Anfang März geht ein wunderbarer Transgrancanaria über die Bühne. Ich muss mich bis zum Ende durchkämpfen, der Trainingsrückstand ist einfach zu groß und die Verletzung ist noch im Anfangsstadium. Corona? Das zieht bestimmt an uns vorüber. So denken wir noch auf Gran Canaria. Nur eine Woche später sind wir dann in der Realität angekommen. Die Laufveranstaltungen werden im Stundenrhythmus abgesagt.

Ich hatte nicht vor, in nächster Zeit an Wettkämpfen teilzunehmen, sondern wollte meine Verletzung auskurieren und mich auf meinen neuen Job konzentrieren. Erst im Sommer wollte ich wieder angreifen. Nun ist der Sommer im vollen Gange und ich bin unverändert im Zustand von März. OK, zumindest mental. Die Verletzung ist zwar immer noch nicht vollständig kuriert, aber laufen würde zumindest langsam wieder gehen. Würde. Motivieren tut mich aber nichts.

Im letzten Jahr wollte ich 5.000 Kilometer schaffen. Das hat nicht ganz geklappt, trotzdem war es das beste Jahr meiner Laufkarriere. Vielleicht zuviel des Guten. Schon Ende Dezember merkte ich die Probleme, die einfach nicht mehr wegzulaufen waren. Shin-Splints sind ärgerlich, aber nicht für die Ewigkeit. Im Lanzarote Laufcamp lief es solala, danach lief nichts mehr, das Knie streikte nun.

Nun könnte ich wieder, aber will nicht so richtig. 2 Kg mehr sind nicht zu verleugnen. Stören tut mich das aber nicht. Ich habe festgestellt, wieviel Zeit ich so mit Laufen verbracht habe. Krass viel. Und dass mir viel weniger fehlt, als ich gedacht hatte. Wie ein Junkie auf Entzug, so muss sich monatelanges Nichtlaufen anfühlen, dachte ich. Aber das tat es nicht. Ich habe (fast) aufgehört, Strava zu öffnen, habe keinen einzigen Laufschuh gekauft (wozu auch) und von der RunnersWorld nur das Cover angeschaut (sorry, Henning).

Manchmal breche ich nachts auf und laufe 5 Km (!) um den Block, um mich überhaupt etwas zu bewegen. 10 Km ohne Gehpause durchlaufen, gar nicht mehr so einfach. Ich jogge mit dem Hund an der Isar im Regen und bin froh, dass er so oft markiert, dann kann auch ich Pause machen. Vor einem Jahr hätte ich mich für depressiv erklärt. Jetzt aber fühlt das gar nicht so schlimm an, eher im Gegenteil.

Anfang März 2021 wird wieder ein wunderbarer Transgrancanaria über die Bühne gehen. Ich werde mich wieder bis zum Ende durchkämpfen. Der Trainingsrückstand wird aber nicht vorhanden sein. Corona? Wird immer noch da sein. Und ich werde sagen, wie gut, dass ich wieder hier bin. Wie geil, dass ich das machen kann. Und wie gut mir ein halbes Jahr ohne Laufen getan hat.