Alles stand am letzten Wochenende im Zeichen des Marathons. Henrik hat ein beeindruckendes Debüt auf die Piste gelegt und die Running Twins würdig in Berlin vertreten. Schauen wir aber an dieser Stelle noch einen weiteren Tag zurück. Der Tag vor dem großen Marathon. Ort des Geschehens: Zeuthen, ein beschaulicher Berliner Vorort in Brandenburg. Hier fand am 24.09. zum 11. Mal der Zeuthener Jedermannslauf statt. Ort und Zeit waren für mich perfekt, für den Marathon am Sonntag hatte ich nur die Supporter-Rolle und Henrik war am Samstag auch schon hier und konnte mich unterstützen. Die Strecke war mit 5,2km kurz genug für eine erste Standortbestimmung nach der langen Verletzungspause. Ich hatte mir eine sub20 vorgenommen als grobe Orientierung. Nachdem die Bambinis im Ziel waren (mein 4-Jähriger schaffte 1,2km!) und die Nordic Walker auf die Strecke geschickt wurden, startete der Hauptlauf mit ca. 20min Verspätung.

Ein paar organisatorische Patzer des Veranstalters – der lokalen Feuerwehr – wurden mit Humor genommen. Wetter und Stimmung waren einfach zu perfekt, um sich darüber aufzuregen. Ohne Startschuss (Pistole hatte Ladehemmung) ging es im überschaubaren Feld los. Ich hielt mich zurück und sortierte mich um Position 7-8 nach der ersten Kurve ein. Mit der Spitze im Augenwinkel ging es jedoch schnell vorwärts. Erster km in 03:40 war schonmal eine Ansage. Schneller als mir lieb war, lief ich an Position 3 und merkte, wie die Lücke nach hinten größer zu werden schien. Das Podium sollte also diesmal wirklich in Reichweite sein! Die beiden vorne liefen zusammen und machten nicht den Eindruck, dass sie das noch abschenken wollten. Ich biss auf die Zähne und ließ die Lücke nicht größer werden. Nach der Halbzeit kam ich langsam aber spürbar näher. Sollte hier noch mehr drin sein? Bei km 3,5 bogen wir auf die lange Zielgerade ein. Hier hatte ich die beiden Führenden bereits eingeholt. Ich lief ohne zu überlegen mein Tempo weiter und ging mühelos an einem vorbei. Er hatte nichts mehr zuzusetzen und schien ziemlich platt zu sein. Nun lief es tatsächlich auf einen Zweikampf raus! Mir schossen tausende Gedanken durch den Kopf. Was machst du jetzt? Angriff oder eher taktieren und abwarten? Wir bogen zusammen durch die letzte Abzweigung. Er lief innen und war kurz vor mir. Schaute sich immer wieder hektisch nach mir um. Ohne groß zu überlegen erhöhte ich das Tempo. 400m vielleicht noch. Das Ziel war in Sicht. Er blieb dran. Das schwere Atmen war zu vernehmen, ich war auf der letzten Rille. Henrik lief mir entgegen, er war wohl selbst überrascht, mich vorne zu sehen. Er motivierte mich noch weiter und rannte ein Stück mit. Kurz danach merkte ich, dass mir das Ding nicht mehr zu nehmen ist, der Abstand war zu groß geworden. Ich lief jubelnd über die Ziellinie und konnte nicht so recht glauben, was da gerade geschehen ist. Habe ich da gerade gewonnen? Aber die Glückwünsche von der Familie bestätigten es: mein erster Sieg ist vollbracht! Sicher war das eine Veranstaltung mit wenigen schnellen Läufern, aber ich war trotzdem glücklich, diese Chance genutzt zu haben. Und so fing unser Lauf-Wochenende einfach perfekt an und hörte am Sonntag mit einem unvergesslichen Marathon-Erlebnis auf. Dieses Wochenende werden beide Running Twins so schnell nicht vergessen.