Die ehernen Gesetze des Wechsels zwischen Belastung und Regeneration sind für uns Amateurläufer nicht zu brechen. Das war klar, als ich den Swissalpine und den Stockholm Ultramarathon gebucht und damit zwei intensive Wettkämpfe innerhalb von zwei Wochen im Hochsommer eingeplant hatte. Nun lief es in den Schweizer Alpen richtig gut, also machte ich mich ganz optimistisch nach Stockholm auf, wo im Rahmen der Eurogames lediglich eine Langdistanz angeboten wurde: die 50 Km des Ultramarathons, der sowieso an diesem Wochenende über die Bühne ging. 50 Km auf Tempo hatte ich noch nicht absolviert – eine Bestzeit war sowieso gesichert. Am Wettkampftag war es zum Glück nicht ganz so heiß wie in Deutschland, aber auch gute 23 Grad sind wahrlich keine Einladung für einen so langen Lauf im Kreis gegen die Uhr.
Um Punkt 9 Uhr fiel der Startschuss auf der Museumsinsel Djurgårdens. Etwas mehr als 200 Läuferinnen und Läufer gingen auf die 50 Km. Die 75er und 100er waren längst unterwegs. Es wurde eine 1,6 Km lange Einführungsrunde gelaufen, erst dann ging es auf die reguläre 8 Km-Runde, die nach Adam Riese nun sechs Mal zu laufen war. Eine Taktik hatte ich nicht so richtig, das Ziel war, unter vier Stunden zu bleiben. Dafür ist eine Pace von 4:48 min/Km im Schnitt erforderlich. Klingt nicht atemberaubend, aber auch die muss erstmal gelaufen werden. Nach der ersten vollen Runde war mir schon klar, dass das angesichts der vielen kleinen und wenigen großen Hügel sehr hart werden würde. Zudem war auf der Inselseite ein recht schottriger Weg mit wenig Grip. Natürlich waren die ersten beiden Runden viel zu schnell und ich legte mit jedem Kilometer mehr Augenmerk auf Kühlung. Drei Verpflegungspunkte pro Runde waren ein Segen, mit viel Wasser konnte man die Erwärmung in Grenzen halten. Zwei Duschen liefen auch. Ab Runde 3 lief ich quasi klitschnass durch die Gegend – die Skins-Tight hat das aber wunderbar vertragen und saugt auch nicht wirklich viel auf. Nach exakt 5 Runden war der Marathon geschafft, aber die 3:21h hatten bereits so gut wie alles abverlangt. Mental schwierig war die vorletzte Runde – zu wissen, dass man überall nochmal langlaufen müsse, war fies. Die Abschlussrunde war dann mit das Härteste, was mir bisher untergekommen ist. Auch wenn es noch lächerliche 8,7,6,5,4,3,2 Km sind – überhaupt im Laufschritt zu bleiben, fiel unendlich schwer. Noch einmal den Hügel zur Zielgeraden hoch und die Qual war beendet. Fast drei Minuten über der 4h-Marke und dann auch noch die Holzmedaille in der Eurogames-Wertung, so kann es laufen. That’s Running!
Enttäuscht war ich trotzdem nicht. Es gab ein schickes Asics Finishershirt und eine Medaille. Das Brigitte Nielsen-Double überreichte persönlich die Medaille und herzte jeden Finisher, die familiäre Atmosphäre ist sehr angenehm. Der Stockholm Ultramarathon ist eine perfekt organisierte Veranstaltung. Der Verein hat viel Erfahrung und denkt an jedes Detail. Exzellente Verpflegung, optimale Absperrung und Markierung der Strecke, Hightech-Zeitnahme mit Live-Übertragung ins Internet, super motivierte Helfer – es passt einfach alles zusammen. Wer sich mal an der Ultradistanz versuchen möchte, ist hier richtig. Vielleicht wäre ein Termin im Frühjahr oder Herbst noch besser. Aber auch dann sollte man nicht versuchen, die ehernen Gesetze zu brechen.
1000 Dank an den Starfotografen Gregor, der die Bilder aufgenommen hat!
Ein schönes Video hat der Veranstalter zusammengeschnitten:
Ausrüstung:
Erst einmal herzlichen Glückwunsch! Auch der vierte Platz will erkämpft werden…
Sechs Runden – da wäre ich schon nach der ersten demotiviert. Ich kann da mitreden. Wie ich mal neun Runden in Wilmersdorf bei einem HM geschafft, ist mir bis heute unbegreiflich. Aber dann auch noch über 50km. Nein, nein, nein, das können nur die Harten! Also Chapeau.
Es ist auch super schön zu lesen, wie perfekt Veranstaltungen organisiert sein können.
So ein Kreis-Lauf hat natürlich auch Vorteile. 8 Km runterzählen ist halt einfacher und auch die Verpflegung lässt sich in kürzeren Abständen realisieren. Aber beim nächsten Mal hätte ich zur Abwechslung gerne wieder eine Punkt-zu-Punkt-Strecke. Obwohl, der 6h-Lauf hat eine 1,6 Km-Runde. Auweia.
Du bist so Ultra, Henrik!
“Ultra” kann sehr schön als Präfix verwendet werden. Für ultradoof z.B..
Eine Pace von 4:48 min/Km klingt nicht atemberaubend? Ich hab beim Lesen schon Schnappatmung bekommen! Alter Schwede. Aber klar, für jemanden, der an einem Wochenende aus Spaß mal eben über 60 km im Harz herumläuft, der darf so was schreiben.
Gratuliere Dir zur Sub-4. Also 3:64:00. Oder so.
Danke Eddy, hoffentlich hat sich dein Atemrhythmus wieder normalisiert. Ich muss zugeben, mir hat die Pace doch streckenweise den Atem geraubt. 3:62h klingt doch gleich viel besser!
Herzlichen Glückwunsch!!!
Ich schließe mich Eddy an: 4:48 min/km auf 50 km ist nicht atemberaubend? Schön, dass ich das nicht laufen muss 😉 Aber so ein 50er würde mich vielleicht irgendwann mal reizen. Vielleicht. Irgendwann. Stockholm merke ich mir schon mal dafür vor 😉
Ich würde sagen: atemberaubende Leistung! Die 4h hast du angepeilt, die paar Sekunden drüber sind nun nicht der Rede wert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass nach dem Marathon nicht mehr viel geht. Trotzdem hast du super durchgezogen bei der 50k-Premiere und ein wirklich beachtliches Resultat erzielt. SPITZE!