Foto: Lars-Peter BeckHeimo fiel bei Km 12 auf, dass er wieder vergessen hatte, das Ortseingangsschild von Starnberg für sein Blog zu fotografieren. Ich glaube ja, dieses Foto wird es nie geben. Denn solange es das Foto nicht gibt, wird #starnberg30 immer wieder stattfinden. So auch heute die zweite Auflage des zugegebenermaßen noch sehr jungen Laufklassikers. Die Schneemassen der letzten beiden Wochen wechselten in der Nacht den Aggregatzustand und die Motivation, heute mit dem Timekiller und Haudegen Lars-Peter auf den Klassiker “Die 30 Km von Starnberg zum Münchner Olympiaeinkaufszentrum” zu gehen, war heute Morgen um 7 nicht mit mir aufgestanden. Schnell noch die hochgeheime Facebook-Veranstaltung auf neue Einträge gecheckt – vielleicht hat in der Nacht noch jemand abgesagt wegen nasse-Füße-Phobie? -Nein-. Kneifen geht in dieser kleinen, aber sehr entschlossenen Laufgruppe offensichtlich nicht. Pünktlich um 8 Uhr hörte der Regen auf, ein Lichtblick an diesem düsteren Sonntagmorgen. Und so kam es, wie es kommen sollte: die S6 Richtung Tutzing sammelte schrittweise die Teilnehmer des Laufspektakels im Wagen 1 ein. Heimo traute dem Braten nicht und hatte die Windstopper-Regenjacke an Bord. Er hatte schließlich das Regenradar geprüft und wirklich Schlimmes gesehen. Wird das hier eine Wasserschlacht? Bei der ersten Auflage von #starnberg30 im Sommer sehnten wir uns noch nach Wasser von oben. Aber im Dezember ist dieser Landschaftslauf einfach nichts für Schönwetterläufer, hatten wir doch erfolglos Werbung betrieben. Der Startpunkt S-Bahnhof Starnberg Nord ist dabei taktisch klug gewählt: die Teilnehmer können vor dem Start noch die sanitären Anlagen aufsuchen. Um 09:27 Uhr ertönte der Startschuss (habt ihr den nicht gehört?) und die Combo begab sich auf die Reise entlang der Würm.

“Landschaftlich reizvoll” ist ein Prädikat für diese Strecke. Nicht zu unterschätzen ist zudem das abfallende Höhenprofil. Das Ziel liegt gute 80 Höhenmeter tiefer als der besagte S-Bahnhof. Die erste Sumpf-Passage ließ nicht lange auf sich warten, Kilometer 4 brachte gleich nasse Füße ein. Trailschuhe waren heute die richtige Entscheidung, nur auf den verbliebenen Eisschollen geht es damit natürlich gar nicht. Prompt kopierte ich Lars’ Ausrutscher und legte mich im Unterschied zu ihm aber hin, zum Glück ohne Folgen. Die Führungsarbeit wechselte ständig, genau wie der Bodenbelag. Die Laune aber blieb auf konstant hohem Niveau. Läufergarn wurde gesponnen und sogar die Sonne ließ sich kurz blicken. Streckenweise verstummte das Gespräch, wenn wieder volle Konzentration auf die Eis-Matsch-Koordination erforderlich war. Bei Km 11 übernahm ein kleiner Junge mit seinem Rad kurzzeitig die Führungsarbeit und eine Dame rannte in High Heels vor uns weg. So furchterregend sahen wir doch nicht aus? Weitere besondere Vorkommnisse? Keine. Die Einwohner von Gräfeling haben kürzlich eine Straße zu Ehren des Timekillers nach ihm benannt und als wir die Killerstraße passierten, war Kilometer 17 längst abgespult. Die letzte Steigung führte uns bei Km 18 über die Autobahn 96 und dann direkt in den Pasinger Stadtpark. Unausgesprochene Befürchtungen traten nun ein – die Wege waren übel vermatscht und nochmal richtig fies zu laufen. Haben uns die Passanten wirklich mitleidig angeschaut? Lars hatte sein Auto bei Km 22 geparkt. Die Ausstiegsklausel zu ziehen, wer spielte jetzt nicht mit diesem Gedanken? Aber mit Einlauf in den Nymphenburger Park konnte ich in den Gesichtern den unbedingten Willen sehen, das Ding zum Ende zu bringen. Ein Gesichtsverlust in Form des Abbruchs beim Klassiker war einfach unvorstellbar. Die Schlossmauer zieeeeeeeeeht sich eine gefühlte Ewigkeit. Regen setzt ein. Lars kündigt an, bei Km 26 umzukehren zum individuellen Zieleinlauf in Pasing. “In den Kirschen” kämpften wir schon etwas und die nun recht knappen Gespräche drehten sich ausschließlich um irgendwas mit “Ziel”. Lars lief noch bis Km 27 mit und bog dann ab, er wollte wohl ganz sicher gehen, dass wir nicht schlappmachen. Die grüne Welle, die Heimo extra bestellt hatte, funktionierte an der Allacher Straße nicht. Im urbanen Moosach mussten wir abschließend noch ein paar Runden durch die mondäne Wohnanlage drehen, um die 30 Km vollzumachen. Auf den letzten 200 Metern zündete die Timekiller-Rakete und mit einem fulminanten Endspurt liefen wir ins Ziel. Den Jubel der Menschenmassen haben wir im Runners-High-Adrenalinrausch wohl nicht mitbekommen. Lars packte nochmal 3 Km in-the-middle-of-nowhere von Pasing rauf, ganz ohne Publikum. Ein gelungener Klassiker war das wieder. Und als ich dann nach dem isotonischen Getränk zur U-Bahn spazierte, fiel mir diese Sache mit dem Foto ein. Möge das Ortseingangsschild von Starnberg weiter unabgelichtet bleiben.