Strongmanrun2013_3Hätten wir doch vor 15 Jahren die Idee gehabt, einen Hindernislauf zu veranstalten! Da wären wir noch Pioniere gewesen. Und nur wenige “Verrückte” hätten sich angemeldet, um ihre Laufschuhe mal so richtig im Schlamm zu versenken. Hindernisläufe boomen. Abenteuerliche Preise werden bezahlt, um einen Parcours von größtenteils künstlichen Hindernissen zu bewältigen. Dass dazwischen noch gelaufen werden muss, ist fast nebensächlich. Woher kommt der Hype? Was bringt sie mit sich, die neue Lust am Dreckigmachen?

Strongmanrun2013_5Am 12. April kommt recht kurzfristig ein neues Event in den Münchner Olympiapark: das Spartan Race. Das Event ist Teil einer globalen Wettkampfserie und gastiert nun erstmals in Deutschland. Dabei erstaunen mich zwei Dinge: zum einen zieht eine weiterer Lauf mitten in die Stadt in den Olympiapark, der von Läufen sowieso hochfrequentiert wird und nicht unbedingt geeignetes Terrain für den Aufbau von 15 künstlichen Hindernissen ist. Zum anderen wundert mich, dass das Startgeld von 54-64 EUR so akzeptiert wird. Ist der Startschuss wirklich von uns so “lang ersehnt”, wie es die Ankündigung auf der Homepage uns glauben machen will?

Strongmanrun2013_2Heute kam dazu passend die Ankündigung vom “Original”, dem StrongmanRun, dass es am 30. August im Ferropolis in Sachsen-Anhalt einen zweiten Lauf mit einem Limit von 6.000 Teilnehmern geben wird. Den 13.000 gemeldeten Teilnehmern des ersten Teils auf dem Nürburgring standen ca. doppelt so viele Voranmelder gegenüber, und das trotz einer Startgebühr von 79-89 EUR – wenn man denn schnell genug mit der Anmeldung ist und auch einen eigenen ChampionChip besitzt. Es wird nicht mehr lange dauern und die Startplätze werden wie beim Berlin Marathon verlost. Die Anmeldung für den 2. Teil öffnet am 1. Februar. Ich bin mir sicher, dass es keine zwei Tage dauern wird, bis die Anmeldung auch schon wieder geschlossen wird. Auf der Homepage ist sogar schon die Voranmeldung für 2015 möglich!

Strongmanrun2013_1Auf ein wenig Erfahrung bei diesem Event kann ich zurückgreifen. Immerhin zwei Teilnahmen an der “Mutter aller Hindernisläufe” (2012, 2013) habe ich vorzuweisen. Das waren ziemlich unterhaltsame, aber anstrengende Läufe. Hier gab es nur wenige Teilnehmer, die das Ganze ernst nahmen. Die Hindernisse waren so gestaltet, dass auch weniger Sportliche irgendwie drüber und nach spätestens 6 Stunden ins Ziel kommen. Mehrheitlich Vertreter der Spaßgesellschaft eben, die mal “was erleben” wollen. Sich im Schlamm suhlen und rutschige Hänge hochklettern kann man doch aber auch selbst?

Und die Liste der Hindernisläufe wird immer länger, die Events professioneller:

Strongmanrun2013_4Die “Läufe” verlieren ihren sportlichen Charakter und werden zu gesellschaftlichen “Events”, an denen die Community direkt oder kurz danach teilhaben kann. Die Kamera auf der Stirn überträgt den “Spaß” im Extremfall live auf soziale Netzwerke, so dass die Freunde das Ganze anschauen und sich belustigen können. Es ist überhaupt kein Problem mehr, wenn man nicht ganz so sportlich ist – es gibt Tausende, die noch schlechter trainiert sind. Beim StrongmanRun hatte die Hälfte der Teilnehmer wohl ignoriert, dass das Wort “Run” im Namen auftaucht und immerhin 24 Kilometer zu laufen waren. 2012 schaffte es nicht mal die Hälfte der Teilnehmer im Zeitlimit ins Ziel. Überhaupt, das Gruppenerlebnis macht die Schinderei offenbar erst reizvoll. Gemeinsam quälen ergibt mehr Spaß!?

Ich bin gespannt, wann der Hype abflauen wird. Wie steht ihr zu Hindernisläufen, insb. den teuren Massenveranstaltungen? Eine Riesengaudi, von der man nicht genug bekommen kann und die ihr Startgeld wert sind? Oder überteuerte Abzocke für Jogger, die sich sonst nicht mal durchs nasse Laub trauen?