Die letzte persönliche Bestzeit lag schon länger zurück: im eiskalten März letzten Jahres bin ich auf verschneiter Strecke in Glashütte völlig unverhofft eine 01:24:04 im Halbmarathon gelaufen. Der Rest des Jahres war dann trotz des tollen Berlin-Marathons eher zum Vergessen. Erst holten mich die Piriformis-Unwägbarkeiten ein und dann machten mir die Fersen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Bestzeiten waren außerhalb jeder Reichweite. Richtig auf die Beine kam ich erst wieder Ende Februar diesen Jahres. Mit den langsam abklingenden Schmerzen kam auch Schritt für Schritt das Selbstvertrauen zurück. Die ersten Wettkämpfe am BER, in Grünau und am Scharmützelsee waren vielversprechend, so dass wir uns eher spontan entschlossen, den Hamburger Halbmarathon ins Visier zu nehmen. Da Britta aufgrund ihrer Knie-Probleme nicht trainieren konnte, begleitete sie mich als Support. In Hamburg fanden wir Anschluß an eine verrückte Läufer-Schar der “Samurais” rund um “Teepapst” Thomas, der die Geschäfte von Aiya in Europa führt. Natürlich wurde bei der Pasta-Party am Vorabend auch Matcha kredenzt. Als japanische Samurais getarnt machten wir uns dann am Sonntag in aller Frühe bei regnerischem Wetter auf zur Reeperbahn. Zum Laufen perfekt, war der Regen für die ausharrenden Supporter eher suboptimal. Zum Glück lies dieser aber im Laufe des Rennens nach und hörte später ganz auf.
Der Hamburger Halbmarathon ist ein reiner Halbmarathon ohne zusätzliche Angebote wie 5km, 10km oder Staffelläufen. Aus meiner Sicht ein ganz großes Plus der Veranstaltung, da man hier offensichtlich nicht den – oftmals kommerziell motivierten – schwierigen Spagat zwischen den Dsiziplinen wagen will. Dass trotzdem über 8000 Teilnehmer um 10:01 auf die Reise geschickt werden, beweist einmal mehr, dass dieses Konzept aufgegangen ist. Vor dem Start treffe ich noch Norman und Martina, die Läuferwelt ist eben doch sehr klein. Nach dem Startschuss bin ich aber auf mich allein gestellt, da sich keiner aus der Gruppe für mein geplantes Tempo erwärmen konnte. Eine exakte Startblockeinteilung ist nicht vorgesehen in Hamburg, also stelle ich mich weit nach vorne, um im Getümmel keine Zeit liegenzulassen. Die Strecke hatte ich mir vorher nicht genauer angeschaut. Nach ca. 700m geht es auf einen langgezogenen Anstieg auf der Königstraße in Richtung Altona. Bei km2 folgt dann der Wendepunkt, es geht am Wasser bis zum S-Bahnhof Landungsbrücken zurück. Der Teil ist herrlich abschüssig und dementsprechend leicht zu laufen. Dann aber geht es durch den alten Elbpark wieder hoch zum Start – die Schleife ist nochmals zu durchlaufen. Hinter dem Ziel bei km5 feuern uns die Supporter kräftig an, noch geht es leicht. Aber der erneute Anstieg kostet richtig Körner und läßt mich ernsthaft zweifeln, ob ich das hohe Anfangstempo überhaupt noch lange durchstehen kann. Ich denke immerzu an das Rennen vor zwei Wochen, als ich bei km10 noch einen lockeren Plausch mit den anderen Läufern führen konnte. Heute geht das einfach gar nicht und das deute ich als schlechtes Omen für das weitere Rennen.
Meine Uhr ist den offiziellen Kilometermarkierungen um Einiges voraus. 10km vermerke ich bei etwas mehr als 38min – alles noch im Plan. Wenn da nicht noch mehr als 10km zu laufen wären! Die ersten schnelleren Grüppchen sammeln mich ein. Der Tunnel am Steintorwall bei km12,5 (mit der Aufschrift “Wallfahrt”) ist ein Highlight. Musiker trommeln mich förmlich nach vorne und für ein paar Momente geht es auch wieder leichter vom Fuß. Die dann folgende Kennedybrücke hält einen erneuten Wendepunkt bereit. Beim Zurücklaufen werden die Läufer namentlich genannt, das motiviert unheimlich. Aber nochmal zulegen? Nichts zu machen. Ich versuche krampfhaft, die Uhr unter der 4min-Marke zu halten. Ab km16 reicht es auch dazu nicht mehr. Vorbei an der Alster geht es dann quälend langsam in Richtung Ziel. Überholt werde ich kaum noch, das tröstet etwas über meine sagenhaft schlechte Renneinteilung hinweg. Aber nach vorne wird die Lücke auch stetig größer. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist die Rothenbaumchaussee erreicht. Was ist noch drin?
Hätte, wäre, wenn… natürlich wäre am Sonntag mehr drin gewesen. Zufrieden bin ich trotzdem ob der ersten Bestzeit seit fast 1,5 Jahren. Die nackten Zahlen verraten meine nicht ganz konstante Geschwindigkeit: Hälfte 1 in 40:10, Hälfte 2 in 42:43. Aber jetzt weiß ich auch, woran ich in Zukunft arbeiten muss und das macht Hoffnung auf ein starkes zweites Halbjahr! Hamburg war auf jeden Fall eine Reise wert, wir kommen wieder. Danke an Britta für die Unterstützung und die tollen Fotos!
So ‘ne Bestzeit ist ja auch schon mal was Schönes, auch wenn es dafür nicht perfekt lief. Da ist die Freude die richtige Entscheidung! Glückwunsch zur Zeit!
Danke Hannes, du kennst das 🙂
Super, herzlichen Glückwunsch – eine wunderschöne Stadt für eine Bestzeit! 😉
Danke Mark! Hamburg ist in der Tat eine wundervolle Stadt zum Laufen. Auch wenn es nicht die typsiche Alster-Runde war, hat die Strecke durchaus ihren Charme.
Super Marek, lief doch perfekt 😉
Gerald perfekt geht sicher anders und würde auch eine andere Zeit bedeuten. Aber langsam nähere ich mich. Sind eben nicht nur 5km wie bei der Staffel 🙂
Ich würde mich auch mehr über eine Bestzeit freuen, wie über die Renneinteilung 🙂
Gratulation zur spitzen Zeit.
Genau Brigitte. Hätte hätte Fahrradkette!
Glückwunsch zur neuen Bestzeit! Habe mich gewundert, dass du auf dem letzten Foto als einziger keine grüne Perücke trägst 😉
Danke Andreas – die Perücken waren nicht in ausreichender Zahl vorhanden. Zum Glück für mich 🙂