Was für ein Wochenende! Ich habe gestaunt: gleich 11 Laufwettbewerbe hat der Swissalpine im Angebot. Vom flachen 10 Kilometer-Sprint (K10) bis zum Ultratrail über 76 Km (K78) ist für jeden was dabei. Ich hatte in einem Anflug von Übermut bei der Anmeldung im Dezember 2014 den K42 gewählt. Am vergangenen Samstag war es nun soweit und ich stürzte mich auf die Strecke von Bergün nach Davos im Schweizer Kanton Graubünden. Einige Zweifel hatte ich schon, doch die Vorfreude auf einen Trailrun der besonderen Art überwog. Wofür steht eigentlich dieses “K”?
K wie KULT
Der K42 ist der Kultlauf des Swissalpines schlechthin. Er ist lange im Programm und bietet mit dem 12 Kilometer langen und etwa 1.600 Meter hohen Anstieg auf die Keschhütte den herausforderndsten Teil aller Strecken. Der Kultstatus half aber nichts: der K42 wird es schwer haben. Mehr als 500 Finisher weniger als beim verregneten Lauf im letzten Jahr, das spricht eine deutliche Sprache. Unter dem Strich blieb dem Veranstalter aber ein dickes Plus an Teilnehmern, denn der als Rundkurs angelegte S42 mit seiner etwas milderen Streckenführung hat richtig eingeschlagen. Wer den K42 bewältigt und sich nicht abgeschossen hat, kann für das nächste Jahr durchaus auf den K78 schielen. Der Großteil der Strecke ist dann bekannt und es kommen “nur” ca. 700 HM drauf.
K wie KÜHN
Es geht durch hochalpines Gelände, wo die Luft schon dünner werden kann. Über 2.700 Meter üNN zeigt der Höhenmesser auf dem Sertigpass an. Eine schroffe Felslandschaft begrüßt die Läuferinnen und Läufer, wenn sie den höchten Punkt der Strecke passieren. Die Logistik ist eine Herausforderung für sich: hier oben hat der Veranstalter einen Verpflegungsstand mit Massagemöglichkeit aufgestellt. Der Rennarzt schaut sich jeden ankommenden Läufer an und fragt im Zweifel höflich aber bestimmt nach, wie es geht. Kühn ist nicht nur der schroffe Aufstieg, auch der Downhill Richtung Dörfli bietet haarsträubende Passagen. Wer am K42 teilnimmt, sollte genau wissen, worauf er sich einlässt.
K wie KNÜPPELHART
1.860 vertikale Meter auf 42 Km sind eine Hausnummer. Die gute Nachricht: es sind nur wenige wirklich steile Passagen zum Klettern. Auf dem Weg von Bergün zur Keschhütte sind gute acht moderat ansteigende Kilometer, die man noch laufen kann. Geschätzte 1000 Meter sind richtig zu klettern. Wenn man die Keschhütte aus der Ferne erstmal erblickt hat, geht es etwas besser. Aber trotzdem: die Oberschenkel brennen, die Pumpe ist am Anschlag und immer wieder die Frage, warum man sich das antut. Man muss nicht zwingend hochlaufen, um sich im Feld nach vorn zu schieben, ein zügiger Schritt mit gutem Armschwung reicht völlig aus und spart viel Kraft.
Der Swissalpine wurde inzwischen zu einer Veranstaltungswoche in und um Davos ausgebaut. Die legendär perfekte Schweizer Organisation hat wieder zugeschlagen. Alles funktioniert reibungslos und greift ineinander. Dafür ist die Startgebühr entsprechend hoch. Der starke Franken ist für die Läufer aus dem Ausland eine Hemmschwelle. Nicht unbedingt die Startgebühr selbst, aber die hohen Nebenkosten für Übernachtung und Verpflegung lassen viele Teilnehmer überlegen, ob der Swissalpine lohnt. Wir bejahen das 100%-ig. Die Landschaft, die Organisation, die Atmosphäre – alles in allem bietet der Swissalpine ein grandioses Paket für ein Trailrunning-Wochenende, das man nicht vergessen wird.
Ausrüstung:
Henrik, machst Du schon Pläne für den SwissAlpine 2016 😉
Der K78 würde mich schon reizen. Vor allem, weil der mit 2.500 HM echt überschaubar ist. Den kann man richtig flott laufen. Wenn der Spaß nicht so furchtbar teuer wäre.
Was kostet das Ding denn?
In diesem Jahr waren es 150-181 CHF, abhängig von der Anmeldeperiode.
Alles richtig gemacht würde ich meinen! Da hast du dir genug Körner aufgehoben für die rasanten Downhills. Dass du die beherrschst, hast du im Harz ausreichend bewiesen. Ich wäre auf der ersten Hütte ausgestiegen und hätte mich ins Tal fahren lassen. Die Top-Platzierung bestätigt den tollen Lauf. SPITZE!
Es gibt keine Fahrmöglichkeit von der Keschhütte ins Tal. Nur den Heli ;).
Glückwunsch! Du machst jetzt ja die richtig harten Events 😉 Da reicht mir ein ruhiger Blogger-Lauf im Harz völlig 😉
Hart ist relativ, Andreas. Es kommt immer darauf an, wie verbissen man so einen Wettkampf sieht und auf Anschlag läuft. Ich habe das recht locker genommen und siehe da, es hat sehr gut funktioniert. Finde einen auf Bestzeit gelaufenen Straßenmarathon um einiges schlümmer.
Eine sehr unterhaltsame Zusammenfassung für so ein Stück harte Arbeit. Nun mal endlich herzlichen Glückwunsch zu diesem erkämpften Finish!
Interessant, wie vielfältig die meisten dieser Läufe sind und wie viele Veranstaltungen sie abdecken. Da ist sicher für jeden etwas dabei und man kann sich ausprobieren.
Danke, Nadin. Der Swissalpine war schon immer eine breit angelegte Veranstaltung – wie du schon sagst, für jede(n) was dabei.