Die Erinnerung an einen fulminanten Tag sind noch sehr lebendig. Viel schlafen konnte ich nicht, so sehr blieben die Bilder des gestrigen Berlin Marathons vor dem geistigen Auge. Wie groß war der Respekt vor der Strecke, wie unsicher war ich noch Sekunden vor dem Startschuss, wie genau registrierte ich jedes Wehwehchen des Körpers. Doch alles unbegründet, denn gestern war der Läufergott mit mir unterwegs. Nicht nur der, sondern auch Marek auf dem Rad oft nur wenige Meter neben mir mit Powergels und Wasser. Zu gerne hätten wir beide zusammen das Extremerlebnis Marathon laufend auf der Strecke genossen. Da Marek vernünftigerweise vorher zurückzog, musste ich also allein auf die Piste. Wir verabredeten fixe Punkte, an denen Marek mit mir ein paar Meter laufen sollte, um Verpflegung zu reichen. Wenn möglich, sollte er die Strecke von innen mitfahren. Aus diesem Teamwork ergeben sich zwei spannende Perspektiven, aus denen wir den Berlin Marathon erlebt haben.
Und so “lief” die Premiere aus meiner und aus Mareks Sicht:
Vor dem Start: AUFREGUNG BREMSEN
- {H e n r i k} Wir waren verdammt früh an der Strecke. Um 8:05 Uhr stand ich im noch leeren Startblock G und fragte mich, wie ich noch eine Stunde überstehen soll. Es war sehr kühl und dieser Plastiktütenoverall half leider nicht. Es fröstelte allein schon beim Gedanken an die Mammutaufgabe, die da vor mir lag: 42,195 Kilometer durch Berlin. Die Vorstellung fiel mehr sehr schwer. Ich hüpfte unmotiviert rum, horchte in den Körper und fragte mich, ob die Muskulatur halten würde. Kniebeuger links und Schienbeinmuskel rechts zwickten jetzt schon. Also dehnen, letztes Wasser trinken, warten, mit Marek noch einen Schnack halten, warten. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen und die Aufregung stieg von Minute zu Minute. Ich versuchte mir einzureden, dass die letzte Phase der Vorbereitung doch noch gut gelaufen ist und Trainerin Bianca sich sicher war, dass es heute “grandios” wird. Geholfen hat es nichts. Ich stand vor der Absperrung zum Block F und beobachtete die anderen Läufer. Aufregung und Ungeduld lagen in der Luft. Nach einer gefühlten Ewigkeit ENDLICH die Vorstellung der Elite über Lautsprecher und die ersehnte Ablenkung. Startschuss für Block F und G war um 09:10 Uhr. Um 09:00 Uhr jagte die Elite los, von hinten allerdings nicht einsehbar – ich war ca. 200 Meter von der Startlinie entfernt. Plötzlich ging es los, Absperrband weg, einmal aufrücken und schlagartig rollte der Block an. Sekunden später startete ich die Uhr – das Rennen hatte begonnen!
{M a r e k} Nachdem ich Henrik um kurz nach 8 “abgegeben” hatte, konnte ich noch in Ruhe den Startbereich erkunden. Die Sonne ging langsam auf und ich fuhr nochmal an den Startblock G, wo wir dann nochmal kurz die Renntaktik durchgingen. Dann machte ich auf den Weg Richtung Westen. An der Siegessäule heizten dann zuerst die Handbiker durch. Für meinen Geschmack auch ein wenig zuviele und zu prollige Autos des Hauptsponsors. Es war noch recht frisch, so dass ich mein Langarmshirt erstmal anbehielt.
Km 1-5: LANGSAM EINROLLEN
- {H e n r i k} Irgendwie im Rennen ankommen. Die Erleichterung war einen Moment groß, als die Startlinie passiert war. Die iPhone-App vom SCC zählte los – hoffentlich begann jetzt die Übertragung meiner Position. Die Massen liefen nicht schnell, aber doch schneller als erwartet an. Die Autolap zeigte nach 1.000 Meter 5:26. Das war eine gute Startpace! Ich merkte, dass es sinnlos ist, jetzt auf die geplante Pace von 5:15 anzuziehen – es gab kaum Lücken zum Überholen, das Feld war einfach zu dicht. Bereits auf der Spreebrücke sah ich Schilder wie „Nur noch 40 Kilometer!“. Ich schwamm einfach mit, was anderes blieb auch gar nicht übrig. Es fühlte sich federleicht an. An Baustellen und Kurven wurde es enger und das Feld stauchte sich. Ein gleichmäßiges Tempo war sowieso schwierig. Die 5 Kilometer flogen vorbei, bevor ich im Rhythmus war. War da gerade ein Erfrischungspunkt?
{M a r e k} Ich postierte mich dann kurz vor dem Ernst-Reuter-Platz bei km2 und sah die schnellen Leute um Haile und Makau in einem Affenzahn vorbeirennen. Mein Fotoversuch ging leider auch dank der direkten Sonneneinstrahlung komplett schief. Auch Paula Radcliffe konnte ich noch entdecken. Wahnsinn, was die vorderen Läufer da für ein Tempo vorlegten! Dann fuhr ich einen kurzen Schlenker zurück und begleitete die Läufer an der Franklinstraße. Hier wurde es dann schon eng auf der Brücke, es war kaum Platz zum Vorbeifahren. Dieses Problem sollte ich im Laufe des Vormittags öfters bekommen.
Km 6-15: LOCKER BLEIBEN
- {H e n r i k} Ich wurde nun doch ungeduldig und begab mich auf die Überholspur. Schon nach ein paar Minuten war ich mir nicht so sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Man läuft kreuz und quer, es kostet Kraft und der Weg wird einfach länger. Ich spürte aber davon einfach nichts. Moabit flog vorbei und ich freute mich auf den ersten Treffpunkt am Strausberger Platz mit Marek und der Fangemeinde. Bei exakt 45 Minuten auf der Torstraße blickte ich auf die Uhr. Ein kurzes inneres Kopfschütteln – ist das hier wahr – ist das ein Marathon? Da kam auch schon der Alex und die Sonne zeigte sich. Vorbereitend saugte ich das erste Gel ein und winkte nach dem Umrunden des Kreisverkehrs den Lieben zu. Riesenfreude am ersten Meilenstein! Der nächste war erst hinter dem Halbmarathon. Ich lief zügig weiter und hatte ein gutes Gefühl, genau das richtige Tempo zu gehen.
{M a r e k} Ich bog dann an der Gotzkowsky-Brücke rechts ab, um rechtzeitig bei km12 am Strausberger Platz unseren ersten Verpflegungspunkt zu erreichen. Am Kanzleramt war kaum ein Durchkommen, so dass ich mich etwas beeilen mußte. Wohlgemerkt hatte ich auch noch Henriks Reiserucksack auf dem Rücken, da wir keine Sachen abgeben wollten. Die Innenstadt war aber komplett autofrei und wie ausgestorben, so dass ich problemlos am Strausberger Platz ankam, mein Bike anschloss und mich mit Getränk und Handy bereithielt. Dank der GPS-Verfolgung wußten wir exakt, wann Henrik eintreffen würde. Die Stimmung war hier schon grandios. Der Treffpunkt war gut gewählt, es war nicht zu voll und ich konnte ein Stück mit Henrik mitlaufen. Alles an ihm sah top aus und er war sehr positiv gestimmt. Das machte Mut auf mehr! Nach einem Foto fuhr ich dann der Masse hinterher – einige Abkürzungen abseits der Strecke waren notwendig, damit ich die HM-Marke rechtzeitig erreichen konnte. Quer durch Neukölln ging es, durch Straßen, die ich bisher noch nie gesehen hatte. Auch hier war alles autofrei und ich drückte auf die Tube. Bei km21 kreuzte ich die Strecke wieder. Perfekt!
Km 16-22: ZWEIFEL KOMMEN AUF
- {H e n r i k} Mit Beginn des Kreuzberger Abschnitts am Moritzplatz merkte ich, dass das „Schweben“-Gefühl nachlässt und es nicht mehr ganz so leicht ging. Keine Überraschung, aber doch ließ ich mich verunsichern. Tempo etwas raus, weniger überholen, zweites Gel reinziehen. Von der Strecke vernahm ab ungefähr diesem Punkt nicht mehr viel, die Konzentration forcierte sich aufs Laufen. Ich betrachtete den Laufstil von anderen und lobte einen Überholten („schöner Stil“). Bekloppt, könnte man meinen. Aber die Ablenkung half mir. Viele Läufer sehnten den Halbmarathon herbei („gleich die Hälfte“/“dann runterzählen“). Ich ebenso. Die Gneisenaustraße runter, dann nahm ich den Tunnel unter der S-Bahn-Brücke Yorkstraße wahr. Das Gel half nicht sofort, und ich wurde langsamer. Über die Matte rüber, irgendwas mit 1:46 zeigte die Uhr, da wartete Marek endlich auf mich. Er gab mir das Gel zum Mitnehmen –ich hatte selbst zwei auf die Strecke genommen- und die Wasserflasche. Die 100 Meter zusammen sind verdammt kurz und dann war ich schon wieder auf mich gestellt.
{M a r e k} Hossa, der Punkt war schlecht gewählt – hier war es sehr voll. Ich postierte mich genau in der Kurve der HM-Marke und bekam Panik, dass ich nicht nach vorne kommen würde, um Henrik das erste Gel zu geben. Etwas egoistisch drängelte ich mich aber dann durch. Dann erblickte ich ihn auch schon und stürzte mich auf die Strecke. Da war jedenfalls viel mehr Platz 🙂 Aber es wurde zunehmend wärmer und Henrik war wenig positiv gestimmt (“es geht rapide bergab”) und die ersten Zeichen der Erschöpfung sah man ihm an. Spätestens jetzt war klar: das wird kein Kindergeburtstag heute. Er trank etwas und nahm das Gel an sich. Dann war das kurze Intermezzo auch schon vorbei. Ich rannte zurück zum Bike und fuhr fix weiter. Ich beschloss, ihn etwas früher als geplant am nächsten Treffpunkt abzufangen. Etwas Sorge kam in mir auf, dass er mit seiner Vermutung Recht behalten sollte.
Km 23-30: ZWEITE LUFT ATMEN
- {H e n r i k} In dieser Phase habe ich von der Strecke nichts in Erinnerung. Der Schweinehund meldete sich immer wieder. Einfach weiterlaufen, was war schon die Alternative? Das Gel wirkte endlich und ich schwankte zwischen Mir-geht’s-eigentlich-sehr-gut und innerlichem Jammern. Ich versuchte mich zu beruhigen, nach 25 Km KANN es nicht mehr wie am Start sein. Ich erinnerte mich, dass Marek was von „Km 27 bis 28“ für den nächsten Treffpunkt sagte, schaute auf meinen Spickzettel am Arm und wunderte mich, wir wollten uns doch erst am Roseneck nach Km 29 treffen? Plötzlich klebte die Straße. Die Powerbar-Fraktion verteilte Gels an die Läufer. Ich nahm spontan eins mit und trank es, Marek würde ja gleich mit dem Wasser bereitstehen. Pustekuchen – nix von ihm zu sehen. Die Hightech-Nahrung wirkte trotzdem und ich konnte wieder Fahrt aufnehmen. Am „Wilden Eber“ bei Km 28 flog ich mit der zweiten Luft vorbei. Das Schild „Km 30“ war motivierend. Jetzt war ich sicher, dass ich den Lauf finishen werde. Die anderen Läufer standen wie Figuren. Und dann brauste Marek vorbei und ich rief ihn.
{M a r e k} Was hatte ich zu ihm eben gesagt: “km27 bis 28”? Vereinbart war der Treffpunkt am Roseneck, aber da es eben in der Kurve so voll war, disponierte ich kurzerhand um. Quer durch Schöneberg ging es. Mein Versuch, ordentlich abzukürzen, scheiterte gründlich, als ich die A100 vor mir sah und wieder zum Innsbrucker Platz zurück mußte, vorbei an der Strecke. Leider kannte ich mich in der Gegend überhaupt nicht aus. Hier war es sehr eng auf dem Gehweg. So schnell es ging bog ich von der Strecke ab und heizte weiter. So langsam bekam ich Hunger, aber jetzt fehlte die Zeit zum Pausieren. Der erste Versuch bei km27 Henrik zu treffen, ging schief – ich war zu spät dran, er war kurz vorher durch. Einige 100m weiter stellte ich mich fix in die Kurve, Flasche und Gel im Anschlag. Die GPS-Ortung zeigte an, dass Henrik ca. 500m weg war. Ich wartete und wartete, aber er kam nicht. Ein anderer Läufer machte neben mir schlapp. Bei dem kurzen Small-Talk muss Henrik durchgerutscht sein. Ein nächster Blick aufs Handy – er war bereits weg. Mist! Schnell wieder aufs Bike und los. Ich kam rechtzeitig wieder an die Strecke. Wo jetzt bloß hinstellen? Ich bekam nun etwas Panik, dass ich ihn wieder verpassen würde. Plötzlich höre ich meinen Namen – er hat mich tatsächlich an der Seite beim Vorbeifahren entdeckt. Ich fahre schnell 100m vor, springe vom Bike und kann ihm endlich die Verpflegung reichen. Alles sieht besser aus als gedacht. Er fühlt sich super und scheint die zweite Luft zu haben. In der Eile vergesse ich ihm das Gel zu geben. Ich beschließe, an ihm jetzt dranzubleiben, so gut es geht. Teilweise kann ich locker nebenher fahren, teilweise ist es zu eng oder etwas versperrt den Weg. Nebenbei bekomme ich sogar mit, dass Makau den Weltrekord gebrochen hat. Hier habe ich ein gutes Gefühl, dass Henrik heute das Ding nach Hause laufen wird. Er sah leichtfüßig aus und zog ohne Ende am Feld vorbei. Aber es war noch ein gutes Stück und viele schienen am Ende ihrer Kräfte.
Km 31-35: EUPHORIE GEHT
- {H e n r i k} Erst jetzt sah ich, dass der Forerunner längst ausgestiegen war – Akku am Ende. Egal! Ich fragte mich, ob wohl der Weltrekord gefallen war. Die Elite war längst im Ziel, als ich auf den gefürchteten Hohenzollerndamm bog. Einige gingen nur noch. Ich war wie im Rausch, als mich mein Münchner Lauffreund Thomas am Arm packte und wir ein paar Worte wechselten. Inmitten dieses riesigen Feldes treffen wir uns auf der Strecke – ich war baff. Er lief schon langsamer, so dass ich davonlief. Marek war jetzt fast permanent auf der Radspur, das gab mir ein sicheres Gefühl. Bei etwa Km 33 kam dann die Ernüchterung. Das Tempo war nicht mehr zu halten. Ich spürte jetzt die Oberschenkel heftig und auch die Füße meldeten Widerstand. War das der Mann mit dem Hammer? Vielleicht. Wie die Glykogen-Mauer kam es mir nicht vor (da haben wir Erfahrung), aber ich baute doch ab. Also Tempo raus, trinken, einen Schritt nach dem anderen machen. Und bloß nicht anhalten.
{M a r e k} Immer öfters mußte ich anhalten oder Hindernisse umfahren. Einmal führte der Weg sogar durch ein Café über Treppen! Ich versuchte mich zu konzentrieren, um ja keinen Fußgänger umzufahren, da ich mit dem flotten Tempo erstmal mitkommen mußte. Und immer der Blick auf die Strecke, wo war Henrik? Ich fuhr immer etwas vor, wartete dann, um ihn zu fragen, ob er noch etwas trinken oder essen wollte. Aber ich merkte, dass er immer weniger ansprechbar wurde. Einige Male nahm er mich nicht mehr wahr. Und auch im Gesicht sah man langsam die Strapazen: er biss auf die Zähne, um das Tempo zu halten. Jetzt begann der Kampf und ich wurde zunehmend unruhiger. Meine Anfeuerungen wurden lauter, aber er hörte sie kaum. Ich hatte kein Gefühl, wie es denn überhaupt mit der Zeit aussah. Zwischendurch wurde ich noch ein paarmal angerufen, konnte aber keine Zeitprognose durchgeben. Radfahren, telefonieren, Henrik im Blick behalten – echtes Multitasking war angesagt.
Km 36-40: DER ECHTE MARATHON
- {H e n r i k} Der Kampf hatte längst begonnen. Man sagt ja, der Marathon beginnt erst ab Km 30. Zumindest die Schmerzen kommen dann, soviel merkte ich jetzt auch. Ok, das Tempo war jetzt gemütlich. Zum Rechnen war ich nicht mehr fähig, aber ich hatte die Sicherheit, dass es bis hier nicht langsamer als geplant lief. Der Körper trat jetzt dem Widerstand bei. Auf dem Ku’damm lebte die Stimmung auf. Ich konzentrierte mich auf das Halten des Tempos, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich fast stand. Überholen? Das war vorbei, aber ich selbst wurde nur wenig überholt. Nolli, Potsdamer Straße, die Kilometer wollten nicht enden, so sehr man sich die Markierung auch herbeisehnt. Ich überquerte jetzt den Potsdamer Platz und nahm Steffi („mach it!“), meine beiden kleinen Neffen mit einem Poster(?) wahr. Ich nahm den Kopfhörer ab und hielt die Musik an.
{M a r e k} Es zog sich. Die Strecke hoch zum Potsdamer Platz kannten wir sehr gut – hier geht der Berliner Halbmarathon durch und auch die BIG25 führen hier in entgegengesetzter Richtung lang. Am Potsdamer Platz selbst – km38 – war es wieder sehr voll. Ich umkurvte Krankenwagen mit bewußtlosen Läufern – schnell weiter. Dann nutzte ich die Chance, die Strecke zu queren, um innen weiter zu fahren. Plötzlich steht meine Familie mit Plakat am Rand und jubelt Henrik zu. Welch Überraschung! Ich halte kurz an und begrüße alle, bevor ich weiter Richtung Ziel fahre. Auch Henrik hat sie tatsächlich noch gesehen und einen kurzen Stop eingelegt. Wenn das keine Motivation für den letzten Teil war! Ich traf Henrik ein letztes Mal auf der Charlottenstraße, klatschte ihn ab und wußte: die ca. 2km packt er jetzt auch ohne mich. Unter den Linden saugte ich die Stimmung in mich auf und sah auf dem Telefon, dass er bereits vorbei war. Jetzt war mir klar: ich kann nichts mehr beitragen. Und er hatte es tatsächlich gepackt!
Finale: TRAGEN LASSEN
- {H e n r i k} Es war richtig hart, aber ich hatte das Gefühl, dass es mir viel besser als den anderen ging. Trotzdem konnte ich meine Beine nicht mehr zu einer Tempoverschärfung überreden. Ich trabte die Leipziger Straße runter und schielte in die Wilhelmstraße, da konnte ich die Zielgerade sehen! Also nur noch den einen Knick und du bist durch, Henrik! Die letzten Zweifel waren verflogen. Marek sah ich zuletzt in der Charlottenstraße auf der linken Seite ca. 1 Km vor dem Ziel. Was sollte jetzt noch schiefgehen? Einbiegen auf die Zielgerade, das Brandenburger Tor in Sichtweite. Ich lief außen dicht an den Zuschauern, die sich am Geländer drängten, nahm die Sonnenbrille ab und begann mich zu freuen. Mitten durch das Tor und die letzten 200 Meter bis zum Ziel, einfach unbeschreiblich. Da war kein Zielsprint, aber wozu auch? Jeder Läufer sollte die Stimmung aufsaugen und diese Momente für sich genießen. Es ist nicht nur die Begeisterung der Zuschauer, es ist auch die Begeisterung über den ganz persönlichen Sieg über den Körper, über die Zweifel, einfach darüber, dass man gerade 42 Kilometer laufend bewältigt hat. Vielleicht ist was dran an Emils Spruch, dass dich der Marathon verändert. Wenn, dann sind es mit Sicherheit die Momente vor dem Ziel, die dazu beitragen.
Im Ziel: EINFACH NUR ERLEICHTERUNG
- {H e n r i k} Stau vor der Medaillenausgabe. Wir standen ganz unromantisch gute 15 Minuten in der Sonne und warteten artig auf die Medaille. Es war allen Finishern aber ziemlich egal. Aus den Gesichtern sprach Stolz. Ich stoppte die Uhr der iPhone-App, konnte aber nichts erkennen bei der Sonneneinstrahlung. Auf der Zieluhr hatte ich 3:49 erblickt. Damit sollte es wirklich zu einer 3:3x gereicht haben, denn unser Startblock lief ja erst um 9:10 Uhr los. Ein Plan ist aufgegangen! Ich versuchte, koordiniert zu gehen und fand schnell den Weg aus dem Läuferbereich. Die „Familienzusammenführung“ mit einem Baum für jeden Buchstaben half, uns schnell zu finden. Die Erleichterung war groß, erste Fotos geknipst. Ich musste mich setzen, da der Kreislauf nicht mehr ganz stabil war. Marek kam erst nach 30 Minuten, weil er erst hinter dem Ziel die Strecke queren konnte. Nun waren die Running Twins wieder vereint nach einer großartigen Teamleistung. DANKE für die tolle Unterstützung, auch an die noch sehr junge Fangemeinde!
Fazit: WIEDERHOLUNG IST SICHER
- {H e n r i k} Ein unglaubliches Event mit einem Ausgang, der im Plan nicht besser hätte beschrieben werden können. Was soll das erst werden, wenn wir beide zusammen auf der Strecke LAUFEN? Mit viel Krawall und Druck wären die letzten 10 Kilometer sicher noch schneller möglich gewesen. Aber es war so schon aufregend und hart genug. Wir müssen ja noch Spielraum für die folgenden Kapitel im Buch des Marathons der Running Twins lassen! Denn Berlin 2011 war nur der Anfang.
Und hier noch die nackten Zahlen:
Bilder ohne Ende gibt es in der Bildergalerie.
16 Kommentare
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Gänsehaut… ! Mir fehlen ein wenig die Worte…. Ein toller Bericht, vielen Dank…. Emotional… Running Twins…. Ich wiederhole mich, aber ihr könnt sehr sehr stolz auf euch sein!
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Ein Klassebericht von einem Klasselauf!
Und DU bist nach einem Marathon ein anderer Mensch!!
Wenn man das Laufen so leibt und lebt wie unsereins, dann ist der erste Gedanke nach der Erleichterung im Ziel die Freude auf den nächsten Marathon!
Genieße den Augenblick. Das unbeschreibliche Gefühl ein Marathoni zu sein in vollen Zügen!
Und ich bin mir sicher, ihr werdet dieses Gefühl auch gemeinsam noch oft erleben dürfen!
Danke für den tollen Beitrag und nochmals Glückwunsch!! -
Wow, das ist Gänsehaut pur. Wirklich ein toller Bericht über ein sensationelles Erlebnis.
Glückwunsch !!!
Grüße -timekiller-
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Wow, euer Bericht hat mich richtig gefesselt! Sehr spannend zu lesen. Ich fühlte mich, als wäre ich dabei gewesen, mit alles Hochs und Tiefs.
@Henrik: Glückwunsch zum Finish! Klasse Leistung!
@Marek: Super Unterstützung von Dir!
@Running Twins: Tolles Teamwork! -
Ihr zwei seid schon ein tolles Duo, gut gelaufen, gut begleitet, beste Bedingungen, gut geschrieben – Nochmals Glückwunsch zum Debüt !! 8)
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Wow – das ist einer von den Laufberichten, bei denen man beim Lesen immer schneller wird – sehr schön!
Glückwunsch zu dem tollen Lauf!!!
Ich fand auch gut, wie ihr das GPS so geschickt genutzt habt – wie hat man das denn früher gemacht 😉
LG Carsten
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Da möchte ich mich anschließen und ebenfalls zum erfolgreichen Marathon-Debüt gratulieren. Ein schöner Bericht und so wie sich der Bericht liest, da wird es sicher Wiederholungen geben, gute Erholung. 🙂
Freundliche Grüße
Bernd -
Autor
Danke euch! Es war mir eine Ehre, in den Marathoni-Klub einzutreten.
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Gratulation zu solch einem tollen Marathon-Debüt nach der wirklich nicht ganz wunschgemäßen Vorbereitung (bei mir war es ja genau umgekehrt 🙁
Genieße die nächsten Tage, denn nie ist man wieder so stolz wie nach dem allerersten Marathon!
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Muuuah! Ich darf diesen Bericht nicht lesen, ich bin befangen. 😛
Echt, mit meinem ersten Marathon am Sonntag im Blick euren Bericht zu lesen-ICH WILL JETZT LAUFEN! Argh! Ich will diese Warteschleife und die Anspannung loswerden. Ich will, daß es losgeht, daß es wehtut, daß….ok, ich will bitte ankommen. 😉Nochmal ganz herzlich von mir: Bravo! An euch beide und an euch als Geschwisterdreamteam!
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Herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Einstand! Euer Bericht ist toll, aber noch besser ist eure Leistung als Team. Seid stolz auf euch und genießt den Erfolg. Nächstes Mal klappt der Doppelstart und dann wird richtig gerockt! 🙂
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Glückwunsch!
Da bekommt man Gänsehaut beim Lesen. Die größte Erinnerung an meinen ERSTEN war die grenzenlose Erleicherung im Ziel. Mal sehen wie´s in 7 Monaten beim Zweiten wird.
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Herzlichen Glückwunsch zu diesem Ergebnis – was für ein Debüt, das war erste Klasse. Nicht großartig eingebrochen sondern sauber durchgezogen, starkes Teamwork. Hut ab!
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Glückwunsch. Super Leistung und das beim ersten Martahon.
Nach dem Lesen des Berichtes freue ich mich um so mehr, dass ich am Sonntag wieder los darf. -
Hallo Henrik,
danke für deinen Bericht, war schön zu lesen und hat mal wieder die Erinnerungen an ein unglaubliches Ereignis belebt. Und wir haben einiges gemeinsam, der Berlin Marathon 2011 war auch mein erster Marathon, wir sind fast die gleiche Zeit gelaufen, war netto 1 Minute nach dir im Ziel 😉Meinen Bericht gibts hier:
https://www.facebook.com/note.php?note_id=10150306983554671Sportliche Grüße,
Gerald. -
Autor
@Gerald: Sachen gibt’s! Da du in F gestartet bist, habe ich dich wohl auf dem ersten Teil der Strecke überholt. Aber eine Minute, das ist gar nichts. Habe deinen Bericht gelesen, da werden wieder Erinnerungen an einen fulminanten Tag wach. Deine Laufziele 2012 gleichen sich mit meinen fast 1:1. Wir sehen uns in Berlin!