Ja! Wir sind ambitioniert, mindestens ehrgeizig. Wir nehmen gerne an Wettkämpfen teil und versuchen, uns zu verbessern. Der interne Wettbewerb der Running Twins trägt inzwischen nicht mehr so viel dazu bei –Marek hat den schon lange für sich entschieden– (zensiert von Marek), aber da ist ja immer noch die persönliche Bestzeit im Kopf. Allein dafür lohnt es sich, um jede Sekunde zu kämpfen. Oder nicht? Jeden Montag, Donnerstag und Samstag die gleiche 10 Km-Abendrunde in der immer gleichen Wohlfühl-Geschwindigkeit im Stadtpark des Vertrauens zu drehen, wird bei der Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit nicht hilfreich sein. Um das mitzukriegen, muss der Läufer nur einmal eine Runners World diagonal gelesen haben. Ok, manchmal reicht auch schon das Deckblatt oder die Kolumne von Dieter Baumann. Ich träume immer noch davon, die 10 Km unter der Schallmauer von vierzig Minuten zu laufen. Ausgeschrieben sieht diese Zahl nicht ganz so grausam aus. Oder den Halben unter neunzig Minuten. “Ein klarer Fall für einen Trainingsplan!” schallt es aus so gut wie jedem Läufermunde. Spätestens hier scheiden sich die Läufer-Geister.

Marek meint:

  • Ein Trainingsplan bietet Struktur und Orientierung. In der Regel ist auf den Tag genau beschrieben, welche Einheit, welche Trainingsart (ja, die Vorbereitung auf einen Marathon besteht nicht nur aus Laufen) und welche Intensität angesagt sind. Das hängt natürlich im Wesentlichen von der Fitness und den Zielen ab. Will man “nur” seine Zeit über 10 Km verbessern, einen Halbmarathon erfolgreich beenden oder sogar den Marathon unter den magischen 4 Stunden finishen? Akronyme wie MRT, GA1, TP oder TDL bekommen plötzlich eine Bedeutung und sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Regelmäßiges Feedback von einem erfahrenen Trainer ist absolut sinnvoll, damit man nicht vom rechten Pfad abweicht und auch auf Verschiebungen flexibel reagieren kann. Bis jetzt sind wir die Dinge etwas unterschiedlich angegangen. Henrik trainiert schon länger mit der Running Company, einer Laufgruppe mit einer erfahrenen Trainerin Bianca Meyer. Von Läufer für Läufer – hier wird sowohl die Gemeinschaft als auch die individuelle Beratung groß geschrieben. Henrik hat sich mit Bianca auf den Berlin-Marathon im letzten Jahr sehr erfolgreich vorbereitet. Ich für meinen Teil laufe nun seit über 5 Jahren ohne Trainingsplan (ein Training habe ich in München mitmachen dürfen – war mir auch viel zu anstrengend :-)). Also auch ohne Struktur und Effizienz? Nun, damit macht man es sich ein wenig einfach. Wenn man schon eine Weile läuft, weiß man ziemlich genau, was man seinem Körper zumuten kann. Mit der Zeit kommt auch die Erfahrung, welches Training positive und negative Effekte auf die Leistung haben kann. Bei mir kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, der einem Trainingsplan entgegensteht: bei einem 40h(+X)-Job und einer Familie mit zwei kleinen Kindern ist eine tagesaktuelle und abwechslungsreiche Trainingsplanung fast unmöglich. Ich versuche, den Arbeitsweg und die Mittagspause so gut wie möglich auszunutzen, um unter der Woche überhaupt ein paar Kilometer zu laufen. Auch am Wochenende bleibt meist nur der Abend übrig, damit die Familie nicht zu kurz kommt. Flexibilität ist folglich ein absolutes Muss bei mir. Ich bin skeptisch, ob ein Plan mir das bieten kann. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen! Das letzte Jahr hat mir gezeigt, dass mein Training quantitativ sehr dünn war – Verletzung inkl. – jedoch zeugen die Ergebnisse im Herbst von einer auch für mich erstaunlichen Effektivität. Ich konnte auf drei Distanzen meine Bestzeit deutlich steigern. Manchmal scheint eben weniger wirklich mehr zu sein. Der Marathon im Frühjahr wird spätestens zeigen, ob ich auf dem richtigen Weg bin – mit oder ohne Trainingsplan!?

Henrik meint:

  • Ganz klar, nicht jeder Läufer braucht einen Plan. Es sind vor allem die Einsteiger und die zielorientierten Läufer, denen ein detaillierter Trainingsplan weiterhelfen kann. Wer noch nie in seinem Leben mehr als 5 Km gelaufen ist, kann nicht einschätzen, wie schnell und vor allem wie genau das Training hochgefahren werden sollte. Nicht selten schrubbt der Einsteiger dann zuviele Kilometer weg und wundert sich über die einsetzenden Achilles-Beschwerden. Der Plan erfüllt hier die Funktion, einzubremsen, langsam aufzubauen und sich auf qualitativ hochwertiges Training zu konzentrieren. Dazu zählen auch Lauf-ABC, Dehnen und Alternativtraining. Und das erste Wettkampfziel (“Zehner unter einer Stunde”) kann so viel pointierter angegangen werden. Dann tauchen auch die bösen Intervalltrainings im Plan auf. Der Läufertyp “ambitioniert” greift gerne auf die detaillierte Wochenplanung zurück. Man muss sich einfach keine Gedanken mehr über die Trainings der kommenden Woche machen, sondern überträgt einfach die Termine in den Kalender. Ob morgens, mittags oder abends gelaufen wird, spielt keine entscheidende Rolle. Ich finde das einfach praktisch. Natürlich muss ich vorab kennzeichnen, an welchen Tagen ich gar nicht kann, wenn das Abendessen mit Mutti im Kalender steht. Das Aufschreiben des Trainingsprotokolls hilft mir, die Trainings der Woche zu reflektieren und ein Wochenfazit zu ziehen. Der Zeitaufwand der “Mitarbeit” ist nicht zu unterschätzen. “Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!” sagte immer der Boss des A-Teams. Das kann ich unterschreiben. Das nächste Wettkampfziel bei mir ist aufgrund der Hartnäckigkeit meiner Verletzung, die ich seit Berlin mit mir herumtrage, noch unscharf. Der Marathon auf Gran Canaria fällt für mich definitiv aus. Im Frühjahr wird es also auf die 10 Km (Ziel: sub 40 min) bis Halbmarathon-Distanz (Ziel: sub 1:30h) gehen. Vorher geht es aber ins Laufcamp nach Lanzarote. Laufcamp? Ja, auch das kann zu einem strukturierten Training dazugehören. Eine Woche nur auf Laufen konzentrieren, das hat schon was. Ich war mit der Running Company im vergangenen September bereits im Höhentraining und denke, dass ich davon beim Berlin Marathon profitiert habe. So ein Laufcamp kann einen echten Schub bringen, wenn man die erforderliche Regeneration danach beachtet. Urlaub ist dafür erforderlich, aber wann hat man sonst die Möglichkeit, zwei Mal täglich zu trainieren? Sollte ich meine Verletzung in diesem Monat überstanden haben, werde ich mich weiter auf die Kombination von Trainingsplan und Laufcamp verlassen. Und dann schauen wir gemeinsam, ob die Laufziele für 2012 damit erreichbar sind.

Und ihr so? Wie haltet ihr es mit einem Plan? Falls ihr einen nutzt, bei welchem Anbieter und wie sind eure Erfahrungen?