von Henrik | 18.12.22 | Allgemeines, Laufen, Reisen, Strecken, Wettkampfbericht
Etwa 30.000 Läufer:innen fliegen auf dem hellblauen Teppich ins Ziel. Das kann nur in Valencia sein!
Ich hatte im Sommer eine Einladung des Tourismusbüros erhalten, mir zusammen mit anderen Influencern und Journalisten die Stadt anzuschauen und den Marathon mitzuerleben. Warum denn nicht, dachte ich mir. Schließlich hatte ich schon oft die ganzseitigen Anzeigen des Valencia Marathons in den einschlägigen Presse entdeckt und mir gedacht “da musst du auch mal hin”. Was ich auch gedacht habe: bestimmt hast du im Winter auf dem Weg zum Lanzarote Laufcamp im Januar noch eine gute Form und kannst bei der Gelegenheit bei angenehmen Temperaturen mal wieder eine schnelle Marathonzeit einfahren.
Dieser Teil des Plans ist nicht so ganz aufgegangen. Aber dafür war der andere Teil umso gelungener: ich durfte ein verlängertes Wochenende in einer tollen Stadt verbringen und mich von der Lauf-Begeisterung der Valencianos anstecken lassen.
Wie? Es gibt sogar Absperrgitter mit der Prägung “Ciudad del Running”? Ja, in Valencia ist -zumindest in der Marathonwoche- das Thema Laufen allgegenwärtig. Man stelle sich das in der selbsternannten “Sportstadt” München vor – in der Marathonwoche sieht man in der Stadt: nichts. Ein sehr schönes Gefühl, in einer laufbegeisterten Stadt zu sein.
So machte ich mich am Donnerstagabend nach meiner Ankunft direkt auf einen Lauf in den Jardi del Turia. Angepriesen als der längste Stadtpark Europas zieht sich das Naherholungsgebiet Valencias schlechthin über 10 Km durch die Stadt. Hier gibt es eine beschilderte und in Teilen vermessene Laufstrecke, die am Vorabend noch gut besucht war. Sogar ein Tor mit der Werbung für den “Marathon der Marathons” hat der Veranstalter über die Laufstrecke gespannt. Wirklich hinweisen auf das Mega-Event muss man aber eigentlich nicht mehr. Man spürt und sieht es an jeder Ecke, welches Event am Sonntag bevorsteht. Der Valencia Marathon ist spätestens im Frühjahr ausverkauft. Und viele der Teilnehmer:innen trainieren natürlich im Jardi del Turia.
Ein perfektes Laufrevier: keine Ampeln, gut befestigte Wege, zwei ausgewiesene 5 Km-Strecken mit Schildern alle 100m und zahlreiche Brücken, unter denen man durchläuft. Denn der Park ist ein trockengelegtes Flussbett. In dem langen Streifen gibt es zahlreiche Cafés, Spielplätze und Sportplätze. Kurzum, hier trifft man sich. Im Winter ist allerdings nicht so viel los. Im Sommer sieht das ganz anders aus.
Viel Aussicht auf die Stadt gibt es aber nicht, da man permanent unterhalb des Straßenniveaus läuft. Richtung Küste mündet der Turiel-Park an der “Ciudad de las Artes y las Ciencias” – der Stadt der Künste und Wissenschaften. Dieser futuristische und spektakuläre Gebäudekomplex ist das Wahrzeichen Valencias. Mir hat das schon mal richtig gut gefallen.
Ich lief bis zum Stadtrand und kehrte dort auf einem Aussichtshügel um. Auf dem doch recht windigen Rückweg wollte ich noch ein paar Kilometer im Marathontempo laufen. Das fühlte sich gar nicht so übel an. Mein Trainingspensum aus den letzten Wochen war nicht der Rede wert. Die beiden Favoriten liefen mir entgegen und wollten sich offensichtlich auch noch lockermachen vor dem großen Tag.
Kurz danach passierte dann leider das Malheur. Auf einer Kante knickte ich in einem Moment der Unachtsamkeit mit dem linken Fuß um, es knackte und fühlte sich so gar nicht gut an. Ich humpelte noch ein paar Meter weiter und bedauerte mich selbst ob dieser Blödheit. Nach ein paar Minuten lief ich dann langsam weiter – vielleicht war es ja nicht so schlimm?
Auf dem noch recht langen Rückweg zum Hotel steuerte ich eine Apotheke an und holte mir die Voltaren-Tube. Im Hotelzimmer sah ich dann aber das Ausmaß der Verletzung. Der Fuß war schon ordentlich geschwollen. Und als ich abends nochmal durch die Straßen spazierte, legte ich den Marathon am Sonntag zu den Akten. Mehr als humpeln war nicht drin und der Schmerz beim Auftreten war stechend.
Am Freitag stand die Pressekonferenz der Elite-Runner auf dem Programm, das das Tourismusbüro zusammengestellt hatte. Die PK fand allerdings auf dem Außengelände der “Hemispheric” statt. Die zwei kenianischen Athleten froren schon vor Beginn der Pressekonferenz in dem zugigen Areal. Ziemlich langatmig referierte dann der Marathon-Chef auf spanisch und gelegentlich fiel ihnen dann auf, dass man doch auch mal was auf Englisch sagen könne.
Ich zog schnell von dannen, um zumindest meine Startnummer abzuholen und einmal über die Marathonmesse zu schlendern. Einige Meter muss man schon zurücklegen, das Goodie Bag mit Shirt gab es erst nach dem Einsacken der Startnummer. Alles sehr gut organisiert. Zumindest gab es keinen Plastikbeutel, sondern eine Papiertüte, in der kein einziger Flyer drin war. Nachhaltigkeit scheint man also wirklich ernst zu nehmen. Und das beschränkt sich übrigens nicht auf den Marathon. In der ganzen Stadt konnte ich keinen Müll entdecken. Im Gegensatz zu Madrid und Barcelona ist Valencia überraschend sauber. Alles wirkt sehr aufgeräumt.
Was macht man hier anders?
Am Samstag lud Reiseleiter David zu einer Fahrradtour durch die Altstadt mit anschließendem Mittagessen am Strand. Mit der internationalen Gruppe aus diversen Influencern und Journalisten fuhren wir nochmal den Jardi del Turiel ab und kurvten durch die Altstadt am Torres de Serranos und Plaza de la Virgen. Es war allerdings so voll, dass wir nur sehr langsam vorankamen. Am Marathon-Wochenende platzt Valencia aus allen Nähten.
Das Fahrradwegenetz ist sehr gut ausgebaut und tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass man mit dem Bike in Valencia sehr gut vorankommt. Nicht gerade an diesem Wochenende. Valencia scheint schon gut vorangekommen zu sein in Sachen Verkehrswende. Die Stadt hat den Titel “European Capital of Smart Tourism 2022” gewonnen. Vielleicht kann sich manche hiesige Großstadt etwas abschauen?
Am Abend zog ich mir nochmal die Laufschuhe an und probierte, ob der Fuß nicht doch halten würde. Und zu meiner Überraschung hatte ich zumindest keine Schmerzen mehr. Also würde ich es zumindest versuchen. Da die Strecke zickzack durch die Innenstadt führt, wäre ein Aussteigen kein großes Problem. War das vernünftig? Sicher nicht. Vor allem nicht angesichts meines dürftigen Trainingszustands.
Um kurz nach 7 gab ich schon meine Dropbag ab, nachdem ich gute 5 Km zu Fuß zum Startbereich zurückgelegt hatte. Punkt 8:15 Uhr rollte der Elite-Block los, mein Block 4 startete um 8:25 Uhr. Mir war am Morgen furchtbar kalt und ich hatte das lange Shirt untergezogen – ein schwerer Fehler, denn bei den 17 Grad mittags hätte es eher das ärmellose Shirt getan. Das Einheizen war wirklich stimmungsvoll. Einen Startschuss hörte ich nicht, die Meute setzte sich schnell in Bewegung. Auf der Brücke war es recht eng.
Trotz einer 4:20min auf dem ersten Kilometer kam ich mir vor wie ein Verkehrshindernis. Die ständigen Ellenbogen nervten ziemlich und es entspannte sich erst nach gut 5 Kilometern. Bis Kilometer 15 fühlte ich mich ganz gut und ich konnte mein am Anfang eingeschlagenes Tempo halten. Dann wurde es a) viel zu warm b) schwierig mit der Wade, weil die Belastung doch ziemlich unrund war c) hart ohne jegliche Tempo-Grundlage d) mimimi-mäßig.
Der Weg von 15 zu 20 fühlte sich schon sehr weit an und nachdem endlich die Hälfte in etwa 1:35h geschafft war, legte ich die erste Gehpause ein. Wirklich überraschend kam das jetzt nicht, aber motivierend ist halt was anderes. Ich rollte mich aber wieder ein und schleppte mich in der sub3:30 Todeszone durch. Aber so ein Marathon wird dann sehr, sehr lang und ich hatte das Gefühl, dass die Kilometerschilder immer seltener wurden.
An den Verpflegungsstationen wurden verschlossene Einweg-0,5l-Wasserflaschen(!) gereicht. Das war der einzige Ausfall in der Organisation, der mich wirklich erstaunte. Am ersten VP stürzte ein Läufer neben mir über die rumliegenden Flaschen. Man musste den Deckel der Flasche abschrauben, was allein schon etwas Kraft kostet und wer trinkt einen halben Liter? Ich nutzte zunehmend das Wasser, um mich abzukühlen. Trotzdem blieb es eine elende Quälerei – bis ins Ziel.
Credit: Valencia Maraton
So ab Km 38 setzt das Alpe d’Huez-Feeling ein. Menschenmassen stehen am Straßenrand und schreien die Läufer:innen ins Ziel. Das habe ich nie erlebt. Die Kids klatschen ab und es ist herrlich, auf den türkisfarbenen Teppich einzubiegen. Ich pfiff auf dem allerletzten Loch und wähnte schon die Zeitläufer für 3:30h hinter mir. Aber zum totalen Debakel kam es nicht. Selten war ich erleichterter, im Ziel zu sein. Das Gehen durch den Zielbereich fiel mir nicht so leicht. Ich hatte mir doch ziemlich viel zugemutet.
Der Weg zurück zur Dropbag war wieder ganz schön weit. Das Ausziehen meiner nassen Klamotten sah eher danach aus, dass ich einen 100 Meilen-Trail hinter mir hatte. Aber es war tatsächlich nur der Valencia Marathon. Die Strecke ist durchaus reizvoll, topfeben ist sie allerdings aufgrund der Brücken nicht. Wer einen schnellen Marathon im Winter zum Saisonausklang bei sehr angenehmer Temperatur laufen will, macht mit Valencia nichts falsch.
Die Statistiken sind in der Tat beeindruckend:
- 21.813 Finisher, als einziger der großen Marathons konnte Valencia die Finisherzahl im Vergleich zu 2019 steigern
- die durchschnittliche Finisherzeit liegt bei 3:39:30 (Männer) und 4:00:42h (Frauen), damit ist Valencia der schnellste verglichen mit den “Großen” in Berlin, London, Boston, New York, Paris, Chicago
- die durchschnittliche Zeit der 10% der schnellsten Männer liegt mit 2:38h fast 8 Minuten vor Boston mit 2:46h – ok es gibt auch weniger Finisher, aber:
- auch die besten 1.000 männlichen Finisher liefen im Schnitt (2:31h) irre 7 Minuten schneller als die nachfolgenden Berliner (2:38h) und
- 372 Läufer*innen liefen in Valencia unter 2:30h, das sind stolze 199 mehr als in Berlin
Der Sieger Kelvin Kiptum mit 2:01:53h und die Siegerin Almane Beriso mit 2:14:58h liefen die drittschnellsten Marathonzeiten aller Zeiten(!). Also der schnellste Marathon der Welt? Ich denke, dass dieses Prädikat gerechtfertigt ist.
Credit: Valencia Maraton
Ob mit oder ohne Marathon: Valencia ist eine Reise wert. Ich durfte eine lebenswerte, laufbegeisterte Stadt kennenlernen, die zu jeder Jahreszeit sehenswert ist. Im Jahr 2026 wird Valencia außerdem die Gay Games ausrichten, das Sportfest der LGBTQI+ Community. In einem spannenden Bewerbungsrennen hat sich Valencia im letzten Jahr gegen meine Wahlheimatstadt München und Guadelajara (Mexico) durchgesetzt.
Ein Ereignis jagt also das nächste in der Hauptstadt des smarten Tourismus. Ich werde nicht zum letzten Mal in Valencia gewesen sein. Beim nächsten Mal bin ich hoffentlich besser vorbereitet auf den schnellsten Marathon der Welt.
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Credit: Visit Valencia
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Credit: Visit Valencia
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Credit: Visit Valencia
Die Marathonreise wurde von Visit Valencia gesponsort und organisiert.
von Marek | 04.11.15 | Kurioses, Strecken
“Off-Season”. So heißt das bei den meisten, wenn die letzten Herbst-Wettkämpfe ins Ziel gebracht sind und die Regenerationsphase eingeläutet wird, bevor es wieder mit vollem Elan in das Wintertraining gehen kann. Auch bei uns wird es merklich ruhiger. Alle Rennen, die jetzt noch auf dem Plan stehen, sind mehr oder weniger Zugabe auf ein ohnehin schon äußerst positives Jahr. Meine Wettkampf-Liste für 2015 zeigt überraschenderweise, dass ich vollen Ehrgeiz auf die klassischen 10km gelegt habe. Bewußt war das ganz sicher nicht. Aber 6 Versuche sprechen da eine deutliche Sprache:
- WLS 1/3: 36:45 (18:01/18:44)
- Köpenicker Altstadtlauf: 37:02 (18:13/18:49)
- Grünau: 35:53 (17:51/17:57)
- Citynacht: 36:38 (17:48/18:46)
- Barssel: 37:38 (18:05/19:33)
- Elly Beinhorn-Lauf: 36:05 (-/-) – keine Uhr dabei
Vor mehr als einem Jahr habe ich schon einmal eine kleine Auswertung gezeigt und mir damals die Frage gestellt, ob eine konservativere Renneinteilung evtl. zu einer besseren Zielzeit über die 10km führen kann. Die beiden besten Zeiten hatte ich letztes Jahr bei den Rennen erzielt, die ich am schnellsten begonnen hatte.
Eine definitive Antwort auf diese Frage kann ich mir auch nach diesem Jahr nicht geben. Ein Fakt ist aber unübersehbar: die Bestzeit in Grünau war das einzige Rennen, wo ich beide Hälften in einer fast identischen Zeit gelaufen bin. Kritische Kilometer bleiben weiterhin 5, 6 und 7. Ziel sollte es folglich zukünftig sein, möglichst konstant ohne große Ausschläge nach oben oder unten über die Runden zu kommen. Ich schlußfolgere nun, dass auf der Unterdistanz von 10km die Renneinteilung gar nicht so der entscheidende Faktor ist. Vielmehr sind der körperliche Allgemeinzustand (vor Grünau hatte ich einen ganzen Tag Erholung mit Sauna), die äußeren Bedingungen und die Tagesform ausschlaggebend. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind auch die Konkurrenten: wenn man sich mit dem Tempomachen abwechseln kann und nicht allein auf weiter Flur pacen muss, kann man scheinbar noch ein paar (entscheidende?) Sekunden gewinnen. Liege ich falsch? Wie auch immer: die Erbsenzählerei mit den Sekunden kann man auch übertreiben. Wenn Ihr wirklich bis hierhin gelesen habt: jetzt ist aber Zeit zum Laufen, raus mit Euch!
von Marek | 30.06.15 | Kurioses, Strecken, Wettkampfbericht
Ein Marathon zum Abschluss des ersten Halbjahres 2015 sollte es noch sein. Nur ist die Auswahl an schönen und auch halbwegs erreichbaren Marathons nicht so üppig, wenn es auf den Hochsommer zugeht. Mit etwas Bauchschmerzen entschied ich mich vor drei Wochen für die Premiere des Strausberg-Marathons, welcher in die 775-Jahr-Feier der Stadt Strausberg am Rande von Berlin eingebettet war. Schon die Strecke warf einige Fragezeichen vorher auf: Start in Berlin am Strausberger Platz (dieser liegt in Friedrichshain, nicht weit vom Alexanderplatz entfernt, also recht citynah). Ziel sollte am Flugplatz in Strausberg sein, womit eine Punkt-zu-Punkt-Strecke, die 14km über die Haupteinfahrtstrasse im Berliner Osten führt, tatsächlich angedacht war! Man kann nicht sagen, ich war nicht gewarnt. Trotzdem hielt ich an dem Start fest, habe ich doch “berlin-läuft” als professionellen Veranstalter in Erinnerung.
Es ist Sonntag früh um 7Uhr, als sich die überschaubare Anzahl an Marathonis am Strausberger Platz für den Start bereitmacht und den ersten Ansagen des Moderators lauscht. Dieser verkündet sogleich, dass der Marathon auf dem Berliner Stadtgebiet als Demonstration angemeldet ist und ein freies Laufen und somit schnelle Zeiten heute nicht möglich seien, weil die Strecke nicht gesperrt sei. Den Anweisungen der Polizei, die vorneweg fährt, sei unbedingt Folge zu leisten, ein Überholen in jedem Falle zu vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt war die neue Bestzeit bereits gestorben. Aber wenn man schonmal um 4 aufsteht, verläßt man den Ort des Geschehens auch nicht freiwillig. Eventuell ist ja wenigstens eine gute Platzierung möglich!? Bevor es losgeht, treffe ich noch Matthias von den Vegan Runners. Pünktlich um 8 gibt es einen fliegenden Start. Das hat man auch nicht bei jedem Marathon. Es geht wie vorhergesagt sehr entspannt auf die ersten Kilometer.
Das Tempo pendelt sich bei ca. 04:30-04:45 ein (und nicht wie angekündigt auf 4,2min). Genug Zeit, um noch bequem zwei P-Pausen einzulegen und danach wieder an die Spitze ranzulaufen. Die Strecke hat so gut wie gar keinen Charme, schon die Fahrt mit dem Auto ist höchst eintönig und Zuschauer sind an einem frühen Sonntagmorgen auch nicht zu erwarten. Das wusste ich zumindest vorher. Nur ein paar ungläubige Blicke der Brötchenholer können wir ernten. Das nächste “Highlight” lässt nicht lange auf sich warten: kurz hinter dem Tierpark-Tunnel wird das Feld angehalten. “Kurze Stops seien aufgrund des kreuzenden Verkehrs möglich”, so stand es in den Teilnehmerinfos. Aber wir standen dort geschlagene 10min! Den meisten wurde schnell kalt und auch der Gang zum Gebüsch konnte nur wenig Zeit überbrücken. Ein Verpflegungspunkt war hier wohl nicht vorgesehen. Die Zeit war schon komplett im Eimer, als es endlich weiterging. Wieder nur knapp unter 5min/km. Die Spitze scharrte langsam mit den Hufen, aber man sollte nicht versuchen, einem Polizisten zu erklären, dass 04:30 und 04:15 einen wesentlichen Unterschied machen. Sicher war das eher ein “Luxusproblem” der schnelleren Leute, manche aus dem hinteren Feld bekamen den Stop überhaupt nicht mit. Aber ein Marathon mit Zwangsstop – ist das noch ein regulärer Wettkampf? Kann man so mit Teilnehmern umgehen, die manchmal monatelang auf solch einen Lauf trainieren?
Als wir uns der Stadtgrenze nähern, wird es schleichend schneller. Die fixen Jungs sortieren sich vorne ein und als wir endlich in Mahlsdorf von der B1 abbiegen, ist die Tempobremse ausgeschaltet. Tobias und Stephan kontrollieren das Feld scheinbar mühelos und werden sich später die ersten Plätze nicht mehr nehmen lassen. Doch was passiert dahinter? Zunächst geht es in einem Tempo knapp unter 4min/km weiter. Ich kann noch relativ problemlos folgen, der nächste Zwischenspurt der beiden reißt dann aber die erwartete Lücke. Christian, der mit Fahrradbegleitung unterwegs ist (was bei den wenigen Teilnehmern problemlos geht), eilt hinterher. Ich rechne ihm kaum Chancen nach vorne aus, zu stark sind Tobias und Stephan. Das Tempo sieht für beide eher nach Warmlaufen aus als nach einem schnellen Marathon. Und so finde ich mich als Vierter wieder, als es auf die Strassen durch Hoppegarten, Neuenhagen und Altlandsberg geht.
Die Jungs vorne sind schnell aus meinem Blickfeld verschwunden. Auch von dem 5. hinter mir ist nichts mehr zu vernehmen, es wird einsam. Mein zweites Gel nehme ich bei km25, die Verpflegungsstationen sind so weit auseinander, dass ich bei den steigenden Temperaturen schnell Durst bekomme. Ich halte daher jedesmal an und trinke in Ruhe, auch wenn es Sekunden kostet. Aber was kann ich schon noch gewinnen? Weder Bestzeit noch Podium sind mehr machbar. Meine Motivation, das Tempo weiter hoch zu halten, verschwindet in der Einöde der vielen Brandenburger Felder, die den Weg kreuzen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass es ständig bergauf geht. Vereinzelt stehen jetzt Zuschauer an der Strecke, ich klatsche die Kids ab, um der Monotonie wenigstens etwas zu entkommen. Das Verhältnis Helfer/Zuschauer neigt sich mehr und mehr der 90/10-Marke. Verlaufen kann man sich immerhin nicht, da an jedem kreuzenden Weg jemand aufpasst. Teilweise müssen die Autos an den Kreuzungen extra für mich aufgehalten werden. Hat schon was von VIP-Status.
Als es bei km35 dann nochmal in den Wald geht, ist mein Tank ziemlich leer. Ich stolpere über die gut markierten Wurzeln und reihe mich dann bei km37 in das Feld der 7,75km- und Halbmarathon-Läufer ein. Nur wenige nehmen wahr, dass die Marathonis jetzt mitlaufen. Vereinzelt wird mir beim Überholen Beifall gezollt (“oh der läuft den Marathon!”). Im Grunde ist es mir sogar recht, dass ich nicht mehr so alleine laufen muss. Es geht durch Strausberg durch, vorbei am schönen Straussee. Ich sehe Kira von den Vegan Runners, das sogar zweimal, weil ich am letzten Verpflegungspunkt gleich drei ISO-Becher in mich reinschütte und verschnaufen muss. Dass mich Christoper überholt, bekomme ich noch gerade so mit. Mir ist es ziemlich gleich. Ich bin durch und kann den letzten Anstieg bei km41 nur noch hochgehen. Schon ulkig, wenn man von Halbmarathonis dann noch mitleidig angefeuert wird: “Komm’, da vorne ist das Ziel!”. Tja, das muss man dann eben durch. Irgendwann ist aber jeder Marathon zuende. Am Flugplatz stehen viele Zuschauer. Die Zeitnahme erfolgt 200m vor dem Zielbogen. Warum, bleibt das Geheimnis des Veranstalters (wahrscheinlich wäre die Strecke sonst zu lang gewesen). Am Ende wird es ein fünfter Platz mit netto 03:11:13.
Kira und Matthias sehe ich nach dem Duschen wieder. Auch Matthias ist wenig erbaut über den Verlauf des Marathons, sieht es aber recht locker. Wie fällt das Fazit aus nach dieser sehr durchwachsenen Premiere? Dass hier ein Marathon veranstaltet wurde, der auf einer teilweise nicht abgesperrten Strecke unter dem Deckmantel einer Demonstration stattfand, ist aus Sicht der betroffenen Teilnehmer ein großes Versagen. Damit stösst man jeden ambitionierten Läufer vor den Kopf. Manch einer trainiert eine lange Zeit auf solch ein Event hin und muss dann damit leben, “aus Sicherheitsgründen” 10min warten zu müssen und 10km lang eingebremst zu werden. Bestzeiten waren damit unmöglich, ein konstantes Tempo wurde verhindert. Allein dieser Makel muss ausreichen, um den Teilnehmern wenigstens einen Teilbetrag der stolzen 77,50,-! zu erstatten. Diese Gebühr steht in keinem Verhältnis zu der gebrachten Leistung. Hier hat man sich scheinbar deutlich verkalkuliert und sollte kulant den Läufern gegenübertreten, um den bisherigen guten Ruf als Veranstalter auch zu behalten. Ich bin gespannt, wie diese Kulanz aussehen wird (Update folgt, immerhin wurde jetzt auf die Beiträge auf Facebook reagiert). An den vielen eifrigen Helfern an der Strecke und im Start-/Zielbereich hat es jedenfalls nicht gelegen. Die gaben sich alle Mühe, das Event zu retten und zu einem guten Gelingen beizutragen. Auch die Zuschauer in Strausberg freuten sich sehr über das Event und brachten den Teilnehmern viel Anerkennung entgegen. Dass Strausberg vier S-Bahnhöfe hat und ich dann im Anschluss noch 2,5h umhergeirrt bin, um mein Auto wiederzufinden – das war nun wirklich mein Verschulden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Marathon in 2016 noch einmal auf dieser Strecke stattfinden wird. Vielleicht sollte man es einfach beim Halbmarathon belassen. Manchmal ist so ein Marathon eben eine Nummer zu groß.
von Marek | 01.06.15 | Wettkampfbericht
Der Termin ist mittlerweile zu einer festen Größe im Terminkalender geworden: Mitte Mai geht es über die klassischen 10km über zwei Runden in den Grünauer Forst. Die Strecke ist schön im Wald gelegen, sehr flach, exakt vermessen und bietet ideale Bedingungen für schnelle Zeiten. Zudem ist die Veranstaltung liebevoll organisiert und hat den Charakter eines Volkslaufes mehr als verdient. Als “Resident” der vergangenen 4 Jahre (ich konnte bisher immer teilnehmen) gab es im Anschluß an die 5. Auflage sogar noch einen Ehrenpreis für mich. Wie schon in den vergangenen Jahren war die “Grünauer Meile”, ein Wettbewerb der Grundschulklassen, der Magnet schlechthin: mit 350 Meldungen hieß es diesmal bereits vor dem Start: AUSVERKAUFT! Beeindruckend, wie viele Schüler und Eltern hier mit großem Einsatz dabei sind und für ihre Klasse um das Preisgeld von 150,- kämpfen. Hier hat sich ein Wettbewerb etabliert, der in der Berliner Umgebung seinesgleichen sucht.
Als Ehrengast war diesmal Bernd Hübner “Hübi” zu Gast, die Berliner Lauflegende mit den meisten Berlin-Marathon-Teilnahmen. Bernd lies es sich nicht nehmen, die Siegerehrungen durchzuführen und hielt während der Veranstaltung die eine oder andere Anekdote aus seinem immensen Lauf-Fundus bereit. Auch Günther Hallas, der erste Berlin-Marathon-Sieger, war dabei und lief sogar die 5km-Strecke mit! Als wenn nicht schon diese Gäste allein großes Staunen hervorrufen würden, wurde das von der sportlichen Klasse der Läufer sogar noch überboten. Mit Paul Schmidt kam überraschenderweise auch einer, der sich im letzten halben Jahr in die deutsche Elite gelaufen hat. Mit einer Bestzeit von 29:58 von den Deutschen Meisterschaften angetreten, lief er am Nachmittag über die 5km eine 14:43 bei den Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften, um nur 2,5h später in Grünau über die 10km am Start zu stehen. Da er sich aber “nicht 100% ausbelastet” habe bei dem vorigen Rennen, sind auch zwei Starts in so kurzer Zeit bei so leistungsstarken Läufern mal so eben machbar. Auch Jonas Engler, Sieger der letzten 4 Ausgaben im Grünauer Forst, war trotz anhaltender ISG-Probleme und einer 3-monatigen Laufpause(!) mit am Start. Jonas hat den Leistungssport mittlerweile an den Nagel hängen müssen, aber Läufer solchen Niveaus sind natürlich weiterhin dem Laufsport verbunden und auch ohne geplantes Training zu außerordentlichen Leistungen fähig.
Die Umfänge hatte ich unter der Woche ordentlich reduziert, so dass ich ausgeruht und fit an den Start gehen konnte. Nachdem es die letzten Jahre mit der Bestzeit nicht geklappt hatte, wollte ich dieses Jahr unbedingt einen neuen Anlauf nehmen. Dass Jonas ein ähnliches Tempo plante und mit mir “mitlaufen” wollte, paßte mir natürlich bestens in den Kram. Paul war schon bald nach dem Start außer Sichtweite. Dominik von der LG Nord eilte ihm hinterher. Jonas versuchte ihm zu folgen, gesellte sich dann aber nach 2km zu mir und wir liefen fortan zusammen. Hier war schon klar: mit dem Podium wird es unter den gegebenen Umständen nichts werden. Aber auch so ein 10km-Rennen ist immer für Überraschungen gut. Als wir nach der ersten Runde bei ca. 17:50min hinter dem 5km-Sieger in die Wendeschleife gingen, waren wir plötzlich hinter Paul. Wo war denn Dominik geblieben? Er kam uns dann bei km6 entgegen. Später stellte sich heraus, dass er sich bei der Schleife im hinteren Teil des Kurses vertan haben und an einer Abzweigung geradeaus gelaufen sein muss. Die Lücke zu uns konnte er nicht mehr zulaufen, das war zu dem Zeitpunkt bereits klar. Ärgerlich für ihn, da er sich bereits über 30s Vorsprung rausgelaufen hatte, die wir niemals hätten aufholen können.
Mit Jonas zusammen lief es super. Wir wechselten uns mit der Führungsarbeit ab und konnten bis auf einen Ausreißer (km6) das Tempo recht gut halten. Der Verfassung und Verletzung geschuldet, konnte Jonas natürlich nicht an seine früheren Top-Leistungen anknüpfen. Aber für mich war es “schön” zu sehen, dass auch er ordentlich kämpfen musste, um dranzubleiben. Bei km7 konnte ich eine kleine Lücke erkämpfen, die Jonas aber recht schnell wieder zulaufen konnte. Die Führung wechselte ständig, bevor es auch schon in Richtung Ziel ging. Hier spielte er seine ganze Erfahrung aus und ich konnte schlußendlich nicht mehr kontern und vorbeigehen. Vielleicht wäre es beim Kampf um Platz 3 anders gewesen! So aber liefen wir im 2s-Abstand ein und beim Blick auf die große Zieluhr wußte ich bereits, dass es diesmal zur Bestzeit gereicht hatte – und das sogar noch unter den 36min! Wow. Welch ein Rennen! Damit war ich super zufrieden. Die alte 10k-Bestzeit hatte jetzt über drei Jahre lang Bestand und endlich habe ich auch die so lange ersehnten 35min “zu stehen”. Ich bedankte mich bei Jonas für das tolle Rennen und wir sahen noch gemeinsam, wie Dominik mit 37min ins Ziel als undankbarer Vierter einlief. Paul war zu dem Zeitpunkt schon mit dem Siegerinterview fertig, er pulverisierte den bis dahin von Jonas gehaltenen Streckenrekord um bescheidene 01:36min und kam mit 30:43 ins Ziel gesprintet. Das lässt für die kommende Zeit einiges von ihm erwarten. Zeiten um die 29:30 sind für ihn mit Sicherheit möglich, immer Verletzungsfreiheit vorausgesetzt. Obendrein ist er ein sympathischer Kerl, der trotz der plötzlichen Erfolge mit beiden Beinen am Boden geblieben ist (mal abgesehen vom Laufen, da fliegt er mitunter).
Auch bei den Damen fiel der Streckenrekord: Karsta Parsiegla vom SCC Berlin lief mit 39:50 über eine Minute unter der alten Rekordzeit ein einsames Rennen und wurde insgesamt mit dem 5. Platz belohnt. Der Lauf stand schon wie in den letzten Jahren unter dem Motto “Run For Kenya”. Da die Teilnahme kostenlos ist, wird um Spenden für die Kenyan Kids Foundation von Wesley Korir gebeten. Und auch diesmal ließen sich die Läufer nicht lumpen und packten ca. 1000,- in die Spendenbox. Ein großartiges Ergebnis einer großartigen Veranstaltung, die den Namen “Volkslauf” mehr als verdient hat. Gerade auf der 5km- und 10km-Distanz hat der Lauf sicher noch einige Mitstreiter mehr verdient. Vielleicht ja im Mai 2016 zur 6. Auflage?
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Alle Infos auf einen Blick!
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Start des Hauptlaufes
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Natürlich vegan (Robert)
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Sieger 5km Omar Ahmed
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Wende bei 5km
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Jonas musste kämpfen
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kurz vor dem Ziel
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Dominik, der Pechvogel des Abends
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Benjamin, Sieger der 230km Baltic Nonstop
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Karsten locker unter 50min
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die Asse bei Helmut im Interview
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Karsta erklärt ihren Streckenrekord
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Günther Hallas
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Top 3 der Damen
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Paul freut sich über ein Monet-Buch
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Ein Schnappschuss mit Paul
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Ein Schnappschuss mit Jonas
Fotos von Madita Schulz, Malin Winter und Hans Uhthoff, vielen Dank dafür!
von Henrik | 28.12.14 | Wettkampfbericht
Nun war das Laufjahr für mich eigentlich richtig gut und so erfolgreich wie lange nicht. Der wiederholt gescheiterte Versuch, eine Zeit unter 3:15h auf der Marathondistanz zu erreichen, hat mich aber beschäftigt. In München war ich so gut vorbereitet und fit wie nie und trotzdem lief ich wieder deutlich an der Marke vorbei. Und habe meine Lehren daraus gezogen. Das sollte der vorerst letzte Versuch eines schnellen Straßenmarathons sein. Aber die Dinge entwickelten sich im Nachgang zum München Marathon anders als gedacht. Ich nahm erst danach richtig Fahrt auf lief Bestzeiten über 5 Km, 10 Km (2 Mal) und Halbmarathon. Woran lag das? Das ist wieder so Sache des Betrachters. Eine Lehre aus München war, dass mein Körper bei relativ hohen Temperaturen auch mit viel Wassernachschub verhältnismäßig früh auf Lebenserhaltung schaltet. Das ist nicht nur beim München Marathon zu beobachten gewesen. Ich habe in der Laufhistorie mehr als 10 Läufe entdeckt, die genau das gleiche Bild boten. Ich sollte also lange Wettkämpfe bei sommerlichen Temperaturen einfach lassen. Und dann entdeckte ich kurz vor Weihnachten den letzten Marathon in diesem Jahr im Kalender: den Öjendorfer See-Marathon in Hamburg vom 100 Marathon Club. Die Form war dermaßen gut, dass ich selbst bei einem recht lockeren Trainingslauf vor 2 Wochen noch unter meiner Bestzeit von München blieb. Wenn nun das Wetter passt und kein Wintereinbruch kommt, dann wäre es doch regelrecht blöd, es nicht zu versuchen. Diese 3:15h-Trauma hinter mir lassen. Ich ergatterte noch einen Nachrücker-Startplatz vom Organisationsteam und für gerade einmal ZEHN Euro landete mein Name auf der Starterliste.
Der Hamburger Wettergott hatte nicht nur ein Einsehen, nein, er servierte heute früh ein Traumwetter. Die Sonne zeigte sich kurz nach dem Startschuss um 9:00 und ließ den See in malerischem Licht erscheinen. Eine Runde ist 3,7 Km lang, inkl. einer Pendelstrecke nach dem Start sind 11 leicht profilierte Seerunden à 3,7 Km auf einem Schotterweg zu laufen. Schon vor dem Ende der Pendelstrecke überholte ich den 30-fachen Sieger des Laufes und beschloss, die Pace zu machen. Das war natürlich viel zu schnell, aber ich hatte zum einen das Bedürfnis, mich zügig warmzulaufen angesichts der Außentemperatur von 0 Grad und zum anderen wollte ich die Routiniers etwas beeindrucken. Heute ging es schließlich auch um Platzierungen. Das war vor dem Hintergrund der überschaubaren Teilnehmerzahl (150) und des Zeitpunkts dieses Laufs zu erwarten – viele wollten einfach einen ruhigen langen Lauf genießen. Auf der zweiten Runde war es schon vorbei mit der Führungsposition. Sven und Yacine schlossen auf und fragten ab, was ich denn so laufen möchte. Wir plauderten kurz und nach dem Anstieg zum Kiosk zog ich wieder davon. Eine dumme Entscheidung, denn wenn die beiden zusammen laufen, haben sie jederzeit bessere Karten, um mich abzufangen. Es kam dann aber anders. Ich spulte Runde für Runde ab und konnte mein Tempo von 4:15 min/Km so einigermaßen halten. Halbzeit war in etwa bei 1:31h. Ich fühlte mich weiterhin gut, aber pro Runde verlor ich nun ca. eine Sekunde pro Kilometer auf die Gesamtpace. Erst bei Km 26 nahm ich ein Powerbar Blend zu mir und nahm mir sogar die Zeit, die Verpackung in der Mülltonne zu entsorgen – Ordnung muss sein. Vielleicht war ich mir meiner Sache zu sicher. Nach Kilometer 30 hörte ich plötzlich die sich nähernden Schritte vom Yacine, der sich eine Weile weigerte vorbeizulaufen. Zu halten war er aber am Eingang der 10. Runde nicht mehr. Die letzten beiden Runden zogen sich und zogen sich. Das stärker werdende Spaziergängeraufkommen auf der Runde nervte zusätzlich, da man oft Slalom laufen musste. Ich war froh, dass endlich die Ansagemaschine (oder war es doch ein Mensch?) “Nummer 145 letzte Runde” verkündete. Nochmal den kleinen Anstieg hoch, nochmal am Glühweinkiosk vorbei und schon näherten sich wieder Schritte – ein furchtbares Geräusch! Ich wagte mich nicht umzudrehen und versuchte mich an einem Endspurt. Den 2. Platz wollte ich mir nicht auch noch nehmen lassen. Und es reichte, 20 Sekunden nach mir lief der Drittplatzierte ein, der mich für einen zu Überrundenden gehalten hatte – Glück gehabt! Die Uhr stoppte bei 3:08:31, was einer Verbesserung meiner Bestzeit um mehr als 11 Minuten gleichkommt.
Die Siegerehrung wurde dann sogleich vollzogen, was mich sehr gefreut hat. Ich musste ja schließlich gleich los. Überhaupt, die Organisation des Events war hervorragend, man merkt, dass hier erfahrene Leute am Werk sind. Kann es einen schöneren läuferischen Jahresabschluss geben? Ab sofort laufe ich nur noch Marathons bei einer Außentemperatur um den Gefrierpunkt.
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Vor dem Lauf – es war bitterkalt
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Siegertreppchen mit drei Grinsebacken
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Tolle Atmosphäre am Öjendorfer See
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