In der Warteschlange vor dem Start machten mich Läuferkolleg*innen darauf aufmerksam, dass ich an meinem Geburtstag doch kostenlos auf den Olympiaturm hochfahren könne. Nein! Wenn schon Turmlauf ist, dann wird da selbstverständlich hochgelaufen.
Im Oktober 2011 sind Marek und ich schon einmal gemeinsam auf den Olympiaturm hochgelaufen. Der Zeitraum sollte ausreichen, um die Schmerzen zu verdrängen, die bei diesem Unterfangen unvermeidlich sind. Als ich davon Wind bekam, dass ein Münchner Radiosender wie im letzten Jahr den Turmlauf wieder veranstaltet, habe ich mich spontan beworben und auch einen Startplatz erwischt. Dass das Event ja an meinem Geburtstag steigen würde, habe ich erst etwas später gesehen. Nun ja, man kann Geburtstage auch unsportlicher begehen. Also nichts wie los am Samstagvormittag (nach einer kurzen Nacht) in den Olympiapark! 192 Höhenmeter und 1.230 Stufen – klingt harmloser, als es ist.
Gestartet wurde im 30s-Abstand und ich reihte mich in den letzten Slot nach 12:00 Uhr ein. Die Startnummer gab es erst an der Startlinie. Das ganze Event war professionell organisiert. Schneller Checkin, Kleiderabgabe, Startnummer, Urkunde – es war für alles gesorgt, alle Helfer waren bestens informiert und superfreundlich. Vielleicht sollte Radio Gong 96.3 den nächsten München Marathon organisieren?
Um 5 nach 12 bekam ich das GO und stürzte mich ins Treppenhaus. Das “Anlaufen” besteht nur aus 20 Metern. Ich ging es defensiv an und nutzte von Beginn an die Arme, um mich am Geländer hochzuziehen. Ich Cleverle hatte Fahrradhandschuhe angezogen, eine lesson learned aus 2011. Nach 8-9 Treppen wurde ich dann aber schon langsamer, die hohen Stufen ziehen schnell den Stecker. Das Treppenhaus ist recht verdammt stickig, auch keine Überraschung. Der Spaß ist spätestens nach einem Viertel der Treppen vergangen und es zieht sich und zieht sich und zieeeeeeeeeeeeht sich. Ich überhole nur eine Treppenläuferin. Nach dem “100m üNN”-Schildchen frage ich mich, wie ich es überhaupt bis hoch schaffen will ohne ein Sauerstoffzelt. Die Lunge brennt, die Pumpe kommt nicht hinterher. Seltsamerweise machen die Beine gar keine Probleme, es ist die akute Sauerstoffnot, die den Körper lahmlegt. Die “Streckenposten” schauen mitleidig, Zeit für Höflichkeitsfloskeln bleibt nicht. Ab Meter 170 werden die Treppen kürzer, ein sicheres Zeichen, dass dieser Irrsinn gleich ein Ende haben wird. Und schon stolpere ich nach acht Minuten und sechs Sekunden über die Ziellinie. Uffz.
20 Minuten brauche ich sitzend/liegend, um mich zu erholen. Mir wurde dann etwas schlecht und die Atmung fühlte sich an, als hätte ich mich eine halbe Stunde in den Smog an der Landshuter Allee gestellt. Schnell noch ein paar Fotos auf der Aussichtsplattform gemacht, Urkunde abgeholt, mit der Drittplatzierten geplauscht und schon war ich auch im Aufzug nach unten. Um zuhause festzustellen, dass wir damals sogar 15 Sekunden schneller waren. Fazit: alle fünf Jahre reicht.
Also 2022 wieder.
Hi Henrik, von mir erstmal nachträglich alles Gute und Gesundheit zum Geburtstag!
Ja, das war klasse, gleichzeitig mit Marek, Deinem Zwillingsbruder, an dem richtigen Geburtstag an zwei verschiedenen Orten “aktiv” zu unternehmen und Dein Geburtstagstrip beim “Olympiaturmlauf” in München war auch für mich Interessantes. Das hast Du prima mitgemacht und das Geilste für mich war, dass ich fast miterleben konnte durch den Film aus Eurem YouTube-Kanal, sagenhaft klasse! War klar nicht einfach, tolle mutige Herausforderung!
Dein Bericht wie immer sachlich informiert und man liest immer wieder gerne bei Eurer Webseite :o)
Danke, Robert. Zum Glück hört man die akute Atemnot nicht so. Mach sowas nie.