In diesem Jahr bin ich meine ersten beiden Marathons gelaufen. 5,5 Jahre sind vergangen, seitdem ich mit dem regelmäßigen Laufen begonnen habe. Sicher hätte ich das Abenteuer Marathon auch schon früher in dieser Zeit angehen können. Aber die Zeit war einfach noch nicht reif dafür. So war die 25km-Distanz bis dahin immer das Höchste der Gefühle. 2012 sollte es dann also werden: das Jahr der Marathon-Premiere. Mein Plan war einfach gestrickt: erst im Frühjahr bei einem ruhigen und kleinen Event unbemerkt den ersten über die Bühne bringen. Dann beim Berlin-Marathon in der Heimatstadt mit der Erfahrung des ersten noch einen draufsetzen. Es kam so, wie es bestimmt viele vorhergesagt hätten: im Spreewald ging ich auf dem zweiten Teil regelrecht ein und stolperte mit letzter Kraft eine 03:11 ins Ziel. In Berlin ging es mit breiter Brust in 02:57 durch das Brandenburger Tor. Woran lag es? Kann man die fast 15min Unterschied mit wenigen Punkten erklären? Ich sage ja.

Warum es im Spreewald nicht optimal lief, ich aber trotzdem zufrieden war:

  • der erste Marathon: da geht schließlich immer etwas schief :-),
  • ein taktisch schlechtes Rennen, ich wollte alles auf der ersten Hälfte gewinnen und war nach 25km schon am Ende meine Kräfte,
  • zuwenig Energiezufuhr, es war eben nicht warm und ich habe mich davon verleiten lassen,
  • hohe Trainingsumfänge im Winter, aber wenig zielgerichtet und ohne klare Linie,
  • keine klare Zeit-Zielsetzung im Training (“wofür trainiere ich eigentlich, 3h, 3h15, 3h30, 4h?”), dementsprechend schwammig war auch das Training,
  • zu optimistische Beurteilung des eigenen Leistungsvermögens (na gut, wie auch ohne Marathonerfahrung), wenig Demut vor der Distanz (die kam danach).

Warum es in Berlin fast perfekt lief:

  • punktgenaue Vorbereitung mit einem klar ausgerichteten Trainingsplan,
  • exakte Zeitvorgabe, nach der ich auch trainieren “durfte”,
  • Steigerung der Intensität über die 12 Wochen, nach langsamen Einstieg ging es dann immer näher an das Marathontempo heran,
  • mehr Tempoeinheiten in verschiedenen Variationen (es gab kaum ein Intervall, das ich nicht kennengelernt habe),
  • Reduktion der langen Einheiten (es waren nur drei über 30km), dafür schnellere Einheiten im Bereich 15k-25k, insgesamt war das Durchschnittstempo um ca. 15s-20s höher als im Frühjahr,
  • ich habe das Training auf der Bahn für mich entdeckt – gerade für Tempotraining ein ideales “Pflaster”,
  • Einbau von Steigerungen in jedes Training, lieben werde ich die Dinger nie, aber ein (anscheinend) sehr sinnvoller Anreiz,
  • wöchentliches Feedback von der Trainerin, so werden die Zweifel schnell aufgefangen und man ist sicher, das Richtige zu tun in der nächsten Woche.

Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf wird es auch 2013 einen Marathon geben. Ob es wie dieses Jahr zwei werden, muss ich noch in Ruhe entscheiden.