(c) S. Hofschlaeger / pixelio.deWo wir schon mal zum Thema Schuhe abgebogen sind. Es ist etwas ruhiger geworden in diesem Jahr rund um das Thema Barfußlaufen. Da stellt sich für uns die Frage, ob das Thema tatsächlich an Bedeutung verloren hat oder ob wir schon in der reiferen Phase der Barfußlaufbewegung angekommen sind, getreu dem Motto: es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Halten wir fest: So ziemlich jeder Hersteller ist auf den Zug aufgesprungen und hat zumindest Minimalschuhe im Angebot. Wie erfolgreich die Modelle laufen, ist schwer zu beurteilen. Auf der New Balance Minimus-Tour in München am 09. Mai wusste Stefan von new balance über Lieferschwierigkeiten bei der Minimus-Serie zu berichten, weil man von der hohen Nachfrage überrascht wurde. Die Facebook-Community veranstaltete am 17. Juni den Barefoot Running Day 2012 und forderte zum Barfußlaufen auf. Sogar die Postille unserer lieben Apotheker widmete sich dem Thema. Subjektiv höre ich mehr Berichte über Laufverletzungen, die scheinbar auf Barfußlaufen zurückzuführen sind. Von “Konjunkturprogrammen für Orthopäden und Physiotherapeuten” wird da gesprochen. Verwunderlich ist das nicht, schließlich probieren es -provoziert durch gutes Marketing- insgesamt mehr Läufer aus. Aussagekräftige Studien über den langfristigen Effekt von (mehr) Barfußlaufen sind Mangelware. Das Buch von Dr. Mathias Marquardt ist nach wie vor ein Bestseller. Trotz ihrer gewöhnungsbedürftigen Optik verkaufen sich die Vibram FiveFingers bestens und die Modellpalette wird größer. Blättern wir doch ein wenig durch das Angebot.

Den New Balance Minimus Trail habe ich bereits mehrmals laufen können. Die Kollegen von Joggen Online haben einen sehr ausführlichen Blick auf den Schuh geworfen. “Natural Running im Trailbereich” soll das gute Stück ermöglichen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber der Schuh bietet sehr gute Ansätze: geringe Sprengung, sehr gute und vor allem bequeme Passform, leicht und optisch eine gelungene Komposition. Mit seiner geringen Dämpfung bleibt der Minimus Trail aber ein Kompromiss, der sich zum Einstieg in das Barfußlaufen durchaus anbietet. Der Schuh funktioniert auf jedem Belag sehr gut und ist absolut alltagstauglich. Man kann aufgrund des weichen Meshs sogar auf Socken verzichten.

Wer schon sehr weit beim Barfußlaufen ist, probiert vielleicht mal die SWISS Mael Protection Sock aus. Das ist eine Zehensocke, die einen Schnittschutz für den Fuß bildet und für einen weichen Untergrund geeignet ist. Sie wird gerne zum Kiten eingesetzt anstelle von Neoprenschuhen. “Outdoor on soft ground“ lautet die Devise. Nicht geeignet ist die Socke laut Herstellerangaben für “Teerstraßen” und “zum längeren Laufen und Wandern mit abreibendem Bewegungsablauf”. Also bleibt die SWISS Protection Sock eine Alternative für den Strandlauf oder den weichen Waldboden. Im Zweifelsfall zieht man einfach den Minimallaufschuh drüber?

Auch den “Laufschlappen” von Saucony habe ich mehrmals gelaufen. Der Hattori fällt auch in die Kategorie Minimalschuh und ist schon ein Dauerbrenner auf dem Markt. Inzwischen gibt es den in 8 knalligen Farben. Der Hattori LC ist angekündigt und wird eine Schnürung mitbringen. Warum eigentlich? Gerade der Klettverschluss macht den Schuh ja interessant. Das Laufgefühl ist schon sehr direkt. Ich habe den Schuh sogar mal auf der Bahn angehabt. Für Fersenläufer ist das kein Vergnügen. Wie der Mimimus bringt er eine geringe Dämpfung mit. Die Passform finde ich nicht so knackig, was natürlich auf die “Slip-in”-Eigenschaft zurückzuführen ist. Deshalb muss man beim Kauf sehr genau aufpassen, welche Größe man nimmt. Der Hattori ist eine schöne Abwechslung und auch für die Freizeit eine gute Wahl.

Noch ein interessantes Produkt auf dem Hause Vivobarefoot: eine Laufsandale. Die Achilles Laufsandale hat eine spezielle Fersenkonstruktion mit einem Band, damit sie nicht vom Fuß fliegt. Die Sohlenform an den Zehen ist japanischen Zimmermann-Schuhen nachempfunden, die Großzehe ist von den restlichen Zehen getrennt. Und dann ist das Teil auch noch “100% vegan”. Die Sohle ist 3 mm dünn, abriebfrei und stichfest. Eine interessante Fußbekleidung für den Sommer. Ob man damit auch schnell laufen kann? Erstmal kann man den Weg zur Eisdiele des Vertrauens mit der Achilles probieren.

Das Beste zum Schluss? Ein aktuelles Modell aus der FiveFingers-Kollektion ist der Spyridon LS. Die FiveFingers sind schon ein Klassiker in der Barfußlaufszene. Ich selbst nutze sie dosiert für das Laufen und absolviere damit 1-2 Trainingseinheiten pro Monat. Sonst eher in der Freizeit. Man wird nach wie vor aufgrund der Zehenoptik oft von Passanten angesprochen. Der Spyridon ist das erste echte Trail-Modell von Vibram und hat eine spezielle Sohle bekommen. Ich finde, das ist der bisher feschste Schuh der Serie. Wie von Anfang an, Dämpfung gibt es hier nicht und wer sie probiert, sollte sich sehr langsam rantasten. Wir sind weiterhin große Fans der FiveFingers.

Die RunnersWorld hat sogar einen Test entwickelt, mit dem man feststellen kann, ob man reif zum Barfußlaufen ist. Die immer wieder dargebetete Empfehlung, sich schrittweise an das Barfußlaufen heranzutasten, um die Füße und den Bewegungsapparat daran zu gewöhnen, ist absolut richtig. Die Minimalschuhe mit geringer Dämpfung bieten sich dafür an. So kommt man dem Barfußgefühl schon näher. Ganz auf konventionelle Laufschuhe zu verzichten, das ist für mich auch nach der Etablierung der Barfußmodelle nicht vorstellbar. Man findet auf dem Markt wunderbare Ergänzungen für den Schuhschrank. Und für den Regenerationslauf spricht nichts dagegen, langsam auf Barfußschuhen dahinzutraben. Ich hatte mir im letzten Jahr einen Wettkampf mit den FiveFingers vorgenommen, mich bisher aber nicht getraut. Der Hype ist insgesamt etwas abgeflaut. Das Barfußlaufsegment hat sich wacker seinen Platz im Laufladen erarbeitet und immer mehr Läufer probieren es zumindest mal. Ihr auch?