Nach dieser langen Nacht hatte ich da so meine Zweifel. So ganz ernstgenommen hatte ich den Aufruf zum “Bestzeitmarathon” nicht, der schon eine Weile kursierte und auf den der Timekiller als Mitorganisator in seinem Blog aufmerksam machte. Nach dem Vorbild des Hildesheimer Zeittunnelmarathons sollten in der Nacht vom Samstag auf Sonntag auch im Münchner Ostpark die Gesetze der Physik auf die Probe gestellt werden. Da der Olympiaturmlauf in diesem Jahr mangels Sponsoren ausfiel, beschloss ich unter der Woche, eben dort mitzulaufen. Das Orga-Team um Chief Balla versprach auf der Homepage nicht weniger als eine Chipzeitnahme für jede Runde mit Liveübertragung ins Internet, individuelle Startnummern, ein Teamzelt mit Verpflegung und eine Riesengaudi. Den gesamten Samstag schneite es aber dann in München und die Temperatur steuerte zum Abend unter den Gefrierpunkt. Das dezimierte das Starterfeld noch, so dass sich um 00:00 Uhr bei heiterem Schneetreiben im Ostpark immerhin sieben Läufer an der Startlinie einfanden, tlw. in sehr auffälliger Kostümierung. Nur leider war außer uns niemand im Park, der die Outfits hätte würdigen können. 20 Runden à 2,11 Km lagen vor uns. Dank der Zeitumstellung wird das Ganze ja nicht so lange dauern!

Die ersten Runden sind schön locker und mir wird auch langsam warm. Ich rede mir zudem ein, dass das Schneetreiben nachlässt. Die Wege sind gut vermatscht. Dank der Beleuchtung braucht man keine Stirnlampe. Ich laufe an der Spitze des großen “Feldes” und überrunde das erste Grüppchen auf Runde 4 oder 5. Es ist halt einsam und es begegnet dir auf der Runde: niemand. Nicht mal ein Hund. Warum sollte ich das wirklich bis zum Ende laufen? Erstmal die Halbzeit kommen lassen. Durch den Rundkurs konnte man ganz bequem am Teamzelt Getränke und Gels aufnehmen und diese auf der Pendelstrecke zum Parkplatz verputzen. Bei schönem Wetter wäre das sicher eine spaßige Veranstaltung. Leider wurde es nicht besser. Die Füße waren längst nass, die Hände im Gefrierzustand. Nach ungefähr 1:50h war die 10. Runde voll und mir ging es noch einigermaßen gut. Schneller würde es bei dem “Belag” der Wege und der leicht welligen Strecke nicht mehr werden. Nach der Halben stiegen Klausi und Balla Doc aus, Hans hatte bereits nach 7 Runden die Segel gestrichen. Und auch the timekiller himself gab nach 12 Runden auf. Ein Dämpfer für die Motivation, zumal jetzt auch weniger Überrundungen kamen. In Runde 13 war ich dann eigentlich zum Aufhören entschlossen, nachdem ich eine Minute lang den (mal wieder) weggeflogenen Forerunner auf dem Boden suchte und meine Finger nach dem Handschuhwechsel nicht mehr zu spüren waren. Beim Marathon hilft es jetzt, in Meilensteinen zu denken. Also erst bis Runde 15 durchhalten, dann ist es nur noch ein Viertel. Pro Runde verlor ich jetzt 1-2 Minuten. Nach scheinbar endlosem Schneematschgelaufe sah ich auf dem Zeitenmonitor vor der letzten Runde, dass 2:46h verstrichen waren. Auch wenn es schwerfiel, spulte ich die letzte Runde der Nacht noch in 12:30 min ab, so dass die Uhrzeit im Ziel dann 02:58:54 Uhr zeigte. Schnell umziehen und auf die verbliebenen zwei Kämpfer warten. Chief lief um 03:42 Uhr ein, Jürgen nach seinem ersten Marathon überhaupt(!) um 03:43 Uhr – auf die Distanz gesehen schon ein Fotofinish. Das vorläufige amtliche Endergebnis ist hier dokumentiert. Die Medaillenübergabe fiel dann etwas unterkühlt aus, jetzt wollten alle nur nach Hause in die warme Badewanne.

Der Bestzeitmarathon hat viel Potential, mit Wetterglück können wir im kommenden Jahr bestimmt mehr Läufern zu ihrer Bestzeit verhelfen. Danke an die Organisatoren – der München Marathon wäre neidisch! Und ja: es geht sicher verrückter. Aber wie könnte man sich einen Lauf entgehen lassen, bei dem eine Stunde geschenkt wird?

Update: Ein schöner Bericht mit vielen Bildern von PowerLizzy:
http://powerlizzy.blogspot.de/2012/10/lets-do-time-warp-total-ballaballa-im.html und vom Timekiller höchstpersönlich: http://www.timekiller.de/2012/11/zeitkrummung/