von Marek | 11.05.16 | Kurioses, Laufen, Wettkampfbericht
Eine erste größere gemeinsame Standortbestimmung hatten wir uns beim Wings For Life World Run in München am vergangenen Wochenende erhofft. Neben dem Supermarathon auf dem Rennsteig am 21.05. bot sich der Lauf an, um im Wettkampfmodus einige schnelle Kilometer unter die Beine zu bekommen. Zudem wartet das Event, das in vielen Städten weltweit gleichzeitg gestartet wird, mit einem einmaligen Konzept auf: der Lauf ist erst beendet, wenn das Catcher Car dich einholt. Dieses startet 30 min nach dem Start und wird sukzessive schneller. Die Startgelder werden für die Rückenmarkforschung verwendet, um dem langfristigen Ziel der namensgebenden Wings for Life-Stiftung, die Querschnittslähmung heilbar zu machen, näherzukommen.
Der Wettergott hatte für das Wochenende leider ein wenig übertrieben. Während wir vor zwei Wochen noch mit einstelligen Temperaturen kombiniert mit Sturm und Hagel zu kämpfen hatten, war am Sonntag keine Wolke am Himmel zu vernehmen und das Quecksilber überschritt schon am Vormittag die 20°-Marke. Im Vorfeld hatten wir uns Gedanken über die machbare Distanz gemacht und waren optimistisch im Bereich 40-50km hängengeblieben. Dass dieses Ziel nicht annähernd realistisch war, mussten wir schon vor dem Start in der Mittagshitze zähneknirschend hinnehmen. Und wir sollten nicht die einzigen bleiben, die deutlich unter den Erwartungen zurückblieben. Wir wollten aber wenigstens RUNNING Company-Chefin Bianca bei ihrem Lauf solange wie möglich unterstützen, um ihr nach dem unglücklichen 2. Platz im letzten Jahr einen eventuellen Sieg bei den Frauen zu ermöglichen.
Pünktlich um 13 Uhr geht es dann auf die Strecke, die erst 10 Km quer durch den Olympiapark und im Anschluss in Richtung Nordwesten aus München heraus führt. Doch unser Plan scheitert noch schneller, als wir das befürchtet hatten. Das Anfangstempo pendelt sich knapp über 4 min/km ein und mit jedem Meter reift die Erkenntnis, dass diese Taktik in der Sonne nicht lange gutgehen kann. Henrik lässt nach nur 7 Km abreißen und auch ich kann Bianca bei Erreichen der 15 Km-Marke nicht mehr folgen. Die ständigen Tempowechsel, die kurvige und durchaus wellige Strecke im “Allacher Schotter” machen mir neben den Temperaturen und der nur unzureichenden Wasserversorgung schwer zu schaffen. Meine Hoffnung, dass wir durch das zügige Anlaufen etwas Abstand zu der Verfolgerin hergestellt haben, zerschlägt sich viel zu schnell: die Gruppe um die spätere Siegerin Karin Freitag (AUT) ist direkt hinter ihr.
bei km10 noch in Front
Henrik kämpft bei km10
Ab dem Zeitpunkt hatte ich mit dem Lauf eigentlich meinen Frieden geschlossen. Ich trotte in gemütlichem Tempo aus der Stadt raus und versuche etwas Kraft zu sammeln, um nicht komplett einzugehen. Aber es will nicht gelingen. Jeder Kilometer zieht sich wie Kaugummi. Die Blaskapelle beim Halbmarathon kann mich nicht wirklich aufmuntern. Hier bin ich zwar noch halbwegs im Soll für eine Marathon-Sub3h, aber dran glauben tue ich nicht mehr. Einige Gartenbesitzer halten ihre Wasserschläuche auf die Strecke und ermöglichen eine kurzzeitige Erfrischung vor dem nahestehenden Hitzetod. Die Sonne knallt nun unerbittlich und jeder noch so kleine Schatten wird ausgenutzt. Die VP alle 5 Km sind bei diesen Bedingungen alles andere als ausreichend. Als Olaf bei Km 24 vorbeigeht, ist es endgültig vorbei mit meiner Motivation. Ich bleibe stehen und halte nach Henrik Ausschau. Er müsste doch bald da sein (und mit ihm hoffentlich das Catcher Car)!
Aber Henrik zeigt sich nicht. Er wird später bei der 30 Km-Marke das Rennen beenden. Dann also doch weiter. Red Runner Olaf ist gut sichtbar und ich laufe wieder vorbei. Ich kenne natürlich keines der verschlafenen Münchner Vorstadt-Nester. Den Zuschauern ist das ungläubige Erstaunen über die durchziehenden Läufer anzusehen. Es wird angefeuert, abgeklatscht und geschrien. Auch die Helfer an den VP tun alles Menschenmögliche. Aufgrund reduzierter Gehirntätigkeit wird schonmal das ISO mit dem Wasser verwechselt und über den Kopf gekippt (“da vorne gibts auch Wasser” – ahhhhhhhh). Was zählt, ist die Flüssigkeit. An meinem vorletzten VP verweile ich wie alle anderen etwas länger. Hier fällt mir zum ersten Mal die klasse Stimmung unter den Läufern auf. Um Zeiten oder Kilometer geht es jetzt anscheinend nicht mehr. Jeder, der sich noch irgendwie fortbewegen kann, gibt sein Bestes. Auf der Gerade mit fiesem Gegenwind motivieren diejenigen, die laufen, alle walkenden Teilnehmer. Zwei Minuten später ist es andersherum. Jetzt macht es sogar wieder Spaß!
Ich vernehme das Catcher Car aus der Ferne (die Fahrer motivieren per Lautsprecher alle nochmal zu einem Schlusssprint) und bin auch froh, dass es dann nach knapp 38 Km für mich vorbei ist. Ein bißchen abspacken für das Video gehört dazu, bevor mich der Staub der Autokolonne auf dem Schotterweg alleine zurück läßt. Eine Läufergruppe sammelt sich 200 m weiter und keine 5 min später nimmt uns der Bus zur Fahrt nach München auf. Auch hier eine schöne Atmosphäre: jeder neue “Fahrgast” wird mit Applaus begrüßt und es wird Anerkennung für die Leistung gezollt. Wir werden im Olympiastadion unter erneutem Applaus der Zuschauer entlassen und erklimmen die Treppe. Hier höre ich erstmals das Ergebnis der Frauen. Trotz sagenhaften knapp 52km muss sich Bianca mit dem 2. Platz begnügen. Die Enttäuschung über die eigene Leistung bricht sich nun Bahn. Hätte, wäre, wenn…!?
Was nehmen wir mit? Dass hohe Temperaturen für ein schnelles langes Laufen ungeeignet sind, wußten wir ja bereits. Umso größer ist unser Respekt für alle, die an diesem Sonntag über sich hinaus gewachsen sind. Mehr als einen längeren harten Trainingslauf können wir also nicht verbuchen. Am Event selbst gab es viel Lob und Kritik, aber das lassen wir jetzt einmal außen vor und machen einen fetten Haken dran. In knapp zwei Wochen stehen wir morgens um 6 in Eisenach an der Startlinie. Das Rennsteiglied muss ja schließlich auch noch gelernt werden.
von Henrik | 26.04.14 | Laufen, Reisen
Nach dem nicht ganz so wunschgemäßen Ergebnis des Rotterdam Marathons ging es eine Woche später gleich weiter in den Aktivurlaub. Eine Woche im RUNNING Company Toskana Laufcamp mit viel Sonne und Training mit Handbremse habe ich mir gegönnt, um die Akkus aufzuladen und mich auf den Mai einzustimmen. Jetzt kommen noch ein paar Wettkämpfe, bevor es im Juni eher moderat mit dem Training weitergehen wird. Nun ist es sicherlich schwierig, in einem Laufcamp zu regenerieren, es sei denn, man lässt alle Einheiten sausen. So haben wir uns für moderate Einheiten ohne Maximalbelastungen entschieden. Das hat sehr gut funktioniert. Eine einzige Tempoeinheit habe ich mitgemacht, aber schnell gemerkt, dass da nicht viel zu holen war. Umso schöner, dass wir den Pinienwald zwischen Cecina Mare und Marina di Bibbona mehrmals für Dauerläufe verlassen haben, um im Hinterland durch die hügelige, berauschende Landschaft der Toskana zu laufen. Auch die Radfahrer konnten sich wieder austoben. Viele Triathleten treiben sich im Frühjahr auch in der Toskana rum. Gelaufen habe ich in der Woche keine 50 Kilometer, aber dafür von den legendären Kraftzirkeln, Lauf-ABC-Einheiten und Dehn-Sessions ordentlich Muskelkater mitgebracht. Das Trainingskonzept in den RUNNING Company Laufcamps setzt nicht auf Kilometersammeln, sondern auf das Vermitteln von Trainingskompetenz – jeder Teilnehmer soll lernen, wie das eigene Training verbessert werden kann. Dazu gibt es Theorievorträge inklusive. Es macht immer wieder Spaß, blutige Laufanfänger kennenzulernen, die ihre ersten Schritte unter Anleitung wagen und mit den erfahrenen Jungs und Mädels zu laufen, die schon den einen oder anderen Marathon hinter sich haben, auf die drei Stunden schauen und viel zu erzählen haben. Dass die eine oder andere Eiskugel und Tiramisu genossen wurden, versteht sich von selbst. Wo könnte das besser gehen als in Bella Italia?
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Herzlich Willkommen!
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Beim Lauf-ABC im Pinienwald
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Berauschende Landschaften
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Happy nach dem Training
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Torre di Bibbona
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Laufimpressionen
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Lauf-ABC-Einstimmung
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Meer davon!
von Henrik | 01.05.12 | Wettkampfbericht
Auch wenn man am Wettkampftag sich nicht an Analysen versuchen sollte. Ja, die Hitze hat mich heute fast umgehauen und in der rechten Wade hat es schon auf den ersten Metern dermaßen gezogen, da bin ich lieber vorsichtig ins Ziel getrabt. Vorgenommen hatte ich mir sowieso nur einen Trainingswettkampf, die Bestzeitambitionen der anderen hatte ich müde weggelächelt und überhaupt, diese übertriebene Fokussierung auf Wettkämpfe und Bestzeiten ist mit mir nicht zu machen. So könnte die brave Variante klingen. Leider ist an der rein gar nichts dran. Es war sicher nicht zu warm, nicht mal Phantomschmerzen früherer Verletzungen waren zu spüren. Und es sollte schnell werden. Sicher, Bestzeiten läuft man nicht “locker vom Hocker”, das ist immer ein großer Kampf mit sich selbst. Das Tempotraining der vergangenen Wochen war noch nicht umfangreich, aber nach meinem Gefühl umfangreich genug für einen 10 Km-Wettkampf. Was sollte schon schiefgehen? So richtig schief ging eigentlich auch nichts. Deshalb wird dieser Lauf wohl in meine persönliche Geschichte mysteriöser Ausfälle eingehen, und ich wollte doch diese Liste nicht fortsetzen. Der einzige akzeptable Kilometer war der erste. Mit 4:01 auch sicher nicht zu schnell angelaufen. Ich pumpte da schon wie ein Mops nach einem 100 Meter-Sprint und zum Pacemaker Patrick klaffte bereits eine 20 Meter große Lücke, die mir wie ein Krater vorkam. Die Brücke über die Bundesstraße 471 ist eigentlich nicht hoch, und doch erschien mir die wie der Tourmalét. Angreifen? Leider klemmte der Schalter. Die Beine fühlten sich bleischwer an. Bis Km 5 schwankte ich so hin und her zwischen Schnelllaufen und Schnelllaufenwollen. Ich sparte mir den Blick auf die Uhr und verabschiedete mich gedanklich von diesem Lauf. Jetzt durfte überholt werden -ich hätte es auch nicht verhindern können- und ich verließ brav die Ideallinie. Ich lief so um die 4:45/Km und ohne zu untertreiben: wesentlich schneller wäre es nicht gegangen. Pläuschchen im Ziel, Auslaufen, Gruppenfoto, eigentlich war alles perfekt. Wenn man mal von dem Lauf absieht. Einen Vorteil hatte der Auftritt heute doch: die Kräfte für den StrongmanRun am Samstag sind geschont.
von Henrik | 28.03.12 | Reisen, Strecken
Ich werde in diesen Tagen oft gefragt, wann ich meinen Urlaub denn unterbreche, um arbeiten zu gehen. Und faktisch habe ich schon 4 Wochen Urlaub im laufenden Jahr hinter mir. Dafür schwitze ich dann im Sommer im Büro, wenn ihr in den Ferien seid. Und hoffentlich mit schönen Reiseberichten zurückkehrt. Ich habe mich 2,5 Wochen in Florida aufgehalten für eine Rundreise. Natürlich kam die obligatorische Frage auf, ob man denn in Key West vorbeischauen müsse. Die Gemeinde ist durchaus gespalten bei dieser Frage. Wir haben uns dafür entschieden. Ein Läufchen auf Key West – das muss doch drin sein, so schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder. Natürlich wollten wir die Legendenbildung zu Key West auch mal vor Ort bestätigt wissen. Und ja, um es vorwegzunehmen, es lohnt sich. Laufen kann man dort auch ganz wunderbar. Wir sind tagsüber erst mit Fahrrad um Key West geradelt, um ein Gefühl für die Größe der Insel zu bekommen. Am Vorabend habe ich mich dann in die FiveFingers geworfen und eine Runde gedreht. Zu früherer Tageszeit ist es nicht empfehlenswert, die Sonne knallt erbarmungslos. Natürlich können es einige trotzdem nicht lassen, unverkennbar auch Touristen. Das Outfit spielt eine wichtige Rolle, genau wie in Miami Beach. Oberkörperfrei ist obligatorisch, den iPod und den Brustgurt nicht vergessen. So schiebt man sich dann durch die Hitze. Dass dabei kein qualitativ hochwertiges Training herauskommt, ist nebensächlich. Man zeigt, was man hat. Wer sich einmal 10 Minuten an den Ocean Drive von Miami Beach gesetzt hat, weiß zu gut, welches Schauspiel es dort zu beobachten gibt. So extrem ist es aber auf Key West nicht. (mehr …)
von Henrik | 08.02.12 | Gesundheit, Reisen, Strecken
Die Erwartungshaltung an meine Laufleistung war niedrig angesichts von mehr als vier Monaten, in den kein regelmäßiges Training möglich war. Also ein bischen entspannen, so weit wie möglich mitlaufen, so viel Sonne wie möglich tanken. Das Lanzarote Laufcamp bot dafür ein perfektes Umfeld. “Laufcamp” ist vielleicht auch etwas zu hoch gegriffen für die Veranstaltung, Spaß und Erholung standen im Vordergrund. Es geht Running Company Cheftrainerin Bianca nicht darum, möglichst viele Trainingskilometer im Atlantiksand zu schrubben, sondern durch gezielte Übungen und Vorträge den Sinn der Teilnehmer für ein qualitativ hochwertiges Training zu schärfen. Das ist wieder gelungen, so viele Teilnehmer wie nie waren dabei und die waren -wie ich die abschließende Stimmungslage einschätzte- begeistert. Wir hatten schwer Glück mit dem Wetter, denn im Januar ist es zwar relativ warm auf den Kanarischen Inseln, aber der Passatwind kann sehr ungemütlich werden und die gefühlte Temperatur nochmal sinken lassen. Vier 8h-Sonnentage boten aber alle Möglichkeiten für Sonnenbrand und baden im Meer. Gelaufen wurde natürlich auch. Ob an der Strandpromenade, im Hinterland auf staubigen Pisten, im Stadion oder an der atemberaubenden Steilküste hinter Puerto del Carmen: es war für alle was dabei. Lanzarote bildet langsam aber sicher das Image der Sportinsel. Und das zurecht. Gute 52 Km kamen für mich am Ende der Woche zusammen. Das erscheint nicht wirklich viel. Aber das ist mehr als in den letzten beiden Monaten zusammen. Die gute Nachricht: mit dem angegriffenen Schienbein hatte ich keine Probleme. Der ganze Bewegungsapparat muss sich aber erst wieder auf eine höhere Belastung einstellen. Insgesamt war die Woche ein großer Erfolg und ich war mehr als zufrieden. Damit ist der Wiedereinstieg in das regelmäßige Laufen geschafft. Es wird jetzt trotzdem kein Intensivprogramm mit fünf Läufen pro Woche starten. Dafür fühle ich mich noch nicht bereit. Der Rest des Winters wird mit einem gebremsten Trainingsplan inkl. gezieltem Alternativtraining noch dem Wiederaufbau der Grundlagenausdauer dienen. Wettkämpfe sind nicht verboten, werden aber maximal als Trainingsläufe unterhalb des Wettkampftempos herhalten. Alle anderen Gedankenspiele sind erstmal obsolet. Einen Frühjahrs-Halbmarathon wird es also auch nicht geben. Für mich ist das keine einfache Erkenntnis. Aber entweder du hörst auf deine Trainerin oder du suchst dir eine andere. Ich halte es mit dem ersten, nochmal planlose vier Monate – nein danke. Schöne Impressionen vom Laufcamp gibt es in den Bildern.