Zu zweit läuft's besser.

Grindelwald, oh Grindelwald

Grindelwald, oh Grindelwald
25. Juni 2023 Henrik

Das war mal wirklich spontan: im Mai habe ich eine Story vom schnellen Jannick auf Instagram gesehen, in der er das Ausdauerhelden Trailcamp in Grindelwald angepriesen hat. Und das passte zeitlich genial auf den Feiertag am besagten Donnerstag (falls ihr für einen Freund fragt: das war Fronleichnam) in Kombination mit dem Brückentag am Freitag. Zack, gebucht. Ob das so belastungstechnisch nach dem Laufcamp in Südtirol mit der RUNNING Company und eine Woche vor dem Mozart100 Sinn macht, darüber könne ich mir ja Gedanken machen, wenn es soweit ist. Spoiler: natürlich machte das keinen Sinn. Aber das hat uns bekanntlich noch nie von Dummheiten abhalten können.

Ich wusste nicht mal, wo Grindelwald eigentlich liegt. Aus München kommt man mit dem Zug via Zürich und Interlaken in etwa 7,5h recht einfach hin. Interlaken – da war doch was? Richtig, vor einigen Jahren bin ich dort mal auf dem Brienzer Grat vom Brienzer Rothorn nach Interlaken gelaufen. Wenn Grindelwald auch nur halb so spektakulär ist, dann… Spoiler: das ist es. Am frühen Donnerstagnachmittag traf ich also in Grindelwald ein und machte mich auf den Weg zum “Chalet”. 2,5 Km Fußweg vom Bahnhof, das kannste easy gehen. Blöd, dass das Haus gute 150 m höher als der Bahnhof liegt. Leicht durchgeschwitzt nahm mich der Chef Malte in Empfang.

Am Vorabend gab es noch einen kurzen Lauf für die versammelte Meute von 11 Campern, so zur Akklimatisierung. Mit etwa 400 HM schon mal ein knackiger Einstieg in die Trailwelt der Umgebung. Hier klaffte das Leistungsvermögen der Gruppe schon deutlich auseinander, aber ich war ganz froh, dass ich nicht so hetzen musste angesichts meines Trainingszustands. Abends wurde gekocht, im Haus galt Selbstverpflegung, übrigens 100% vegan. Fleischliebhaber sind aber auch willkommen. Ein ganz dicker Pluspunkt. Malte gab einen Überblick, was uns die kommenden drei Tage erwartet. Das war nicht wenig und als erfahrener Camper wusste ich, wie lang diese Tage werden. Also zog es mich zeitig in meinen Hüttenschlafsack.

Der Freitagvormittag hielt einen Lauf auf die andere Talseite unterhalb des Eigers mit Jannick bereit, an dem die “Profis” (O-Ton Malte) teilnahmen. Vorab gab es noch ein How-to-use-poles-Training mit Malte. So waren wir nur zu viert (Sarah, Jannick, Jan und ich) auf den 20 Km hoch in die Marmorschlucht und auf einem traumhaften Hangweg entlang der großen Steins. Zurück ging es auf den Spuren des Eiger Ultratrails 100, der entlang der Bahn runter nach Grindelwald führt. Als ich ebenjene Bahn erwähnte und Sarah sich umdrehte, knickte sie galant auf dem Downhill um. Zum Glück war es nicht so schlimm. Merke: erst stehenbleiben, dann schauen. Diese Panorama-Runde war vom Ausblick her nicht mehr zu toppen.

Am Nachmittag zog es die Meute hoch auf das Pfingstegg, hier gab es ein Fotoshooting. Die Sonne ballerte ordentlich auf den Hang, so dass ich mit den 400 HM so meine Probleme hatte. Nachdem einige sogar im Naturpool oberhalb des Pfingsteggs gebadet hatten und die Fotos im Kasten waren, rollten wir einen schönen, aber anspruchsvollen Downhill runter nach Grindelwald. Unser Haus lag ja auf der anderen Seite und am Ende des Tages blühten also immer diese 150 HM. Malte kooperiert mit dem Backdoor-Shop in Grindelwald City, dort kann man sich also jederzeit Testschuhe ausleihen. Sogar die NNormal-Treter waren im Angebot. Ein schöner Service für die Trailrunner.

Das Finale furioso folgte am Samstag mit dem längsten Lauf über den Bachalpsee und den First. Meine Gruppe hatte sich nicht verändert. Die Tour hatte es in sich und das Wetter war uns noch nicht so wohlgesonnen am Samstagmorgen. Auf Forstwegen schlugen wir uns etwa 600 HM zur Bussalp hoch und stiegen dann auf 2.300 m hoch. Der Bachalpsee konnte auf eigentlich gesperrten Trails nur durch Schneefelder erreicht werden. Das war sehr mühsam und kostete viel Zeit.

Die Sonne zeigte sich leider weiterhin nicht und bei kühlen 10 Grad zogen wir schnell zur Bergstation des First weiter. Auch hier gab es in der Nebelsuppe auf dem Skywalk nichts zu sehen. Ein letzter Anstieg führte uns auf einen Pass, der dann auf dem Romantikweg runter zur Großen Scheidegg führte. Der Abstieg nach Grindelwald war nochmal ein Rausch, zu dem uns nun die Sonne begleitete. Wir blieben etwas oberhalb und kreuzten die Firstbahn, bevor uns ein letzter Mountainbike-Trail(!) direkt zu unserer Hütte führte. Wasne Runde!

Ziemlich abgekämpft, aber happy genossen wir das Zielbier und sammelten uns für den Grillabend und die abendliche Runde in der Bar. Bei einem oder zwei oder drei Kaltgetränken ließen wir das Camp ausklingen. Jannick bot noch einen early-bird-run für den Sonntag an, die Beteiligung hielt sich aber in Grenzen. Der Morgen stand ganz im Zeichen des Aufräumens, Saubermachens und Packens. Um kurz nach 10 ging mein Shuttle nach München. Auf der Fahrt konnte ich die Tage resümieren.

Die Grindelwald Trails sind weltklasse. Die Aussichten auf den Eiger sind immer wieder faszinierend. Wenn es ein Trailrunning Paradies gibt, Grindelwald kommt sicher in die engere Auswahl. Wenn auch als teuerstes Paradies, denn die Schweiz hat ihren Preis. Übernachtung und Verpflegung sind brutal teuer, es sei denn, man bucht im Ausdauerhelden Trailcamp im Chalet Teufi. Mit 55 EUR pro Nacht und 15 EUR Verpflegungspauschale kommt man lächerlich günstig weg – für Schweizer Verhältnisse. Mir hat das ganze Setup getaugt und die Teilnehmer:innen waren allesamt richtig gut drauf und haben das Camp abgefeiert. Die Bilder sprechen für sich. Eine klare Empfehlung für Trailliebhaber & Friends, die ungezwungen zusammen laufen wollen.

Grindelwald – wir sehen uns wieder.

3 Kommentare

  1. Andreas 10 Monaten vor

    Wow, das sieht wunderschön (und sehr anstrengend) aus! Danke für den Bericht und die tollen Fotos.

    • Autor
      Henrik 10 Monaten vor

      Danke, dass du nach so vielen Jahren immer noch mitliest!

  2. Janine 10 Monaten vor

    Klingt spannend, wenn auch nicht ganz so komfortabel wie im Hotel. Aber in der Schweiz ist das sicher die bessere Möglichkeit.

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