Darum ist der O-See Ultratrail ein Trailrunning-Fest

Wer den Luftkurort Oybin bislang noch nicht für ein Mekka des Trailrunnings gehalten hat: heute erheben wir ihn zu ebendiesem. In diesem Dorf im Zittauer Gebirge kracht am 3. Oktobersamstag jährlich der O-See Ultratrail los. Und gefühlt ist die ganze Region im malerischen Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland auf den Beinen, um das Event auf die Beine zu stellen. Marek war schon vor zwei Jahren auf Streckenerkundung und wusste gute Ratschläge mitzubringen für unseren erklärten Versuch, die Duo-Wertung zu gewinnen. Wenn es schon mal eine Teamwertung bei einem Ultratrail gibt, dann…

Mit den Ankündigungen hat es in der Vergangenheit selten gut geklappt, deshalb fuhren wir ohne große Erwartungen in der Nacht auf Samstag nach Oybin. Das Wetter sollte im Gegensatz zu 2022 richtig gut werden. Eine gute Stunde vor Start checkten wir ein und freuten uns über eine Pudelmütze im Starterbeutel. Den GPS-Tracker durften wir nicht vergessen. Schnell noch ein paar Selfies im Startbereich und dann ging es auch schon los. Von Gedränge ist man hier wirklich weit entfernt. Die ganze Veranstaltung wirkt sehr familiär und unaufdringlich.

Marek machte gleich richtig Dampf, während ich erstmal ins Rennen kommen musste. Mit Warmlaufen ist aber nichts, denn es geht gleich rein in den Berg. Es wurde so schnell warm, dass es mit dem Ausziehen des Longshirts beim ersten VP schon reichlich spät war. Wir reihten uns im vorderen Mittelfeld ein und an der Position sollte sich auch bis zum Ende nichts mehr großartig verändern.

“Die Strecke bietet kaum Gelegenheit zum Erholen”

wusste Marek vorab zu berichten und das kann man sehr schnell nachvollziehen. Es geht irgendwie immer hoch oder runter. Keine Todesanstiege, sondern maximal 150 Höhenmeter. Da auch die Downhills mit viel Wurzelwerk und Steinen richtig fies sind, muss man konzentriert bleiben und nicht überdrehen.

Wir hielten uns an unser Kontrolliertes-Laufen-Prinzip, anfangs eher zwangsweise, bis Henrik wieder abgekühlt war, zur Mitte des Rennens, weil wir uns richtig gut eingerollt hatten und nichts Großes riskieren wollten. Zeit für Fotos musste immer sein und einen Plausch am VP kann auch niemand verwehren. Wir machten uns zum Ende des Rennens eher Sorgen um die verhärteten Waden. Wer gut durchkommen will über die 50 Km, braucht eine gute Renneinteilung. Denn auf den letzten 10 Km warten nochmal 3 Anstiege, wo der Spaßfaktor wirklich begrenzt ist. Marek wusste ja genau, was kommt und deshalb konnten die uns nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Nach 6:45h genossen wir einen der entspannendsten Zieleinläufe, an die wir uns erinnern können. Ja, vielleicht wäre zeitlich mehr drin gewesen, aber dafür hätte es dann viel mehr Atemnot, viel weniger Fotos und in der Duo-Wertung auch keinen besseren Platz gegeben. Den Pokal konnten wir mit reichlich Vorsprung mitnehmen. Wir verraten jetzt auch nicht, wie viele Männer-Teams außer uns am Start waren.

Der O-See Ultratrail ist eine glasklare Empfehlung für einen landschaftlichen reizvollen Mittelgebirgs-Ultratrail. Unterschätzen sollte man den Kurs aber keineswegs. Viele Anstiege und einige Knochenbrecher-Downhills machen den Lauf zu einem anspruchsvollen Ultra. Dazu kommen die familiäre Atmosphäre und die perfekte Organisation – wir haben bisher keine bessere Beschilderung erlebt.

Im nächsten Jahr wird ein 100 Km-Ultratrail angeboten, der noch weiter nach Böhmen führen wird. Die Chancen stehen gut, dass wir uns wieder im Luftkurort Oybin treffen.

Pyrenees Stage Run – die Zweite

Die erste Ausgabe des PSRs war im vergangenen Jahr für uns fulminant gelaufen. Vielleicht waren deshalb die Erwartungen an unseren zweiten Auftritt zu hoch. Auch mit dem Wetter hatten wir im Jahr 2023 viel Glück. Das war dann wohl aufgebraucht. Der zweite PSR gestaltete sich für uns deutlich herausfordernder. Das hatte vielschichtige Ursachen und wie so oft in diesem Leben wirkte alles zusammen. Auch als erfahrene Etappenläufer -dieser PSR war unser sechster(!) gemeinsamer Etappenlauf- haben wir wieder Fehler gemacht und waren unvernünftig bis übermütig.

Die Voraussetzungen

Waren ungünstig, um es vorsichtig zu formulieren. Der Mauerweglauf zwei Wochen vor dem PSR war hinsichtlich Vorbelastung die wohl schlechteste Idee. Direkt danach erwischte Henrik das Corona-Virus und das Training beschränkte sich auf 8 Km im Grunewald. Überhaupt, das ganze bisherige Jahr 2024 war läuferisch zum Vergessen. Plantarsehne (Henrik) und Knie (Marek) ließen kein strukturiertes oder zumindest regelmäßiges Training zu. Wir hatten so viele Höhenmeter im Jahr 2024 gelaufen, wie auf der ersten Etappe des PSR zu überwinden waren. Und wenn wir ehrlich sind, waren wir in diesem Jahr viel mit uns selbst beschäftigt. Was überhaupt nicht schlimm ist. Laufen ist für uns sehr wichtig, aber manchmal gibt es Wichtigeres. Vielleicht ist unsere Sturheit, trotzdem an den Start zu gehen, nicht gut. Vielleicht ist sie aber auch Ausdruck eines Urvertrauens in uns, unsere Erfahrung, unsere unvergleichliche Teamfähigkeit und unseren Willen, den Rahmenbedingungen zu trotzen.

Der Lauf der Dinge

Hätte auf den ersten Etappen nicht unterschiedlicher sein können. Marek ging es vergleichsweise blendend, während Henrik von der ersten Minute um jeden Meter kämpfen musste. Zur Krönung verloren wir uns tatsächlich auf dem letzten Downhill der ersten Etappe kurz vor Nuria. Doch Hinschmeißen ist nicht unser Style.

Der Anstieg zum Puigmal auf Etappe 2 war für Henrik noch fürchterlich, aber die Tatra der Pyrenäen mit viel laufbarem Terrain änderte die Stimmung zügig. Der Aufstieg nach La Masella tat nochmal richtig weh. Der Frust saß tief, der Regen auf der dritten Etappe machte nichts besser. Stundenlang im Regen und nassen Füßen Berge hochzuklettern, war auch für uns eine intensive Erfahrung. Doch diese nasse Etappe brachten wir mit aller Erfahrung und vielen Gels nach Encamp.

In Andorra trat keine Wunderheilung ein, so dass uns am ersten Anstieg selbst das Schweizer Wanderteam überholte. Es sollte einfach nicht sein. Henriks Frust brach sich auf der Straße von Arinsal Bahn, als wir vor dem Ziel den letzten Kilometer in 4:14 min liefen. Ausstiegsgedanken gibt es immer mal beim Etappenlaufen. Aber im Regen von Andorra waren sie sehr präsent.

Die Wende kam spät, aber sie kam. Auch, weil wir sie erzwungen haben. Die Bedienung der Pizzeria in Andorra La Vella hat gestaunt, was wir alles essen können. Wir analysierten in aller Ruhe das Desaster von Arinsal und beschlossen einige Änderungen an Ausrüstung und Verpflegung.

Henrik lief sich vor dem Start der 5. Etappe sogar warm. Das Mindset stimmte wieder und wir hatten unseren PSR-Feiertag auf dem Weg nach Tavascan. Und überboten sogar unsere Vorjahreszeit. Wir kämpften gemeinsam und wir feierten gemeinsam jeden kleinen Meilenstein. Das gab uns viel Kraft und den unerschütterlichen Glauben daran, dass wir auch diesen PSR zusammen finishen werden.

Die 6. Etappe hakten wir unter “hätte nicht sein müssen” ab. Aber die Lässigkeit, mit der wir die wirklich harten Bedingungen ertrugen, sprachen für unsere Einstellung und unseren Glauben an uns.

Deshalb war das Finale grande nur logisch. Wir schenkten uns einen Traumtag auf der vielleicht anspruchsvollsten Etappe des PSR. Wir hatten unvergessliche Gipfelmomente, wir hatten tolle Begleitungen, perfektes Wetter und einen grandiosen abschließenden Downhill.

Das Ergebnis

Überraschend gut, wenn man die oben erwähnten Voraussetzungen betrachtet. Zunächst: wir sind Finisher. Das können nicht alle der 61 gestarteten Teams behaupten. Nur 41 erreichten gemeinsam das Ziel. Unser 6. Etappenlauf endete mit dem 6. Finish. Darauf allein sind wir stolz. Mit Platz 7 bei den Männer-Teams und Platz 15 insgesamt konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Gemessen an unserer Hoffnung, zumindest bei einer Etappe aufs Podium zu laufen, mag das enttäuschend sein. Wir sind Sportler, wir sind Wettkämpfer, wir sind ehrgeizig, ja. Deshalb haben wir das Kapitel PSR noch lange nicht geschlossen.

Was uns (wieder) sehr gut gefallen hat:

Der PSR bleibt ein Teamlauf.

Auch aus Sicherheitsgründen, aber vor allem, weil der Teamgedanke gelebt wird. Im Gegensatz zum TAR, wo inzwischen auch Solo-Starter möglich sind. Leider haben wenige Teams den Gedanken nicht wirklich verinnerlicht. Diesmal trafen wir so einige, die auf der Suche nach ihren Partnern waren.

Die Organisation ist nahezu perfekt und hat soviel Liebe für Details.

Wir haben die gleiche Startnummer wie 2023 bekommen, wir hatten zwei Mal sogar das identische Hotelzimmer. Ein 50-köpfiges Team aus Volunteers kümmert sich mit Herzblut um die Verpflegungsstationen, die Zielverpflegung, die medizinische Unterstützung, die Massagen und das immer mit einem Lächeln und aufopferungsvoller Hilfsbereitschaft. Mehr geht nicht.

Eine atemberaubende Strecke

Es geht kaum spektakulärer. Mit jeder Etappe staunt man mehr. Für uns bleibt die 5. Etappe nach Tavascan die Kirsche auf der ansonsten schon leckeren Torte. Der Gipel der Portella de Baiau ist ein Traum für jeden Naturliebhaber.

Die Einsamkeit der Trails

Die Strecke folgt zwar weitgehend dem Wanderweg GR11. Aber im September verlieren sich dort nur sehr wenige Wanderer. Sobald das Feld sich auseinandergezogen hat, ist man meilenweit allein unterwegs und kann sich in einen regelrechten Rausch laufen.

Bilder, Bilder, Bilder

Der PSR wird inzwischen fast professionell begleitet von einem Media-Team aus 8(!) Fotograph*innen. Diese liefern bezaubernde Bilder, teilweise sogar live während des Rennens. Jeden Abend folgen die Bilder und das Video des Tages. Ein paar Tage nach Ende des PSRs kann man sich tausende Bilder kostenlos und in HD runterladen. Wo gibt es das schon noch.

Was es (auf sehr hohem Niveau) zu meckern gab:

Wo ist eigentlich der Weg?

Die Streckenmarkierung fanden wir teilweise zu sparsam, vor allem im verblockten Gelände. Aber man muss fairerweise anmerken: das Regelbuch sagt, dass die Läufer in erster Linie die Strecke selbst finden und auf der Uhr haben müssen. Sich also 100%ig auf die Markierungen zu verlassen, ist fahrlässig. Immerhin haben wir uns weniger oft verlaufen als im Vorjahr.

Abendessen in der Sporthalle

Auch hier jammern wir auf hohem Niveau. Die Zielverpflegung ist üppig und man sollte sich so schnell wie möglich nach Zieleinlauf Energie reinhauen. Die Etappenorte bieten genug Möglichkeiten, so dass man auf das Abendessen nicht mehr angewiesen ist. Herausfordernd ist aber die spanische Siesta. Nachmittags hat kein Restaurant offen.

Regelwerk durchsetzen

Das Regelwerk ist gut und nachvollziehbar. Warum dann in der Konsequenz aber keine Zeitstrafen verhängt werden, fanden wir zumindest merkwürdig. Auf der 6. Etappe suchten zwei Frauen mitten im Sturm und Nebel ihre Teamkollegin auf dem Berg, während diese längst allein auf dem Weg nach unten war und ihre beiden Mitläuferinnen am VP wähnte.

Das Wetter

Bifree ist zwar richtig gut in der Organisation, aber Wettergötter sind sie (noch) nicht.

Fazit

Das Gruppenfoto der #PSRFamily spricht für sich. Hier sind nicht nur die Sportler drauf, sondern wirklich alle am PSR beteiligten Menschen. Noch passen alle auf das Bild. Wir haben es zu keinem Zeitpunkt bereut, wieder nach Ribes gefahren zu sein. Und es ist nicht so unwahrscheinlich, dass wir ein drittes Mal am PSR teilnehmen werden. Vielleicht nicht im nächsten Jahr. Aber seine Familie möchte man ja wiedersehen, oder?

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PSR2024 | Global Video

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Auf neuen Trails in Gambia

„Laufen kannst du dort auch.“ Das hörte ich oft von einem meiner Lieblingsmenschen, wenn wir über seine Heimat sprachen und ich rumblödelte, dass ich irgendwann einmal hinfahren und dort die Trailschuhe schnüren würde. Nur, dass es halt um Gambia ging und nicht um Gran Canaria. Ein kleines Land an der Westküste Afrikas, dass -wenn überhaupt- mal in unseren Nachrichten auftaucht, wenn es um auf den Kanaren ankommende Geflüchtete aus eben diesen „Subsahara-Ländern“ geht.

Als ich an einem sehr kalten Januarmorgen in ein Flugzeug mit Zwischenstopp in Barcelona stieg, mir schon klar, dass es in den nächsten Tagen weniger ums Laufen gehen würde. Wer schöne Laufstrecken in unberührter Natur oder Urban Trails mit guter Infrastruktur sucht, sollte eher woanders aufsetzen als in Banjul. Aber nun war ich da.

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Aller guten Marathon-Dinge sind drei

[Dieser Artikel enthält mal wieder Werbung.]

Volle Konzentration aufs Rennen!

Es war schon ein irres Laufjahr, dieses 2023. Das kann man schon jetzt, wo gerade der Herbst Einzug gehalten hat, einfach so festhalten. Bestzeiten können wir nicht mehr laufen, je mehr Altersklassen man wechselt? Wo steht denn sowas geschrieben? Zumindest Marek konnte dieses ungeschriebene Gesetz widerlegen. Halbmarathon (Januar), Marathon (April) und 50km (März), dreimal “Personal Best” in nur 4 Monaten – ich konnte es selbst kaum glauben. Es war ja nicht so, dass diese Zeiten erst seit gestern auf dem Papier standen. Stolze 8 Jahre hielt bspw. die Marathon-Zeit. Zugegeben, die 10s, die ich in Leipzig abknipsen konnte, waren jetzt marginal, aber zählen tut es ja trotzdem!?

Auf zum Start

Und weil auch der Berlin-Marathon so gut lief und die Form noch vielversprechend zu sein schien, entschied ich mich vor zwei Wochen, meinen Crossmeistertitel über die 15km nicht zu verteidigen und stattdessen den Dresden-Marathon zu laufen. Jan und Sven hatten den schon vorher geplant und ich schloss mich den beiden spontan an. Und es sollte sich lohnen: ohne jegliche Hektik parkten wir gegen 08:30 den Wagen ca. 1000m vom Startbereich entfernt und trafen uns mit Sven, welcher mit seiner Familie schon vor Ort war und unsere Nummern bereits abgeholt hatte. Das Wetter: überraschend warm. Ich hatte mich unter der Woche entsprechend der Vorhersage schon auf winterliche Bedingungen eingestellt. Der Regen hörte aber pünktlich auf und die Sonne tat ihr Übriges. Das Singlet reichte vollends aus, Handschuhe oder Mütze konnten im Rucksack bleiben. Und weil es in Berlin und in den Pyrenäen so gut klappte, musste die orangene adidas Terrex Hose wieder herhalten.

Die drei ASV Protagonisten

Was sollte eigentlich rumkommen? Ich traute mir nach den guten Eindrücken im Training eine neue Bestzeit zu. Und auch die 02:50-Marke hatte ich im Visier. So ganz hatte ich bei den Gedankenspielen nicht mit eingerechnet, dass vielleicht die knapp 3500 Laufkilometer dem etwas entgegen stehen würden… Um 10:30 wetzen alle los (Viertel-, Halb- und Marathonis). Die Strecke, sie ist wahrlich keine richtige Bestzeitenstrecke. Zwei kleinere Anstiege und längere Kopfsteinpflaster-Passagen (Vorsicht: rutschig!) laufen sich nicht super angenehm und drücken die Pace etwas. Dank der Halbmarathonis kann ich aber recht konstant auf der 4er Pace bleiben und stoppe mich bei 01:24 auf der HM-Matte. Läuft doch? Nunja, der gemeine Läufer merkt früh im Rennen, wenn entweder Kopf oder Körper etwas gegen den Plan haben. Der Körper, genauer: die Beine, widersprechen mir schon recht früh. Das Bestzeit-Ziel beerdige ich daher schon auf der Passage am Wasser bei km24, als es in der Sonne den Anstieg zur Brücke hinter dem Waldschlösschentunnel hochgeht. Hier zieht es vielen den Stecker. Und wenn nicht dort, dann spätestens auf der sich anschließenden Pendelstrecke. Der Hinweg geht noch gut (haha Rückenwind), aber der Spaß hört vollends auf, als wir die gleiche Strecke wieder zurück müssen. Ein Staffel-Läufer geht vorbei und bietet mir für 250m Windschatten an. Netter Zug!

km20

Nach dieser Passage, die erst nach einer Ewigkeit endet, komme ich einfach nicht mehr richtig ins Rollen. Mein Kopf weigert sich, den Kämpfer-Modus anzuschalten. Schmerzen? Ach nö, muss heute nicht sein. Und so ist das eben, ohne ein bißchen Qual ist Hälfte Nummer 2 dann eben etwas gemächlicher. Ich gräme mich aber überhaupt nicht, was habe ich hier schon zu verlieren? Nichts! Wir kommen dann wieder auf die gleiche Strecke aus Runde 1 und die zweite Frau (eine Kenianerin lief quasi ohne Konkurrenz 02:30) überholt mich bei km30. Ich würde gerne dranbleiben, aber es funktioniert nicht so richtig. Dann wird aber auch sie etwas langsamer und bei km36 kann ich sie im Park wieder überholen. Mir geht es gut, konditionell bin ich noch lange nicht am Limit, wenn nur die Beine… ich muss einiges an Überredungskunst aufbieten, damit sie mich wenigstens noch unter den 3h ins Ziel tragen.

Bild: Tell Wollert

Ein paar kürzere Gehpausen sind aber dann noch drin, auch wenn ich bei meiner Rechnung die letzten 200m unterschlage. Mit den gezeiteten 02:58 kann ich am Ende sehr gut leben. Manchmal muss man auch mit weniger zufrieden sein.

Es gab nur Gewinner an diesem Tag!

Die “3” scheint 2023 oft vertreten zu sein:

  • Ich bin noch nie 3 Straßen-Marathons in einem Jahr gelaufen.
  • Ich bin noch nie 3x in einem Jahr unter 3h geblieben.
  • Ich bin in Dresden zum 10. Mal unter 3h gelaufen.

Mit diesen Gedanken hake ich die Saison auf der Straße aber endgültig ab. Ich sehne mich langsam aber sicher wieder auf die Trails zurück. Und wir haben bereits einiges auf dem Schirm für 2024. Lasst Euch überraschen (wir versuchen es weiter bei uns selbst)!

Nochwas am Ende: auch in der kalten Jahreszeit laufen wir draußen (mit den hohen Temperaturen haben wir es nicht so). Bei adidas gibt es für Euer Outdoor-Abenteuer auch das passende Schuhwerk: https://www.adidas.de/outdoor-trail_running-schuhe

Grindelwald, oh Grindelwald

Das war mal wirklich spontan: im Mai habe ich eine Story vom schnellen Jannick auf Instagram gesehen, in der er das Ausdauerhelden Trailcamp in Grindelwald angepriesen hat. Und das passte zeitlich genial auf den Feiertag am besagten Donnerstag (falls ihr für einen Freund fragt: das war Fronleichnam) in Kombination mit dem Brückentag am Freitag. Zack, gebucht. Ob das so belastungstechnisch nach dem Laufcamp in Südtirol mit der RUNNING Company und eine Woche vor dem Mozart100 Sinn macht, darüber könne ich mir ja Gedanken machen, wenn es soweit ist. Spoiler: natürlich machte das keinen Sinn. Aber das hat uns bekanntlich noch nie von Dummheiten abhalten können.

Ich wusste nicht mal, wo Grindelwald eigentlich liegt. Aus München kommt man mit dem Zug via Zürich und Interlaken in etwa 7,5h recht einfach hin. Interlaken – da war doch was? Richtig, vor einigen Jahren bin ich dort mal auf dem Brienzer Grat vom Brienzer Rothorn nach Interlaken gelaufen. Wenn Grindelwald auch nur halb so spektakulär ist, dann… Spoiler: das ist es. Am frühen Donnerstagnachmittag traf ich also in Grindelwald ein und machte mich auf den Weg zum “Chalet”. 2,5 Km Fußweg vom Bahnhof, das kannste easy gehen. Blöd, dass das Haus gute 150 m höher als der Bahnhof liegt. Leicht durchgeschwitzt nahm mich der Chef Malte in Empfang.

Am Vorabend gab es noch einen kurzen Lauf für die versammelte Meute von 11 Campern, so zur Akklimatisierung. Mit etwa 400 HM schon mal ein knackiger Einstieg in die Trailwelt der Umgebung. Hier klaffte das Leistungsvermögen der Gruppe schon deutlich auseinander, aber ich war ganz froh, dass ich nicht so hetzen musste angesichts meines Trainingszustands. Abends wurde gekocht, im Haus galt Selbstverpflegung, übrigens 100% vegan. Fleischliebhaber sind aber auch willkommen. Ein ganz dicker Pluspunkt. Malte gab einen Überblick, was uns die kommenden drei Tage erwartet. Das war nicht wenig und als erfahrener Camper wusste ich, wie lang diese Tage werden. Also zog es mich zeitig in meinen Hüttenschlafsack.

Der Freitagvormittag hielt einen Lauf auf die andere Talseite unterhalb des Eigers mit Jannick bereit, an dem die “Profis” (O-Ton Malte) teilnahmen. Vorab gab es noch ein How-to-use-poles-Training mit Malte. So waren wir nur zu viert (Sarah, Jannick, Jan und ich) auf den 20 Km hoch in die Marmorschlucht und auf einem traumhaften Hangweg entlang der großen Steins. Zurück ging es auf den Spuren des Eiger Ultratrails 100, der entlang der Bahn runter nach Grindelwald führt. Als ich ebenjene Bahn erwähnte und Sarah sich umdrehte, knickte sie galant auf dem Downhill um. Zum Glück war es nicht so schlimm. Merke: erst stehenbleiben, dann schauen. Diese Panorama-Runde war vom Ausblick her nicht mehr zu toppen.

Am Nachmittag zog es die Meute hoch auf das Pfingstegg, hier gab es ein Fotoshooting. Die Sonne ballerte ordentlich auf den Hang, so dass ich mit den 400 HM so meine Probleme hatte. Nachdem einige sogar im Naturpool oberhalb des Pfingsteggs gebadet hatten und die Fotos im Kasten waren, rollten wir einen schönen, aber anspruchsvollen Downhill runter nach Grindelwald. Unser Haus lag ja auf der anderen Seite und am Ende des Tages blühten also immer diese 150 HM. Malte kooperiert mit dem Backdoor-Shop in Grindelwald City, dort kann man sich also jederzeit Testschuhe ausleihen. Sogar die NNormal-Treter waren im Angebot. Ein schöner Service für die Trailrunner.

Das Finale furioso folgte am Samstag mit dem längsten Lauf über den Bachalpsee und den First. Meine Gruppe hatte sich nicht verändert. Die Tour hatte es in sich und das Wetter war uns noch nicht so wohlgesonnen am Samstagmorgen. Auf Forstwegen schlugen wir uns etwa 600 HM zur Bussalp hoch und stiegen dann auf 2.300 m hoch. Der Bachalpsee konnte auf eigentlich gesperrten Trails nur durch Schneefelder erreicht werden. Das war sehr mühsam und kostete viel Zeit.

Die Sonne zeigte sich leider weiterhin nicht und bei kühlen 10 Grad zogen wir schnell zur Bergstation des First weiter. Auch hier gab es in der Nebelsuppe auf dem Skywalk nichts zu sehen. Ein letzter Anstieg führte uns auf einen Pass, der dann auf dem Romantikweg runter zur Großen Scheidegg führte. Der Abstieg nach Grindelwald war nochmal ein Rausch, zu dem uns nun die Sonne begleitete. Wir blieben etwas oberhalb und kreuzten die Firstbahn, bevor uns ein letzter Mountainbike-Trail(!) direkt zu unserer Hütte führte. Wasne Runde!

Ziemlich abgekämpft, aber happy genossen wir das Zielbier und sammelten uns für den Grillabend und die abendliche Runde in der Bar. Bei einem oder zwei oder drei Kaltgetränken ließen wir das Camp ausklingen. Jannick bot noch einen early-bird-run für den Sonntag an, die Beteiligung hielt sich aber in Grenzen. Der Morgen stand ganz im Zeichen des Aufräumens, Saubermachens und Packens. Um kurz nach 10 ging mein Shuttle nach München. Auf der Fahrt konnte ich die Tage resümieren.

Die Grindelwald Trails sind weltklasse. Die Aussichten auf den Eiger sind immer wieder faszinierend. Wenn es ein Trailrunning Paradies gibt, Grindelwald kommt sicher in die engere Auswahl. Wenn auch als teuerstes Paradies, denn die Schweiz hat ihren Preis. Übernachtung und Verpflegung sind brutal teuer, es sei denn, man bucht im Ausdauerhelden Trailcamp im Chalet Teufi. Mit 55 EUR pro Nacht und 15 EUR Verpflegungspauschale kommt man lächerlich günstig weg – für Schweizer Verhältnisse. Mir hat das ganze Setup getaugt und die Teilnehmer:innen waren allesamt richtig gut drauf und haben das Camp abgefeiert. Die Bilder sprechen für sich. Eine klare Empfehlung für Trailliebhaber & Friends, die ungezwungen zusammen laufen wollen.

Grindelwald – wir sehen uns wieder.

Jubiläum auf dem Rennsteig

der ASV Zeuthen on tour

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Es ist schon eine unglaubliche Zahl: bereits zum 50. Mal fand er statt, der Rennsteiglauf. Nachdem die Teilnehmerzahlen im letzten Jahr noch eine starke Zurückhaltung gezeigt haben, ging es dieses Jahr durch die Decke. Allein auf der Strecke des Supermarathons waren 2500 Starter gemeldet, mehr als doppelt so viele wie noch 2022. In und rund um Eisenach war es kniffelig, überhaupt noch ein Bett zu bekommen. Zum Glück konnten wir diese erste Herausforderung meistern und so machten wir uns (Tommy und ich) am Freitag nachmittag auf den Weg nach Eisenach. Für mich war es bereits der 5. Supermarathon und da die Vorbereitung recht problemlos lief, hatte ich mir einiges vorgenommen für diese legendären 73,9km ins “schönste Ziel der Welt” nach Schmiedefeld.

Laser und viel Rauch sorgen für Stimmung vor dem Start

Die Bedingungen waren äußerst läuferfreundlich, 8°C zum Start waren zwar recht frisch, aber der über die Woche angekündigte Regen blieb schon einmal aus. Einige bekannte Gesichter wollte ich vor dem Start noch sehen, aber es wurde schnell so voll, dass ich nur Sarah, Gerald, Harry und Enrico erblicken konnte, bevor wir uns im proppevollen Startblock eingruppieren mussten. Sogar eine Lasershow wurde noch geboten, bevor es kurz vor 6 Uhr zum Schneewalzer überging und ehe man sich versah, wetzte das Feld auch schon los durch die Eisenacher City. Der erste Kilometer bis zum ersten Anstieg ist ein ziemliches Gedrängel. Im vorderen Bereich liefen einige Eisenacher, bewaffnet mit Luftballons und einem breiten Banner und wollten so ihre Verbundenheit mit der Stadt Eisenach zeigen. Leider behinderten sie die schnelleren Starter und auch ich nahm einen kleinen Umweg über die Wiese. Man hätte auch sicher eine bessere Möglichkeit gefunden, sich zu präsentieren? Tommy verlor ich gleich in dem Gewusel und bekam daher auch nicht mit, wie er von einer die Strecke querenden älteren Person abgeräumt wurde und sich fortan mit schmerzendem Nacken und Übelkeit plagen musste.

Eisenach ist bereit!

Ich kam aber gut rein ins Rennen und versuchte, gleichmäßig den ersten Abschnitt bis zum Großen Inselsberg (25,2km, 950 HM) zu bewältigen. Überraschungen ahf der Strecke gibt es für mich keine mehr, auch das hilft, taktisch clever zu laufen und nicht zuviel Druck auf die Sohle zu geben. Der kleine Trail-Abschnitt bei km18 macht richtig Spaß, ich ziehe mit zwei Männern den Anstieg hoch und fühle mich richtig gut. Die steile Passage vor dem Gipfel ist ein erster Test für die Beine, ich entscheide mich dafür, durchzulaufen und ziehe sogar an der ersten Frau, Kristin Hempel, vorbei. Das Wetter oben ist kein Vergleich zu 2022, die Sonne scheint herrlich. Dann stürzen wir uns auf den stark abschüssigen Downhill. Der kommende Abschnitt ist der schnellste Teil des Rennens, bis zur Ebertswiese (km 36,9) ist es relativ flach und einfach zu laufen. Ich komme mit einer 03:01 durch und bin 6min unter meiner Bestzeit von 2018. Das sollte sich doch ausgehen oder?

Nun folgt allerdings ein Abschnitt, den ich als den schwierigsten des gesamten Rennens empfinde. Es geht wieder ordentlich hoch auf die Neuhöfer Wiesen. zweimal geht es sehr steil eine Rampe herauf, bei der letzten entscheide ich mich für das Wandern wie auch die Läufer um mich herum. Die Sonne knallt jetzt ordentlich auf die Schotterpisten herunter und ich bin froh, wenn ich wieder die bewaldeten Passagen erreiche. Kristin zieht wieder vorbei und ich sehe sie noch einige Zeit vor mir, bevor sie einen VP auslässt und aus meinem Blickfeld gerät. Nun fällt es mir zunehmend schwer, Druck zu machen und ich merke es auch an den Kilometerzeiten, dass es reichlich langsamer vorangeht als ich mir gewünscht hätte. Die ständigen Ups and Downs rund um km50 fordern ihren Tribut. Wo ich für den Grenzadler an der Ebertswiese noch mit 04:30h spekuliert hatte, bin ich nun etwas enttäuscht, als ich mit 04:37h die Bake in Oberhof passiere. Einen Tee und eine Cola bilden meine Trink-Taktik seit dem Inselsberg. Das klappt gut, zumindest bilde ich es mir ein. Mit dem Essen habe ich meine üblichen Probleme, nur ein Gel wandert in meinen Magen bis dahin und ich ahne bereits, dass dies zuwenig sein könnte.

Der Anstieg hinter dem Grenzadler läuft aber wieder gut (“die anderen vor dir leiden viel mehr”) und bis zum Rondell kann ich auch wieder etwas Geschwindigkeit aufnehmen. Danach folgt ein langgezogener Anstieg, auf dem ich schon arg beißen muss. Diesen Teil der Strecke habe ich dann doch ganz gut verdrängt, der Kämpfer-Modus ist vollends aktiviert. Vor dem Rundweg an der Straße gibt es noch einen VP, ich werde namentlich begrüßt, was mich nochmals motiviert, den nun folgenden Aufstieg auch noch zu meistern. An mir fliegt ein Läufer förmlich vorbei und ich sehne das Schild “höchster Punkt der Strecke” förmlich herbei. Leider sind meine Reserven aufgebraucht und es tut schon ziemlich weh, bis ich das Schild passiere und kurz danach beim “VP Schnaps” bei Edwin, Martina und Gaston einen Schluck Gösser zu mir nehme. Das baut mich nur kurz wieder auf und der Downhill bis zur Schmücke läuft einfach zu zäh, so dass ich weitere Plätze verliere. “Den vor die holst du noch!” – aber ich habe wirklich nichts mehr zuzusetzen und quäle mich über die Zeitmess-Bake vor der Schmücke. 05:37h – ich habe zwar nichts weiter verloren, aber die 8min Polster erscheinen mir aufgrund meiner Verfassung nicht viel. Tee, Cola und runter gehts auf den letzten Teil der Strecke. Ich möchte so gerne nochmal Druck machen und den Berg herunterfegen, doch die Beine weigern sich zusehends. Die Rufe der Wanderer motivieren mich auch nicht großartig, obwohl ich die Anfeuerungen wohlwollend wahrnehme. Ich muss sogar einige Gehpausen machen (auf dem Downhill!).

Es zieht sich arg, obwohl es wirklich nur lächerliche 9km von der Schmücke sind. Ich kämpfe mit mir und versuche, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Km69 – ich quäle mir tatsächlich noch ein Gel herunter. Und es scheint etwas zu helfen. Natürlich kann ich den letzten Anstieg wieder nur gehen und lasse hier gleich drei Mitstreiter passieren. Die letzten drei Kilometer bis ins Ziel sind dann nochmal ein richtiger Kampf. Ich realisiere, dass es jetzt nur noch darum geht, die eigene Bestzeit von 2018 zu schlagen und der Puffer langsam aufgebraucht sein dürfte. Noch ein Läufer kassiert mich vor der Zielgerade, aber kurz danach ist der Spuk dann endlich vorbei. Rein in den neuen Zielbogen und stehenbleiben.

Eine einheitliche Medaille gab es diesmal für alle Strecken

Ich setze mich ein paar Minuten an den Zaun und lausche den Einlaufenden. Die Sonne knallt gut herunter und die Luft ist dank der Massen in Schmiedefeld sehr drückend. Im Duschzelt treffe ich noch Nic. Tommy sehe ich im Supermarkt wieder, er musste am Grenzadler aussteigen, die Folgen des Zusammenpralls am Start waren nicht zu kompensieren.

Im schönsten Ziel der Welt

Was nehme ich mit? Die Zeit von 06:24 hätte ich mit Sicherheit im Vorfeld so genommen. Leider bin ich mit den letzten 20km überhaupt nicht glücklich, hier wäre noch einiges mehr drin gewesen. Verpflegung, Ausrüstung, Taktik? Es gibt immer etwas zu verbessern und ich werde mir meine Gedanken dazu machen, sollte ich nochmals den Supermarathon angehen. Vielleicht steht aber in 2024 einmal der Marathon auf dem Plan.

voll, voller, Schmiedefeld

Gewonnen hat souverän Janosch Kowalczyk. Er ist im Profi adidas Terrex Team unterwegs und war bescheidene 80min vor mir in Schmiedefeld. Ob es an seiner Ausrüstung lag? Obwohl das eher unwahrscheinlich ist, haben wir uns entschieden, in diesem Jahr der Marke adidas eine Chance zu geben und werden ein paar Goodies auf unseren Abenteuern ausprobieren. Als erstes Testobjekt wird der Adizero Boston 11 herhalten und auch das fluffige Thermo-Shirt kommt in den Trail-Rucksack, wenn es am 1. Juli heißt: das Stubaital wartet. 68km und mehr als 4000HM auf den Stubaier Gletscher sind unsere nächste Herausforderung. Stay tuned!

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