An einem wunderschönen Oktobertag im letzten Jahr wagten sich vier Läufer auf eine Tour mit dem Ziel, den höchsten Punkt Deutschlands zu erklimmen. Es war schon viel zu spät im Jahr für diese Tour -der Deutsche Alpenverein empfiehlt die Touren nur bis spätestens Ende September-, aber wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter. Die Truppe mit Katja-Maria, Stefan, Ron und mir ließ es gemütlich angehen und wanderte durch das Reintal hoch in Richtung Zugspitze. Oben lag schon eine Schneedecke und trotz großen Einsatzes schafften wir es “nur” bis zur Sonn-Alpin-Hütte auf 2.576m Höhe. Das letzte Stück bis zum Gipfel ist ein anspruchsvoller Abschnitt mit viel Klettereinsatz, den wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und des meterhohen Schnees unmöglich wagen konnten. “Das holen wir im nächsten Jahr nach” war die Devise nach der Tour. Gesagt, getan. Die Hälfte der Gruppe setzte am Sonntagmorgen um 08:00 Uhr in Garmisch zum Gipfelsturm an.
Die Route durch das Reintal ist der einfachste, aber auch längste Weg auf die Zugspitze. Stefan und ich hatten geplant, solange zu laufen, wie es halt geht. Startpunkt ist das Skistadion in Garmisch auf ca. 730m. Es geht durch die spektakuläre Partnachklamm hindurch (Achtung, man wird hier etwas nass) auf gut zu laufende Forstwege, die nur langsam ansteigen. Die ersten 14 Kilometer der Route bis zum Reintalanger sind gut laufbar. Nach ca. einer Stunde hatten wir bereits die Bockhütte auf 1.052m erreicht. Ein abswechslungsreicher Weg führt rechts von der Partnach entlang. Hier kann man sich bei gemütlichem Tempo noch gut unterhalten. Wir trafen wenige Wanderer, die sich schon sehr früh auf den Weg begeben haben mussten. An der Reintalangerhütte (1.370m) kreuzten wir nach 1:45h Laufzeit die Partnach über eine Brücke und liefen die letzten Meter auf dem Anger, bevor der Felsensteig unser Tempo dramatisch reduzierte. Der Tempowechsel ist brutal, und man braucht ein paar Höhenmeter, um sich reinzufinden in das Gelände. Für den Steig brauchten wir eine gute Stunde, dann war die Knorrhütte auf 2.052m erreicht. Hier legten wir eine 15-minütige Pause ein und stärkten uns mit Cola. Länger sollte man nicht sitzenbleiben, da man schnell auskühlt. Also auf zum letzten Meilenstein in Richtung Zugspitzblatt. Der Weg ist gut zu gehen, gelegentlich muss man etwas kraxeln, aber die gut 500 Höhenmeter bis zur Sonn-Alpin stellen keine große Herausforderung dar. Auch dieses Stück sind wir zügig hochgegangen und benötigten gute 50 Minuten. Angekommen auf dem Zugspitzblatt, ließen wir die Sonn-Alpin, die ihrem Namen alle Ehre machte, links liegen und steuerten nach dem Anlegen von Mütze und Handschuhen direkt in die extrem steil anmutende Schutt- und Geröllflanke hoch zum Gipfel. Als wir teilweise auf allen Vieren hochkrochen, verstrichen die angepeilten 4h für die Gesamtstrecke, aber das war uns ziemlich egal. Der Alpenverein kennzeichnet nur diesen Abschnitt als “anspruchsvoll”. Hat man die unangenehme Flanke hinter sich gebracht, klettert man auf einem mit Drahtseil gesicherten Weg auf dem Felsen bis nach oben. Konditionell sollte man für diesen Abschnitt noch Luft mitbringen. Hier waren so einige Bergsteiger unterwegs, die man nicht überholen konnte. Alle in dicker Bergsteigermontur. Wir wurden in unseren Laufoutfits etwas belächelt. Nach etwas mehr 4:30h hielten wir die Uhren an und freuten uns über den gelungenen Aufstieg auf den höchsten Berg Deutschlands.
Die Route durch das Rein- und Brunntal ist die ideale für Läufer. Man läuft sich 15 Km bei gemäßigtem Tempo ca. 2h warm und geht bzw. klettert die folgenden 5.500 Meter. Unter 4 Stunden schafft man die Tour nur ohne größere Pause. Profiliertes Schuhwerk, warme Kleidung und ausreichend Verpflegung sind Pflicht. Die Meilensteine auf der Route liegen weit auseinander, so dass der Rückweg im Notfall lange dauern kann. Belohnt wird man für die Strapazen mit einer grandiosen Aussicht, die bis nach München reicht. Dafür lohnt sich der Weg immer wieder.
Ausrüstung:
Beim nächsten Aufstieg wäre ich gerne dabei :-)!
Du wirst eingeladen!
Tolle Tour, da war unser Lauf zum Brocken hinauf ja ein Kinderspiel 😉
Andreas, ein Kinderspiel war das auch nicht. Auf die Zugspitze kann man halt nur bis zu einem bestimmten Punkt laufen, ab dann muss man sich in Kilian Jornet umbenennen, um auch den “Rest” noch hochzulaufen.
Geile Eindrücke, da weiß ich ja (ansatzweise), was mich am Wochenende erwartet.
Ich wünsche dir einen guten und erfolgreichen Lauf, Hannes! Die Route der Zugspitz Trail Run Challenge führt ja von Ehrwald hoch, mit ganz KLEINEN Umwegen. Du triffst dann auf Höhe der Knorrhütte (2.051m) auf die Route, die wir vom Reintal aus genommen haben. ROCK the TOP!
Zur Zugspitze laufend – Hut ab! Ich war vor zwei Jahren zum Wandern in Garmisch (im Juli). Auf die Zugspitze mussten wir natürlich auch, aber eben “nur” wandernd. Mit Pausen waren wir 9 Stunden unterwegs. Und ja, das Geröllstück hatte es in sich – “anspruchsvoll” war es mindestens. Danach ließen mich meine Kräfte auch fast im Stich, und ich habe gemerkt, dass ich wohl nicht 100% schwindelfrei bin. Hoch will ich trotzdem noch mal 😉
Hallo Katrin, das letzte Stück und mit vielen Abstrichen auch das Stück von der Knorrhütte ist ja unlaufbar. Und wenn das Tempo moderat ist, kann man die Landschaft noch viel mehr genießen. Viel Erfolg beim nächsten Angriff auf den Gipfel!