Ich werde in diesen Tagen oft gefragt, wann ich meinen Urlaub denn unterbreche, um arbeiten zu gehen. Und faktisch habe ich schon 4 Wochen Urlaub im laufenden Jahr hinter mir. Dafür schwitze ich dann im Sommer im Büro, wenn ihr in den Ferien seid. Und hoffentlich mit schönen Reiseberichten zurückkehrt. Ich habe mich 2,5 Wochen in Florida aufgehalten für eine Rundreise. Natürlich kam die obligatorische Frage auf, ob man denn in Key West vorbeischauen müsse. Die Gemeinde ist durchaus gespalten bei dieser Frage. Wir haben uns dafür entschieden. Ein Läufchen auf Key West – das muss doch drin sein, so schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder. Natürlich wollten wir die Legendenbildung zu Key West auch mal vor Ort bestätigt wissen. Und ja, um es vorwegzunehmen, es lohnt sich. Laufen kann man dort auch ganz wunderbar. Wir sind tagsüber erst mit Fahrrad um Key West geradelt, um ein Gefühl für die Größe der Insel zu bekommen. Am Vorabend habe ich mich dann in die FiveFingers geworfen und eine Runde gedreht. Zu früherer Tageszeit ist es nicht empfehlenswert, die Sonne knallt erbarmungslos. Natürlich können es einige trotzdem nicht lassen, unverkennbar auch Touristen. Das Outfit spielt eine wichtige Rolle, genau wie in Miami Beach. Oberkörperfrei ist obligatorisch, den iPod und den Brustgurt nicht vergessen. So schiebt man sich dann durch die Hitze. Dass dabei kein qualitativ hochwertiges Training herauskommt, ist nebensächlich. Man zeigt, was man hat. Wer sich einmal 10 Minuten an den Ocean Drive von Miami Beach gesetzt hat, weiß zu gut, welches Schauspiel es dort zu beobachten gibt. So extrem ist es aber auf Key West nicht.
Eine komplette Runde ist ca. 17 Km lang, also gute 10 Meilen. Die Strecke sollte nicht unterschätzt werden, weil ein heftiger Wind wehen kann. Und es sind am Vorabend immer noch über 20 Grad. Wo man startet, ist ziemlich egal, je nach Richtung wird auf der Nord- oder Südseite der Wind aus der falschen Richtung kommen. Naja, bei uns Läufern kommt der Dreckswind ja eigentlich immer von vorne. Auf der Nordseite gibt es nicht soviel zu sehen. Man kann gut auf dem Radweg laufen. Im Uhrzeigersinn sind es von der Mitte auf der Nordseite bis zum Zusammenlaufen der US 1, des Highways, der an Floridas Ostküste bis nach Key West (“Mile 0”) führt, keine 10 Minuten. Vorsicht beim Überqueren dieser viel befahrenen Straße. Hat man die Westseite abgelaufen, kommt man auf die sehr breite Südpromenade. Vorbei am internationalen Flughafen, bei Sonnenuntergang gibt der Uferweg ein berauschendes Panorama ab. Wenn nur der fiese Wind nicht wäre! Der 5 Km-Strandabschnitt ist hier nicht mit Ressorts und Hotels zugepflastert, eine willkommene Abwechslung. Leider ist es sonst üblich, dass man bei all den Bettenburgen den Strand nicht mal sieht. Man kann in der »golden hour« den Beachboys noch beim Volleyball zuschauen oder einfach selbst ins Wasser springen, die Lauftight ist schnell wieder trocken. Am Südwestende läuft man vorbei am “Southernmost Point”, die am meisten überschätzte Sehenswürdigkeit auf Key West. Hier steht eine Boje, vor der sich mind. 1.000 Touris pro Stunde fotografieren lassen. Von diesem südlichsten Punkt der “continental” USA sind es nur 90 Meilen bis nach Kuba. Aufgrund des Embargos fährt natürlich kein Dampfer rüber. Also Foto geknipst und weiter gelaufen in das Herz von Key West: das Vergnügungsviertel rund um die Duval Road. Vorher aber noch unbedingt beim Leuchtturm vorbei, von oben hat man einen schönen Blick auf die Insel und kann landenden Flugzeugen zuschauen. Das Hemingway House ist gleich gegenüber. Hier residierte der Schriftsteller mit seinen Katzen für ein paar Jahre. Schrullige Stories kann man sich bei einer Führung anhören. Ist die Sonne abgetaucht, hat das Nachtleben auf der Duval Road längst begonnen. Die angeblich 600 Bars der Insel konzentrieren sich hier. Ohne einen Drink in Sloppy Joe’s Bar ist kein Besuch auf Key West vollständig. Natürlich erst NACH der Laufrunde. Schon ist man am Hafen angelangt. Die Amerikaner lieben Kreuzfahrten, klar, dass hier so gut wie immer ein Schiff vor Anker liegt. Die Runde schließt sich langsam. Die Naval Base im Norden ist nicht zugänglich. Nachdem man die sehr lauschigen Hafenkneipen im historischen Hafen passiert hat, landet man wieder auf dem Highway 1 und läuft Richtung Hoteldistrikt an der Nordküste entlang. Eine herrliche Runde um Key West schließt sich, auf der es viel zu sehen gibt. Falls ihr mal die Extrema dieser Insel erleben wollt, nehmt entweder ein Fahrrad oder besser die Füße in die Hand. Es lohnt sich. Mit einem Bierchen auf dem Hafenpier den Sonnenuntergang anschauen, in Flip Flops in die Klubs, die Lässigkeit ist Programm. Leider auch die Hotelzimmerpreise. Auch wenn man vorab bucht, unter 200$ geht nichts, ohne Steuern versteht sich. Eine Nacht reicht aber völlig aus, um alles zu sehen. Und da bleibt wirklich noch genug Zeit für einen Lauf.
4 Kommentare
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Tolle Runde, danke fürs mitnehmen.
Grüße aus der Heimat
-timekiller-
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Nun kommt mal langsam wieder zurück – da kriegt man ja schlechte Laune, wenn man diese Bilder so sieht 🙂 Sehr schöne Eindrücke! ****NEID****
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Ich schließe mich der Neid-Fraktion an 😉 Ihr teilt euch das Zwillingsleben aber toll ein: Während sich der eine im wieder kühlen Berlin durch die letzte (härteste) Phase der Marathonvorbereitung kämpft, läuft der andere mit Flip Flops und Bierchen in den Sonnenuntergang 😉 Wann wird getauscht?
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@Andreas: danke für die Aufmunterung 🙂 Kann ich momentan gut gebrauchen. Mit tauschen ist da nix. Aber dafür bin ich schneller *G*