewegten uns Richtung Düppeler Forst auf den Königsweg.
Nach etwa drei Kilometern fiel Steffi auf, dass sie den Rucksack am VP Griebnitzsee hatte stehen lassen. Ärgerlich, aber nichts, was uns jetzt sehr gut eingespieltes Team aus der Ruhe brachte. Ich schnappte mir ein Gel und eine Wasserflasche, während Steffi sich auf den Rückweg machte. In dieser Phase passierte ich wenige Einzelläufer. Immer wieder flogen Staffeln vorbei und sorgten für Abwechslung. Die Schwüle war im Wald nicht so spürbar und bis zur Avus-Querung hatte ich richtig Spaß. Dann wurde es aber auch Zeit für den VP Königsweg und pünktlich davor hatte mich Steffi samt Rucksack wieder eingeholt. Wir bekamen die Info, dass Marek mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Er hatte etwa zwischenzeitlich 90 Minuten Vorsprung rausgelaufen. Ich ahnte nichts Gutes.
Der Königsweg hatte nach dem VP ein Ende und wir bogen rechts nach Düppel ein, wo das Kreuz von Karl-Heinz Kube steht. Hier hatte ich so manchen Trainingslauf gestartet oder beendet. Natürlich hielten wir kurz an und inne. Vor vielen Stelen lagen frische Blumen, die angesichts des Gedenkens an den Tag des Mauerbaus niedergelegt wurden. In diesem Moment hat es auch mich wieder ergriffen. Wir sind auf einem Gedenklauf. Wir machen hier heute etwas, was noch vor 35 Jahren eine Utopie schien. Auf dem ehemaligen Todesstreifen laufen. Wir überholten immer mal wieder Einzelläufer, um dann wenig später wieder überholt zu werden. Bei so manchem ging dieses Spielchen 10 Mal, vielleicht auch 15 Mal. Teltow war nicht mehr weit!
Es zog sich noch elendig am Kanal, aber nach etwa 12,5h waren wir in Teltow. Mir ging es verhältnismäßig gut und ich suchte den direkten Weg unter die kalte Dusche. Nick gesellte sich nun zu uns, der fortan penibel auf mein Essen achtete. Die Stimmung war gut. Vielleicht zu gut angesichts dessen, was noch vor uns lag. Ich sage immer, in Teltow beginnt das Rennen. Fast 100 Km waren gelaufen, aber die zweiten 100 Km folgten nun. Im Gegensatz zum Lauf vor 2 Jahren konnten wir aber noch mehr Tageslicht nutzen, denn die Crew rückte um 18:50 Uhr wieder aus der heißen Sporthalle aus.
Zunächst hatte ich eine Laufweste übergeworfen, doch die wurde mir nach wenigen Kilometern schon wieder zu warm. Im 6:30er bis 7er Schnitt rollten wir auf die endlosen Geraden Richtung Lichtenrade. Wirklich Abwechslung kommt hier nicht. Steffi legte Musik auf und wir konnten ein wenig mitsingen. Die “Stimmen im Wind” waren genau der richtige Sound zum Weiterrollen. Und irgendwie stimmte es ja, was Juliane Werding sang: “es fängt alles erst an”. Denn nach Teltow fängt der Mauerweglauf eigentlich erst an.
Meine Crew wurde immer größer: Andi traf kurz vor Lichtenrade auf uns. Er hatte mich vor 2 Jahren begleitet, als ich nach 145 Km das Rennen abgebrochen hatte. Die Stimmung wurde getrübt, als wir die Nachricht vernahmen, dass Marek nicht mehr weiterlaufen wollte. Nach dem VP an der Osdorfer Str. funkten wir dem Team Marek/Britta durch, dass sie auf uns am VP Ninas Eltern warten sollen. Wer hätte das gedacht, wir würden noch auflaufen.
Die letzten beiden Kilometer bis zum VP 18 waren die schnellsten des Rennens. Ich musste nun dringend meine Weste anlegen und die Lampe aufsetzen. Und schon sahen wir das Häufchen Elend in Form von Marek sitzen und leiden. Er hatte sich mehrmals übergeben und machte keinen guten Eindruck. Wir versuchten es mit Energy Gums von Scratch und Salzstangen. Irgendwas musste doch drinbleiben. Nebenbei zerstachen uns die Mücken. Noch 50 Kilometer waren zu absolvieren. Wir hievten Marek hoch und starteten in der großen Gruppe los. Und tatsächlich blieben zumindest die mini-Mahlzeiten im Magen. Vielleicht könnte Marek am nächsten VP mehr essen und trinken. Aber Buckow war noch weit. Steffi nahm diesen Clip auf.
Wir mussten uns erst durch die endlosen Wälder schlagen, ein Singletrail machte die Sache im Dunkeln anspruchsvoll. Dieser Wald, er hörte einfach nicht auf. Aber wir kamen voran. Nicht schnell, aber immer wieder mit Lauf-Passagen. Ich hatte keine Probleme, immer wieder in den Laufschritt zu kommen, auch wenn sich langsam aber sicher die Fußsohlen bemerkbar machten. An den Stützpunkten der Einlagen brannte es schon ordentlich. Marek zog gut mit und in dieser Phase hatte ich berechtigte Hoffnung, dass wir das schon irgendwie schaffen würden. Immerhin ging es jetzt in die Stadt und der VP Buckow war der erste “in der Zivilisation”. Wir versuchten uns hier nicht zu lange aufzuhalten. Ich zwang mich zum essen und Marek nahm zumindest ein paar mehr Gums zu sich. Es blieb zäh.
Bilder gab es nun nicht mehr, auch die Crew war am Limit angekommen und schleppte sich dahin. Verständlich nach so vielen Kilometern. Andi verabschiedete sich für ein paar Stunden zum Volunteering am VP Checkpoint Charlie bis um 01:00 Uhr. Er wollte dann wiederkommen. Ich habe das schon alles nicht mehr zusammenbekommen. Wir schafften es irgendwie bis Rudow. Leider ist ausgerechnet dort der schwächste aller VP. Sage und schreibe zwei Stühle waren aufgestellt und die Cola eklig warm. Marek verweigerte jegliche Nahrung und mir war klar, ohne weitere Energie wird es schnell enden. Um nicht zu frieren, hievte ich ihn hoch und wir stiefelten weiter Richtung Autobahn.
Unsere Widmung für das Maueropfer Silvio Proksch
Keine 200 Meter später hatten Steffi und ich Marek und Britta verloren. Nur 5 Minuten später kam der Anruf von Britta, dass Marek sich nochmal übergeben hatte und in den Bus zum U-Bahnhof Rudow gestiegen sei. Das war natürlich keine motivierende Nachricht. Aber ich konnte die Entscheidung sehr gut nachvollziehen. Wir waren nun auf uns allein gestellt. Ich ließ mir das nicht zweimal sagen und lief die Steigung zur Autobahnbrücke hoch. Wir begannen, so einige Läufer*innen einzusammeln. Die 7 Km auf der “Ostkrone” sind brutal. Eine leicht ansteigende, dunkle Betonpiste zwischen Teltowkanal und Autobahn, die erst mit dem VP Johannisthaler Chaussee zu enden scheint. Bis wir den erreichten, war viel Zureden nötig. Einige Läufer schliefen auf den Bänken an der Strecke.
Endlich ging es nach rechts auf den Weg am Kaffeespeicher vorbei und die letzte Treppe hoch, dann bogen wir auch schon in den Park Richtung Dammweg ein. An den habe ich gute und schlechte Erinnerungen. Vor zwei Jahren reifte hier mein Entschluss, am VP rauszugehen – nach 145 Kilometern. Wir hatten zwar erst 138, als wir den VP erreichten, aber mein Stimmungslevel war deutlich besser als vor 2 Jahren. Dennoch musste Steffi mir gut zureden, damit ich aufstehe und weiterlaufe. Der letzte Tiefpunkt der Tour war überstanden. Es wurde nun etwas belebter und als wir Treptow begrüßten, stand bereits wieder der Andi mit seinem roten Helm an der Straße und wartete auf uns.
Ein ehemaliger Gewinner des Mauerweglaufs: Sascha Dehling, diesmal Sechster(!)
Auf der Hälfte des Abschnitts löste Andi dann Steffi ab und meine treue Radbegleitung verabschiedete sich in den hart verdienten Feierabend. Was für eine Leistung, ich ziehe den Hut. 100 Km muss man es mit mir erstmal aushalten. Andi würde mich bis ins Ziel begleiten. Ich hatte eigentlich keinen Zweifel mehr, dass das klappen wird. Aber beim Ultra weiß man nie so richtig. Durch die Feiermeute am Schlesischen Tor und über die Oberbaumbrücke hatten wir keine Probleme, da war auch niemand, der uns blöd anmachte oder Fragen stellte. Beim VP Eastside Gallery nippte ich kurz an der Cola und weiter ging es mit Kurs Kreuzberg – Checkpoint Charlie.
Ohne Steffis phänomenale Radbegleitung wäre das nicht möglich gewesen
Die letzten 10 Kilometer brachen an und ich fing das Nachdenken an. Für die Gürtelschnalle unter 24h wird es locker reichen. Für die Bestzeit aus 2018 (22:08h) nicht mehr. Heute Morgen hatte ich die Chance auf Ankommen auf deutlich unter 50% geschätzt. Und nun zogen wir schon durch die Glasscherben unter den Linden und bogen auf die Scharnhorststraße. Ich hatte keinerlei Orientierung, erst am Spreeufer kamen Erinnerungen an das letzte Jahr hoch. Vorbei am Erika-Heß-Eisstadion und wir waren schon am letzten VP. Was sollte ich da noch groß einkehren, die Messe war fast gesungen. 6,3 Km bis in Ziel in Pankow. Nein, heute würde nichts mehr anbrennen.
Auf dem Weg über die beiden Brücken überholten wir noch so einige Läufer und gratulierten uns schon gegenseitig. Wie immer, die letzten Meter ziehen sich dann noch so richtig und wir fragten uns mehrere Male, ob das denn nun endlich die Zielstraße sei. War sie natürlich nicht. Irgendwann tauchten dann aber die bunten Leuchtbälle auf und mit ihnen das Ziel aller Träume. Der Einlauf war sowas von unspektakulär. Lediglich Sascha Dehling wartete im Ziel, um den Transponder gegen das Finishershirt zu tauschen. Ich war einfach nur froh, dass es nun vorbei war. 161 Km auf dem Mauerweg – es war nach 22 Stunden und 49 Minuten geschafft.
Was bleibt von diesem Abenteuer? Nach einer Woche kann ich da mit etwas Abstand sagen: wieder mal eine ganze Menge. Natürlich Stolz auf die Leistung, aber auch Stolz auf den großen Support, den wir wieder erfahren durften. Der Mauerweglauf ist eine Teamleistung. Ich kann mir nicht vorstellen, hier allein durchzukommen. Von den sieben Startern auf dem ersten Bild haben es sechs geschafft. Mein Herz war groß an diesem Tag und nicht nur im wörtlichen Sinne. Wir hatten tolle Begegnungen, großartige Gespräche und waren in Gedanken immer bei den Menschen, die auf diesem Weg ihr Leben lassen mussten. Die Geschichte der Berliner Teilung ist auch unsere Geschichte. Wir hatten das Glück zu erleben, wie dieses Monstrum von Mauer eingerissen wurde. Und das Glück, auf diesem Weg zu laufen. In dieser Dankbarkeit werden wir das ganz sicher auch im nächsten Jahr wieder tun und dann ein gemeinsames Foto unter dem Zielbogen machen.
P.S. Am 20.09. um 18:00 Uhr plaudern Tobias und ich (Henrik) im Skinfit Shop München über diesen langen Tag. Tobias hat mit Startnummer 1 den Lauf in 21:38h geschafft. Münchner, wir freuen uns auf euch! Anmeldung hier.
MWL Henrik Groß-Glienicke
MWL Marek in Griebnitzsee
MWL Siegerehrung mit Sascha
von Henrik | 01.08.24 | Laufen, Wettkampfbericht
“Wir machen wieder unser traditionelles Foto!” Brigitte und ich haben eine schöne Tradition, die 2014 auf Gran Canaria begonnen hat. Immer, wenn wir gemeinsam auf der Strecke sind und uns begegnen, machen wir ein gemeinsames Selfie. Das hat zwar seit der Premiere beim Transgrancanaria 2014 nie mehr geklappt. Aber wir hören nicht auf, es zu versuchen. So auch wieder bei den Davos X-Trails.
Ich habe wunderbare Erinnerungen an den K42 im Jahr 2015 -mein schnellster Bergmarathon ever- und den K78 im Jahr 2017 mit dem Triathleten. Leider hat sich der Swissalpine nach 2017 selbst zerlegt und aus einem traditionsreichem Trail-Event ohne Not das Konzept radikal verändert. Gerade der Verlust des K78 war tragisch – das war ein Kultlauf. Ein schneller Ultratrail, den wir 2017 in unter 9,5h absolvierten. Die Pandemie hat dem neuen Swissalpine den Rest gegeben, so dass es zum Glück im Jahr 2021 “back to the roots” hieß. Die Veranstaltung wurde umbenannt und bewegte sich wieder auf den bekannten Strecken. Als längste Distanz fungiert nun der Diamond Run über 68 Km und drei Gipfel. Daneben werden die Strecken Gold (42 Km) sowie Silber (23 Km) und Bronze (10 Km) angeboten.
Die Anreise nach Davos gestaltet sich mit dem Swiss Runners Ticket sehr einfach. Innerhalb der Schweiz fährt man also kostenfrei mit der Bahn nach und ab Davos. Und die Rhätische Bahn allein ist ein Erlebnis. Start und Ziel sind in Davos im Stadion, eine perfekte Location für das Event. Am Freitagnachmittag traf ich in Davos ein, holte meine Startnummer und checkte im Hotel ein. Mit Brigitte, Didi und Schweizer Läuferinnen saßen wir beim Pastaessen, um dann pünktlich ins Bett zu gehen, wie immer kein Auge zuzumachen und dann um 7:00 Uhr am Samstagmorgen auf die Strecke zu gehen.
Schön kühl war es beim Startschuss und es ging auf dem Asphalt raus aus Davos ins Dischmatal. Langsam, aber stetig kletterten wir hoch zum Scalettapass. Das ist schon anstrengend, weil man viele Körner verbraten kann auf einer kurzen Strecke. Ich versuchte mich zurückzuhalten und mich von Anfang an gut zu verpflegen. Das Feld war noch gut beisammen, als die ersten 300 Höhenmeter ins Land gingen. Mit dem Support der Hornbläser und weniger Zaungäste waren wir recht schnell am Scarlettapass und stürzten uns runter auf den Panoramatrail.
Der Name ist Programm, wie man auf dem Bild erkennen kann. Hier wurde ganz schön Druck gemacht und da der Weg leicht runter führt, wollten das gerne viele laufen. Für meinen Geschmack war es stellenweise sehr schmal. Der Veranstalter hatte gewarnt, dass der Trail an einigen Stellen abgebrochen ist. Als nicht so guter Scharfseher hielt ich mich deshalb zurück und ließ einige Läufer*innen passieren.
Im Großen und Ganzen lief der Panoramatrail fluffig und der zweite Gipfel mit dem höchsten Punkt (2.739 m) lag schon vor uns. Auf dem Sertigpass pausierte ich ein paar Minuten, genoss die Szenerie und freute mich über einen weitgehend harmlosen Aufstieg. Ich war noch ganz gut im Plan, was mein Ziel von unter 10 Stunden anging. Jetzt ging es erstmal runter und nur der erste Teil des Abstiegs ist etwas technisch. Ich blieb ruhig und trudelte ins Tal, ohne großes Risiko einzugehen. Ich war noch nicht sicher, wie der Fuß auf die lange Belastung reagieren würde. Und sonderlich trittsicher nach der langen Pause war ich nicht.
Etwa 6 Km zieht sich der Abstieg runter auf 1.900 m, der auf breiten Forststraßen bis zum VP weitergeht. Hier stoppte ich bereits mehrmals an den Tränken, um mein Cap nasszumachen und mich abzukühlen. Denn es wurde nun sehr warm und die Sonne war unerbittlich. Unten angekommen darf man sich entscheiden. Umbuchen auf den GOLD, dann geht es weiter talwärts Richtung Sertig Dörfli oder weiter auf den großen Runde des Diamond Runs. Der Rennarzt fragt jeden Diamond-Läufer persönlich, wie es geht und ob man sich fit für die große Runde fühlt. Da man aber eine Weile runtergelaufen ist und es einem entsprechend gut geht, dürfte kaum jemand die Option auf Umbuchung angenommen haben. So auch ich nicht.
Aber ich hatte die “Extra-Runde” unterschätzt. Es sind nicht nur 25 Km zusätzlich, es wurde sofort ein anderes Rennen. Gleich am ersten Hang merkte ich, dass das heute noch sehr hart werden wird. Gute 5 Km galt es nun zur Fanezfugga hochzuklettern. Zum Glück war es nun bewölkt und die Sonne machte eine Pause. Ich war sehr langsam unterwegs und musste mich auf den laufbaren Passagen zurückhalten. Die fehlenden Grundlagen, sie machten sich spätestens hier bemerkbar. Und es war noch nicht mal Halbzeit! Nach der Abzweigung des GOLD-Runs war es nun einsamer auf der Strecke. Ich verlor so einige Positionen, bis ich endlich auf dem Gipfel war. Beim Uphill war ich nicht wirklich konkurrenzfähig. Oben befand sich sogar ein VP. Ich füllte -wie immer- meine beiden Softflasks mit Iso und gönnte mir die erste Cola des Tages.
Wieder waren es nun 5 Km, die bis zum nächsten VP zu laufen waren. Der Downhill nach Monstein war so semi. Ich merkte meine Beine schon heftig und unter dem rechten Fuß machte sich eine Blase breit. Zudem kam nun die Sonne zurück. Wenn ich vorher noch nicht gejammert hatte, nun war es soweit. Sonderlich anspruchsvoll war es nur stellenweise, aber wenn man so lange keine Downhills trainiert hat, kommen einem ein paar Geröllpassagen wie der Berliner Höhenweg vor. Ich wurde auf dem Weg bis Monstein von 2-3 Läufern überholt. Ich war mit den Murmeltieren allein auf weiter Flur.
Brigitte hatte mir geschrieben, dass sie in Sertig Dörfli durch sei – es wurde also wieder nichts mit unserem Foto. Ich war viel zu langsam unterwegs und würde noch mindestens 90 Minuten bis zum VP brauchen. Unruhig machte mich das aber keineswegs. Weiterhin blieb ich bei meiner no-risk-Strategie. Inzwischen stiegen wir wieder auf, die letzte längere Steigung bot nochmal 400 HM. Die Nachmittagssonne tat ihr Übriges und ich hatte so meine Probleme. Weniger mit Kühen als mit den Höhenmetern. Danach geht es kupiert rein ins Davoser Tal. Viele kleine Gegenanstiege lassen nicht den Eindruck aufkommen, dass es tendenziell runtergeht. Der Abschnitt war mein schwächster und folgerichtig musste ich immer wieder Läufer passieren lassen.
Es war eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich rum waren und in Sertig Dörfli einliefen. Hier war schon nichts mehr los, die Zuschauer waren längst abgezogen und nur wenige diamantene Läufer*innen hielten sich auf. Nur noch 11 Km bis ins Ziel. Die Strecke war mir nun wohlbekannt. Und man sollte sie keineswegs unterschätzen. Es geht auf einem schönen Waldweg ins Tal, aber gefühlt geht es nur hoch. Ich war ziemlich durch und schob mich mit Run & Walk ins Tal. Spaß machte das nicht mehr, aber jetzt aufhören wäre ja auch blöd. Nach etwas mehr als 11 Stunden erreichte ich das Stadion und freute mich sehr über ein gelungenes Comeback auf dem Ultratrail.
Der weite Anfahrtsweg hat sich also gelohnt, obwohl es wieder nicht geklappt mit unserem Foto auf der Strecke. Vielleicht hat sich die Tradition inzwischen aber insofern geändert, als es immer beim Versuch bleiben wird. Wir wissen es nicht und werden es bestimmt im nächsten Jahr wieder versuchen. Wir haben die Davoser Trails gerockt und da tut es als Entschädigung das Foto unter dem Zielbogen. Gruezi, Davos!
von Marek | 12.04.24 | Gesundheit, Laufen, Trailrunning, Trainingstagebuch, Ultra, Wettkampfbericht
Der Frühling ist endlich da, alles blüht, die Temperaturen steigen und auch die Laufgemeinde ist wieder deutlich sichtbarer als noch in den kalten und dunklen Monaten. Leider muss man schon sehr genau hinschauen, wenn man die Running Twins gerade draußen entdecken möchte. Um ehrlich zu sein, ist da momentan nicht viel mit diesem “Running”. Doch schauen wir kurz auf das wenige “Running”, was sich in dem noch jungen 2024 bisher so getan hat.
Bei fantastischem Wetter konnten wir Anfang März eine wunderschöne Tour durch den Berliner Grunewald machen. Es war zwar noch kalt, aber wir genossen jeden gemeinsamen Schritt und planten vorsichtig für unsere nächsten Abenteuer.
Nach der doch recht erfolgreichen Brocken-Challenge stand im März eine Premiere an: gemeinsam mit dem ASV Zeuthen wollten wir das allerallererste Mal an einer Deutschen Meisterschaft teilnehmen. Tatort war der Werdersee im wunderschönen Bremen. Hier ging die DM im 50km Straßenlauf am 17. März über die Bühne. Da sich ca. 2 Wochen nach der BC die Probleme im Knie wieder häuften, gestaltete sich die Vorbereitung für Marek auch eher dünn. Das Wort Vorbereitung war an sich schon eine Übertreibung. Henrik ließ seinen Startplatz vernünftigerweise verfallen und so machte sich Marek zusammen mit den Vereins-Cracks Sabine, Antonio, Enrico und Thomas auf den Weg in die Hansestadt.
der ASV vor dem Start
Bei strahlendem Sonnenschein und besten Laufbedingungen wußten alle zu überzeugen. Auch wenn es am Ende “nur” die Holzplätze in unseren Altersklassen gab (mit Ausnahme Silber für Sabine in der W35), konnten wir für eine faustdicke Überraschung in der Mannschaft sorgen: Platz 3 und die Bronzemedaille waren wirklich unerwartet und wir fuhren mit einem breiten Grinsen wieder aus Bremen ab. Wer weiß, was da noch möglich ist?
Bronze im Team
Dass danach erstmal eine Pause erforderlich war, stand bereits vorher fest, nur leider war keine Besserung der Beschwerden in Sicht. Zähneknirschend musste sich Marek um einen Termin beim Orthopäden kümmern. Auch bei Henriks Ferse ging es gefühlt weiter abwärts, eine komplette Laufpause musste als Ultima Ratio dienen. Wollten wir nicht beide bereits voll im Training stehen? Wie das manchmal so ist: der Plan steht, nur das Leben kommt dazwischen. Und auch ein Ultra: auf Einladung von Peter hatte Marek für Anfang April den Ultralauf Cottbus geplant.
Veranstalter Peter
Training war zwar nur auf dem Rad vorhanden, aber so eine kleine Runde um Cottbus wollte ich mir schon genehmigen. Natürlich kam, was kommen musste: nach 35km funkte das Knie nach oben, dass jetzt langsam aber sicher Schluß war mit dem Spaß und so musste ich mein erstes DNF 2024 planen. Richtig gelungen ist es mir dann doch nicht, weil das Vorwärtskommen auf niedrigem Niveau halbwegs möglich war und ich die 61km dann noch ins Ziel bringen konnte. Leider auch weit weg von vorderen Positionen, aber das war an diesem Tag auch wirklich nicht die Priorität.
Gigantische Sicht!
Summa summarum eine wundervolle, in Teilen anspruchsvolle Strecke, mit tollen Menschen und großartigen Ausblicken.
Rechts die Cottbusser Ostsee
So genoß ich bei schnuckeligen 25° eine leckere Kürbissuppe mit Harald, bevor ich mich auf der Rückfahrt seelisch auf die kommende lauffreie Zeit einstellen musste.
Daher stehen die nächsten Termine unter großem Vorbehalt: Harzquerung, Rennsteig, FDZU – die Wahrscheinlichkeit, uns dort zu entdecken, dürfte eher gering sein, auch wenn es uns sehr schmerzt. Die Hoffnung liegt weiterhin auf unseren geplanten Highlights: Berliner Mauerweglauf und der Pyrenees Stage Run. Noch ist nicht abzusehen, aber wir geben unser Bestes, damit wir spätestens dort wieder zur Laufcommunity stoßen und mit euch gemeinsam die Trails dieser Welt unsicher machen. Drückt uns die Daumen!
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